Mourinho mutiert zu “The Silent One“
"Mou am Ende? Erst war es eine Seifenoper, dann eine Pantomime, jetzt wird es ein Zirkus", schrieb die Tageszeitung "Sun" über Mourinhos wieder mal seltsames TV-Interview unmittelbar nach der sechsten Niederlage im elften Ligaspiel. Die ersten vier Fragen beantwortete der 52-Jährige allesamt mit "Ich habe nichts zu sagen", vier weitere mit einem schlichten "Nein". Dann ging er.
Rauswurf schon diese Woche?
Wahrscheinlich ahnte Mourinho da schon, dass es langsam eng wird für ihn. Das Heimspiel gegen Klopps Liverpool war zum "Schicksalsspiel" erkoren worden, nach der verdienten Pleite und angesichts des 15. Tabellenplatzes stehen die Zeichen beim Noch-Meister auf Trennung. Portugiesische Medien spekulierten bereits, Mourinho werde schon am Mittwoch im Champions-League-Spiel gegen Dynamo Kiew nicht mehr auf der Bank sitzen.
Zumindest die Fans an der Stamford Bridge halten weiter zu Mourinho, immer wieder sangen sie am Samstag seinen Namen. Die entscheidende Frage ist aber, ob auch Klubchef Roman Abramowitsch so viel Geduld aufbringt. Nicht nur Klopp weiß, wie wichtig Rückhalt im Verein ist. "Bei mir war damals das Gute, dass niemand Zweifel an mir hatte. Niemand", sagte er am Samstag.
Bei Chelsea sieht das wohl anders aus. "Die Mannschaft ist zu Tode gelangweilt von Mourinhos taktischer Zwangsjacke", schrieb die "Daily Mail" und brachte den Namen Guus Hiddink ins Spiel. Mourinho, der erst im August einen neuen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte, habe "Probleme" im Verhältnis zu seinen Schlüsselspielern.
"Sind Sie verrückt?"
Klopp konnte das alles egal sein. Nach dem entscheidenden 3:1 durch Christian Benteke (83.) explodierte "The Normal One", blies die Backen auf und sprang mit verschränkten Beinen hoch in die Luft. "Mehr geht für heute nicht", sagte Klopp, der anschließend sogar auf eine Titelchance der Reds angesprochen wurde. Klopp lächelte die Frage mit dem Satz "Sind Sie verrückt? Glauben Sie wirklich, dass wir uns damit beschäftigen?" gekonnt weg.
Chelsea war durch Ramires (4.) sogar in Führung gegangen, ehe zwei feine Tore des Brasilianers Coutinho (45.+3/74.) die Wende brachten. Gerade der Ausgleich war es, der Mourinho dann doch noch zum Reden brachte. Denn 30 Minuten nach seinem skurrilen Interview hatte der Portugiese seine Sprache wieder gefunden - und polterte wie gewohnt gegen die Schiedsrichter.
"Es waren zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt, der Ausgleich fällt aber nach 2:35 Minuten. Was nach der Pause passierte, ist die Folge davon", sagte Mourinho. Auf die Frage, ob Liverpools Lucas die Gelb-Rote Karte hätte sehen müssen, fragte er zurück: "Was denken sie?" Der Fragesteller werde von der FA schließlich nicht bestraft, wenn er seine Meinung sage. Mourinho schon, und neue Geldstrafen kann er kaum brauchen. Sorgen hat er schließlich schon genug.