Tausende fordern Freiheit der Forschung

  22 April 2017    Gelesen: 624
Tausende fordern Freiheit der Forschung
Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump fürchten Wissenschaftler eine "Ära der alternativen Fakten". Tausende Menschen weltweit gehen deshalb für die Freiheit der Wissenschaft auf die Straße. Auch in vielen deutschen Städten.
Rund um den Globus setzen Menschen ein Zeichen gegen "alternative Fakten": Bei Demonstrationen in mehr als 500 Städten sind Demonstrationen gegen die zunehmende Einschränkung der Wissenschaft geplant. Seinen Anfang nahm der sogenannte "March for Science" am frühen Samstag in Australien und Neuseeland, wo bereits tausende Menschen auf die Straße gegangen sind. In Sydney trugen viele der Demonstranten weiße Laborkittel, auf Spruchbändern war zu lesen: "Ohne Wissenschaft ist alles nur Fiktion". Unter anderem sind in Argentinien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Costa Rica, Dänemark, Island, Indien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Panama, Norwegen, Portugal, Südafrika, Südkorea, Uganda und der Schweiz Proteste geplant.

Auch in Deutschland soll es Aktionen in mindestens 18 Städten geben: darunter in Berlin, Bonn, Köln, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Leipzig, München, Stuttgart, Tübingen, Greifswald und Göttingen. In Deutschland wird der "March for Science" von der "Allianz der Wissenschaftsorganisationen" unterstützt. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat in dieser 2017 die Federführung übernommen.

"Freiheit in Frage gestellt"

Die Organisatoren der Aktion sind eine Gruppe Wissenschaftler aus den USA. Der Protest wurde absichtlich auf den Termin des alljährlichen "Earth Day" (Tag der Erde) zur Stärkung der Wertschätzung von Umwelt und Natur gelegt.

Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Otmar Wiestler, ist überzeugt, dass Wissenschaftler ihre Stimme erheben sollten, wenn die Freiheit der Wissenschaft in Frage gestellt wird. Die Wissenschaft spiele in modernen Gesellschaften eine entscheidende Rolle, so Wiestler. "Sie liefert die Fakten und Ergebnisse, auf denen unser Wohlstand basiert und die für Politik und Gesellschaft die Grundlage darstellt, auf der Entscheidungen getroffen werden können."

"Verbindendes Element in schwierigen Zeiten"

Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wächst hingegen vor allem in den USA die Angst vor einer neuen Ära der "alternativen Fakten". "Die Aussagen zum Klimawandel und anderen Wissenschaftsthemen irritieren uns sehr", sagte Wiestler. Noch viel mehr als die Situation in den USA beunruhige allerdings die Lage in der Türkei, wo Wissenschaftler "aufgrund ihrer Forschung ihre Tätigkeit verlieren und im Gefängnis landen", sagte Wiestler.

Gleichzeitig könne Wissenschaft politisch schwierigen Zeiten ein verbindendes Element bleiben. "Wir sehen das am Beispiel Russland, wo wir trotz aller Entwicklungen der vergangenen Jahre weiter aktiv geblieben sind", sagt Wiestler. Gerade in politisch schwierigen Zeiten, in denen es Sanktionen gibt, wäre es ein falsches Signal, wenn auch noch die wissenschaftliche Zusammenarbeit zum Erliegen käme. Daher sieht er auch die Einreiseverbote Trumps äußerst kritisch: "Alles, was den Austausch über Grenzen hinweg behindert, schadet der Wissenschaft."

Bereits im Vorfeld der geplanten Massendemonstrationen für die Freiheit der Wissenschaft hatten die Grünen in Deutschland von der Bundesregierung politische Rückendeckung für Forscher gefordert. "Es reicht nicht aus, die weltweit massiven Gängelungen in Forschung und Lehre nur zu beobachten und allenfalls Sorge zu äußern", sagte Kai Gehring, Wissenschaftsexperte der Grünen, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Nötig seien "aktiver Einsatz" und "deutlicher diplomatischer wie politischer Druck" zum Schutz einer freien Wissenschaft.

Quelle: n-tv.de

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