Eine gewagte Provokation der Russen? Keineswegs, stellte sich schnell heraus. Wie der TV-Sender CNN berichtete, erfolgte der Flug im Rahmen von Open Skies, einem Abkommen, das 1992 zwischen Nato und ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten geschlossen wurde. Als vertrauensbildende Maßnahme gedacht, ermöglicht das Abkommen Aufklärungsflüge, um militärische Aktivitäten zu überwachen. Dabei dürfen auch Foto-, Radar- und Infrarotaufnahmen gemacht werden.
Dass ein Flug auch im Sektor P-56, dem Hochsicherheitsluftraum rund um das Weiße Haus, erfolgt, sei aber ungewöhnlich, so CNN.
Russen schauen kurz bei Trump vorbei
Bemerkenswert sei auch der zweite Teil der Flugroute etwas später am Tag gewesen, schrieb das US-Portal „Politico“. So soll die Tupolew auch Bedminster im Bundesstaat New Jersey überflogen haben – dem Ort, wo sich US-Präsident Donald Trump zurzeit aufhält. Aufgrund von Bauarbeiten im Weißen Haus hatte der 71-Jährige vor einigen Tagen sein Büro in den dortigen „Trump National Golf Club“ verlegt.
Die Tupolew habe in knapp 1300 Meter Höhe den Golfplatz passiert, berichtete das lokale Nachrichtenportal „Bernardsville Patch“.
„Politico“ interpretiert die Flugroute als gezielten Seitenhieb gegen Trump, der vergangene Woche ein Sanktionspaket gegen Russland unterzeichnete – mit den Maßnahmen soll Russland für die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und wegen der mutmaßlichen Einflussnahme auf den US-Präsidentenwahlkampf abgestraft werden. Trump unterzeichnete jedoch nur widerwillig, wie er später auf Twitter schrieb; das Verhältnis zu Moskau befinde sich in einem „Rekordtief“, das „sehr gefährlich“ sei, dafür könne dem Kongress „gedankt“ werden.
Mit dem Aufklärungsflug wolle Moskau ein Zeichen setzen, vermutet „Politico“: „Russlands Auswahl der Flugziele hat einen eindeutigen trumpschen Beigeschmack.“ Zumal ein Pentagon-Mitarbeiter bezüglich Bedminster klarstellte: „Ich weiß dort nichts von militärischen Einrichtungen.“
Quelle : welt.de
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