Wer Feuerwehrmann kann, der kann

  30 Oktober 2015    Gelesen: 611
Wer Feuerwehrmann kann, der kann
Schon zum sechsten Mal tritt Huub Stevens mitten in der Saison bei einem Verein als Trainer an. Seine Antrittsbilanz: Drei Siege, zwei Unentschieden, eine Niederlage. Seinem neuen Club Hoffenheim macht das Mut.
Ganz abgeklärt und ruhig klatschte Huub Stevens den Stuttgarter Anhängern nach dem 13. Spieltag der vergangenen Saison in Freiburg zu. Der Niederländer war nach drei tor- und punktlosen Spielen und Tabellenplatz 18 für den zurückgetretenen Armin Veh gekommen und gewann mit seinem neuen Klub gleich spektakulär 4:1. Die drei Punkte gegen den direkten Konkurrenten waren extrem wichtig, aber Stevens war das kaum anzusehen. Als sei er schon daran gewöhnt, den Erfolg schnell zurückzubringen.

Dass Trainer während der Saison einspringen, um bedrohliche Situationen zu klären, gehört im Bundesligageschäft zur Normalität, man nennt sie: Feuerwehrmann. Meistens werden die immer gleichen Namen gehandelt, sobald eine Vakanz entsteht. Die Elite unter den Feuerwehrmännern sozusagen.
Huub Stevens ist einer dieser oft gefragten Trainer. Sechsmal ist er bereits während der Saison bei einem Verein eingesprungen, aktuell hat er die kriselnde TSG Hoffenheim übernommen.

Dort kann man ab jetzt eigentlich gelassen sein, denn Stevens` Feuerwehrmann-Bilanz zeigt einen überraschend eindeutigen Trend: Der 61-Jährige wird beim Löschen offenbar immer besser.

Erster Antrittssieg beim FC Schalke

Bei seinen letzten vergangenen vier Debüts als Feuerwehrmann ist Stevens immer in Führung gegangen. Dass er am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) mit dem 1. FC Köln auf einen seiner Ex-Klubs trifft, gibt der Partie zusätzlichen Reiz.

Als Stevens das letzte Mal zum Einstand auf einen ehemaligen Verein traf, schlug er den Hamburger SV mit dem FC Schalke 2:1. Damals, 2011, war Stevens für den wegen Burnouts zurückgetreten Ralf Rangnick eingesprungen. Der Verein stand bei Stevens` Start bereits auf Platz fünf, es gab vergleichsweise wenig zu löschen. In Spiel zwei gab es direkt die erste Niederlage, aber Stevens führte sein Team letztlich in die Champions League.

Zuvor hatte der Niederländer dreimal zum Ligaeinstand verloren, erstmals mit Roda JC Kerkrade 1993 (1:3 bei Ajax Amsterdam), dann während seiner ersten Amtszeit beim FC Schalke 1996 (0:3 gegen Werder Bremen) und schließlich mit dem Hamburger SV 2007 (1:2 gegen Hertha BSC). Letztendlich stiegen aber alle drei Klubs unter ihm in der Tabelle, der Erfolg setzte zudem immer früher ein.

In Kerkrade startete er nach holprigem Beginn erst ab seinem fünften Spiel eine Serie und verlor nur einmal innerhalb von acht Partien. Bei seinem ersten Einsatz beim FC Schalke gewann Stevens schon Spiel zwei, brachte aber wieder erst ab dem fünften Ligaspiel Konstanz (neun Spiele ohne Niederlage, darunter sieben Siege). Der Uefa-Cup-Titel am Ende der Saison ist bis heute der größte Erfolg in der Schalker Vereinshistorie.

Zehn Jahre lang hatte Feuerwehrmann Stevens dann Pause, weil er seine Ämter bei Hertha, Köln und erneut Kerkrade immer bereits zum Saisonstart antrat. Mit dem Hamburger SV startete er nach der Auftaktniederlage gegen Hertha bereits ab seinem zweiten Spiel einen Positivlauf in der Liga: Stevens holte 17 Punkte in sieben Spielen, führte den HSV aus dem Tabellenkeller und hatte am Ende der Saison elf Plätze gutgemacht.

Doppelte Rettung in Stuttgart

Das soll sich in Hoffenheim fortsetzen. Die TSG übernimmt er in einer Situation, die er vor allem aus Stuttgart und eben aus Hamburg kennt. Mit nur sechs Punkten aus zehn Spielen ist Hoffenheim Tabellenvorletzter. Ein einziger Sieg und nur zwölf Tore stehen in der Bilanz des normalerweise für Offensivfußball bekannten Teams. Um das zu ändern, kommt offenbar genau der Richtige.

Nach seinem zweiten Engagement bei Schalke rettete Stevens den VfB Stuttgart gleich zweimal vor dem Abstieg - und punktete beide Male zum Auftakt. 2014 startete er ab dem 25. Spieltag mit vier Zählern in zwei Spielen. Stuttgart schaffte am Ende den Klassenerhalt mit fünf Punkten Vorsprung auf Hamburg und den Relegationsplatz. Ein Jahr später war es noch knapper. Der VfB lag nach dem 34. Spieltag nur einen Punkt vor dem HSV, erneut auf dem Relegationsplatz, und nur zwei Zähler vor dem direkten Abstiegsplatz. Der Niederländer hatte den Klub diesmal schon in der Hinrunde übernommen. Stuttgart hielt die Klasse vor allem, weil Stevens in allen direkten Abstiegsduellen punktete - angefangen mit dem fulminanten 4:1 direkt zum Auftakt in Freiburg.

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