Abedi hatte sich den britischen Ermittlungsbehörden zufolge in die Luft gesprengt, als die Zuschauermassen aus einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande strömten. Unter den Toten sind viele Jugendliche und Kinder, darunter ein achtjähriges Mädchen. Ein polnisches Paar, das seine beiden Töchter abholen wollte, kam dem polnischen Außenminister zufolge ebenfalls ums Leben. Der Chef der Gesundheitsbehörde des Großraums Manchester, Jon Rouse, sagte, insgesamt würden noch 64 Verletze behandelt.
TAUSENDE SOLDATEN SOLLEN PRÄSENZ ZEIGEN
"Es scheint wahrscheinlich, glaubhaft, dass er das nicht alleine getan hat", sagte Ministerin Rudd der BBC. Abedi sei den Behörden bekannt gewesen, was aber nicht bedeute, dass er habe verhaftet werden sollen. Premierministerin Theresa May sagte nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Dienstagabend in einer TV-Ansprache, man dürfe nicht ignorieren, dass womöglich eine größere Gruppe in den Anschlag verwickelt gewesen sei.
Die Polizei habe die Unterstützung durch die Streitkräfte beantragt, sagte May. Rudd zufolge werden 3800 Soldaten eingesetzt, um Polizisten zu entlasten, damit diese Kontrollgänge und Ermittlungen vornehmen können. Der Chef der Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, sagte, die Entscheidung, die Warnstufe zu erhöhen, sei eine Vorsichtsmaßnahme. Er hoffe, dieses Niveau werde wie in der Vergangenheit nicht für eine längere Zeit beibehalten. Polizisten in Großbritannien tragen nicht immer Waffen. Die Londoner Polizei hat aber angekündigt, etwa beim Fußball-Pokalfinale und einem Rugbyspiel am Wochenende zusätzliche bewaffnete Beamte abzustellen.
Der Anschlag war der schwerste in Großbritannien seit 2005. Damals hatten sich vier Selbstmordattentäter in drei U-Bahn-Zügen und einem Doppeldeckerbus in London in die Luft gesprengt und 52 Menschen mit in den Tod gerissen sowie 700 verletzt. Das Attentat von Manchester reklamierte die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) für sich. Ungereimtheiten in deren Angaben ließen jedoch Zweifel aufkommen, ob sie wirklich verantwortlich ist. In der Vergangenheit hatten sich einige IS-Bekenntnisse als falsch erwiesen.
"TIMES": ATTENTÄTER WAR VORHER ZUMINDEST IN LIBYEN
Abedi wurde den britischen Behörden zufolge als Sohn libyscher Eltern in Großbritannien geboren. Der "Times" zufolge war er erst kürzlich aus Libyen zurückgekehrt. US-Angaben zufolge soll er vor dem Anschlag mit dem Zug von London nach Manchester gereist sein. Am Dienstag nahm die Polizei einen 23-Jährigen fest, bei dem es sich Medienberichten zufolge um den Bruder Abedis handelt. Der französische Innenminister Gerard Collomb sagte, ihm hätten britische Ermittler berichtet, dass Abedi möglicherweise auch nach Syrien gereist sei. Die britische Innenministerin Rudd sagte, sie habe die Verbündeten gebeten, keine Details mehr zu nennen, um die Polizei nicht zu behindern. Sie zeigte sich "irritiert", dass Informationen über die Identität des Attentäters zuerst in den USA öffentlich gemacht worden waren.
Im Zentrum Manchesters gedachten am Dienstagabend Tausende Menschen der Opfer. "Es sind schwere Zeiten auf den Straßen unserer Stadt, aber wir werden uns nicht unterkriegen lassen", sagte der örtliche Dichter Tony Walsh: "Und wir wollen euer Mitleid nicht, weil dies der Ort ist, an dem wir stark zusammenzustehen, mit einem Lächeln im Gesicht."
GROSSAUFGEBOT SCHÜTZT KIRCHENTAG UND DFB-POKALFINALE
Der Manchester-Anschlag warf außerdem ein Schlaglicht auf die Sicherheitsvorkehrungen bei anderen Großveranstaltungen in Europa. Allein zum Kirchentag in Berlin und Wittenberg werden bis zum Sonntag bis zu 200.000 Besucher erwartet. Am Samstag findet außerdem in Berlin das DFB-Pokalfinale statt.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte dem ZDF, auch andernorts gebe es am Himmelfahrts-Wochenende Gottesdienste und große Veranstaltungen. Die Sicherheitskonzepte würden überprüft. Dazu gehörten Kontrollen im Umfeld von Großveranstaltungen. "Wir dürfen uns dabei nicht nur auf Zugangskontrollen konzentrieren, sondern müssen - das haben die Ereignisse in Manchester gezeigt - auch die Situation nach Abschluss der Veranstaltung genau in den Blick nehmen, wenn die Menschen die Hallen oder Stadien verlassen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Berlins Innensenator Andreas Geisel sieht die Sicherheit in der Hauptstadt gewährleistet. Zur Sicherung des Kirchentags und des Fußballspiels würden 6000 Polizisten eingesetzt. Das Konzept sei so aufgestellt, "damit wir auf solche Fälle wie jetzt in Manchester vorbereitet sind". Die Polizei werde in der ganzen Stadt gut sichtbar sein. Während des Kirchentages werde es eine mobile Videoüberwachung geben.
Quelle. reuters.de
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