Israelis müssen draußen bleiben

  27 Dezember 2017    Gelesen: 695
Israelis müssen draußen bleiben
Saudi-Arabien richtet zum ersten Mal die Schnellschach-WM aus. Doch israelische Spieler dürfen nicht teilnehmen. Auch die amtierende Weltmeisterin fehlt, weil sie keinen Schleier tragen will.

Seit Dienstag laufen in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad die Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach. Doch einige der besten Spielerinnen und Spieler fehlen. Das israelische Team kann nicht an der WM teilnehmen, weil die Spieler keine Visa erhalten haben.

Als Begründung für die Entscheidung gab Fatimah S. Baeshen, Sprecherin des saudi-arabischen Botschafters in den USA, die fehlenden diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern an.

Der israelische Schachverband reagierte darauf mit Unverständnis. Verbandssprecher Lior Aizenberg forderte in der "New York Times", Politik und Sport kategorisch zu trennen. "Die Beziehungen zwischen Ländern sollten keinen Einfluss auf internationale Veranstaltungen wie Weltmeisterschaften haben", sagte Aizenberg.

Israelischer Verband fordert Entschädigungen

Spielern aus Iran und Katar waren nach Vermittlung des Schachweltverbands Fide Visa erteilt worden. In einer offiziellen Pressemitteilung des Weltverbands, die am Sonntag veröffentlicht worden war, heißt es: "Fide und die saudi-arabischen Organisatoren sind jederzeit bereit, alle Teilnehmer willkommen zu heißen."

Der israelische Verbandsvorsitzende Dr. Zvika Barkai übte scharfe Kritik an dieser Aussage, da daraus hervorginge, dass Israelis nicht zur Gruppe aller Teilnehmer gezählt würden. Barkai forderte in einem offenen Brief, die israelischen Spieler zu entschädigen und Saudi-Arabien das Recht auf die Austragung der Weltmeisterschaften 2018 und 2019 zu entziehen.

Das Turnier trägt seit diesem Jahr den Titel "King Salman Schach-Weltmeisterschaften" und war auf Betreiben von Prinz Mohammed bin Salman für die kommenden drei Jahre an Saudi-Arabien vergeben worden.

Nakamura und Musytschuk verzichten auf Teilnahme

Kritik an der Vergabe kam nicht nur vom israelischen Verband. Der amerikanische Großmeister Hikaru Nakamura hatte seine Teilnahme schon im November abgesagt. "Ein Schachturnier in einem Land auszutragen, in dem grundlegende Menschenrechte nicht geachtet werden, ist grausam", schrieb Nakamura bei Twitter.

Auch Doppel-Weltmeisterin Anna Musytschuk aus der Ukraine hatte kurz vor Beginn der WM bekannt gegeben, ihre Titel aus Protest gegen die Diskriminierung von Frauen in Saudi-Arabien nicht verteidigen zu wollen.

"Kreatur zweiter Klasse"

"In ein paar Tagen werde ich meine beiden Weltmeistertitel verlieren", schrieb Musytschuk am Samstag bei Facebook. "Und das nur, weil ich mich entschieden habe, nicht nach Saudi-Arabien zu reisen. Nicht nach deren Regeln zu spielen, keine Abaya zu tragen, nicht nur in Begleitung rauszugehen und mich insgesamt nicht wie eine Kreatur zweiter Klasse zu fühlen."

Der saudi-arabische Schachverband hatte zuvor erklärt, dass alle Spielerinnen das traditionell islamische Überkleid Abaya inklusive Kopftuch tragen müssten, wenn sie den Veranstaltungsort verließen. Während der Partien seien sie davon befreit.

In Saudi-Arabien ist Schach nicht unumstritten. Im Januar 2016 hatte Großmufti Scheich Abdulaziz Al al-Sheikh das Spiel für unvereinbar mit dem Islam erklärt und verboten.

Quelle : spiegel.de

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