Gericht spricht Ivan Klasnic Schmerzensgeld und Schadensersatz zu

  31 März 2017    Gelesen: 599
Gericht spricht Ivan Klasnic Schmerzensgeld und Schadensersatz zu
Ivan Klasnic hat vor dem Landgericht Bremen einen Sieg gegen seine früheren Mannschaftsärzte bei Werder Bremen errungen. Die Richter sprachen dem Ex-Fußballprofi 100.000 Euro Schmerzensgeld sowie Schadensersatz zu.
Das Landgericht Bremen hat zwei frühere Mannschaftsärzte des Bundesligisten Werder Bremen dazu verurteilt, dem ehemaligen Werder-Profi Ivan Klasnic 100.000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz in noch nicht festgelegter Höhe zu zahlen. Das teilte ein Gerichtssprecher mit. Demnach stellte die Kammer grobe Behandlungsfehler fest, die bei Klasnic zu Nierenschäden führten.

Gegen die Entscheidung ist eine Berufung möglich. Sollte das Urteil Bestand haben und rechtskräftig werden, müsste dem Sprecher zufolge weiterverhandelt werden, um die genaue Höhe der Schadensersatzsumme festzulegen. Zudem müsste geklärt werden, welcher Beklagte - beziehungsweise welche Versicherung - wie viel zu bezahlen hat. Klasnic hatte ursprünglich 1,1 Millionen Euro Schadensersatz verlangt. Der Vorsitzende Richter Clemens Bolay sagte, Klasnic stehe allein für 2007 ein Verdienstausfall von rund einer Million Euro zu.

"Ich freue mich für meinen Mandanten über dieses Urteil", sagte Klasnics Anwalt Matthias Teichner dem SPIEGEL. Er rechne mit einer Berufung. "Dieser sehe ich gelassen entgegen."

Gericht macht Arzt für Klasnics Nierenverlust verantwortlich

Das Urteil umfasst alle vier beklagten Parteien:

Götz Dimanski, damals Werders Mannschaftsarzt

Manju Guha, die damals für jährliche Routineuntersuchungen zuständige Internistin

Die Sporthep Werder GmbH, ein Therapiezentrum, dessen Geschäftsführer damals Dimanski war

Die Reha-Zentrum Bremen GmbH, bei der Guha arbeitete und dessen Website Dimanski als ärztlichen Geschäftsführer nennt

Laut Gericht konnten die Beklagten nicht nachweisen, dass Klasnics Nierenschäden nicht durch die Behandlungsfehler verursacht wurden. "Dimanski ist für den Nierenverlust und die daraus resultierenden Folgen verantwortlich", sagte Richter Bolay in seiner Urteilsbegründung. Auch Guha seien "grobe Behandlungsfehler" unterlaufen. Dadurch haften Dimanski und Guha für alle anfallenden "materiellen und immateriellen" Schäden des einstigen Torjägers.

Anwalt Teichner hatte bei beiden Ärzten schwere Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht gesehen. Klasnic machte geltend, die Mediziner hätten bei regelmäßigen Untersuchungen seine schlechten Nierenwerte nicht erkannt und nicht behandelt. Die Ärzte hätten die Nierenprobleme zudem durch Medikamentengabe dramatisch verschlimmert. Schon mit 26 Jahren brauchte Klasnic eine Spenderniere. Insgesamt erhielt er von seinen Eltern zwei der Organe; derzeit ist er auf Dialyse angewiesen.

"In Lebensgefahr gebracht und auf Dauer erheblich geschädigt"

"Natürlich gibt es einen bitteren Beigeschmack, denn nunmehr steht gerichtlich fest, dass Ivan Klasnic über Jahre hinweg von Ärzten, denen er vertraut hat, insbesondere von Dr. Dimanski, auf das gröbste falsch behandelt, in Lebensgefahr gebracht und auf Dauer erheblich geschädigt wurde", sagte Teichner. "Die Ärzte können dabei noch froh sein, dass gegen sie nur zivilrechtlich vorgegangen wird."

Die Anwälte der Beklagten waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. "Ich bin extrem überrascht", zitierte die "Kreiszeitung Syke" Dimanski nach der Urteilsverkündung. "Ich gehe davon aus, dass ich der Einzige bin, der die Fakten richtig kennt. Aber das ist immer eine Frage der Interpretation." Die Ärzte hatten bei Klasnic von einem "schicksalhaften" Krankheitsverlauf gesprochen.

Die Entscheidung des Gerichts ist das vorläufige Ende eines fast neun Jahre währenden Rechtsstreits. Klasnic spielte von 2001 bis 2008 bei Werder Bremen. Im April 2008 reichte er die Klage ein. Mehrere Vorstöße des Gerichts, die Streitparteien zu einer Einigung zu bewegen, scheiterten.

Quelle : spiegel.de

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