Frankreich: Gefängniswärter gehen auf die Barrikaden

  17 Januar 2018    Gelesen: 890
Frankreich: Gefängniswärter gehen auf die Barrikaden
Mitarbeiter des französischen Strafvollzugs haben offensichtlich genug von den Zuständen in den Gefängnissen des Landes: Überbelegung und tägliche Angriffe der Gefangenen auf die Bediensteten seien inzwischen Normalität. Als ein verurteilter Islamist drei Wärter angreift, platzt ihren Kollegen der Kragen.
Straßensperren, brennende Holzpaletten, Schüsse fallen – und auf beiden Seiten der Barrikaden stehen Männer in gleicher Dienstkleidung: „Wir versuchen uns zu beherrschen und direkte Zusammenstöße zu vermeiden. Schließlich tragen wir die gleiche Uniform (…). Aber wir wollen, dass man uns hört, dass die Politiker uns hören“, sagt ein junger Mann einem Sputnik-Korrespondenten.

Die französische Gewerkschaft der Bediensteten des Justizvollzugs hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, die Zufahrt zum Gefängnis von Fleury-Mérogis, einem Vorort von Paris, zu blockieren. Rund 100 Mann sind dem Aufruf gefolgt und protestieren seit Montagabend auf der Straße.

„Wir sind heute hier, weil in ganz Frankreich der Unmut wächst“, sagt ein Gewerkschaftssprecher dem Sputnik-Reporter. „In ganz Frankreich protestieren Mitarbeiter von Gefängnissen. Es gibt ein großes Problem mit der Sicherheit des Personals.“

Das Gefängnis von Fleury-Mérogis sei zu 150 Prozent überfüllt. „Auf einen Wächter kommen 90 Gefangene“, sagt der Gewerkschaftsvertreter. „Nehmen Sie noch die islamistischen Terroristen dazu. Die werden in unserem Gefängnis zusammen mit anderen Häftlingen untergebracht. Ein nicht hinnehmbarer Zustand.“

Jüngst erst hatte ein islamistischer Terrorist drei Mitarbeiter des Gefängnisses angegriffen, was denn auch die Proteste auf der Straße ausgelöst hatte.

„Die Polizisten haben uns aufgefordert, die Proteste aufzulösen. Aber meine Kollegen sind fest entschlossen, hierzubleiben. Sie sehen also, wie Ordnungshüter gegen Ordnungshüter aufmarschieren. Und das ist sehr, sehr schlecht für unser Land.“

Ein weiterer Protestteilnehmer: „Im Gefängnis von Fleury-Mérogis sind Menschen zusammen mit radikalen Islamisten inhaftiert. Für uns ist das ein gewaltiges Problem. Es ist lebensgefährlich für uns, weil wir für diese Gefangenen alles verkörpern, was sie hassen. Unsere Gefängnisse, unsere Gesetze sind darauf überhaupt nicht vorbereitet. Und es wird immer mehr solche Gefangenen geben, weil bestimmte Menschen aus Syrien zurückkommen und sehr gefährlich sind.“

Die Gewerkschaften fordern deshalb, die Islamisten in speziellen, abgesonderten Haftanstalten unterzubringen – auch damit sie andere Gefangen nicht radikalisieren. „Wir fordern, dass solche Strafgefangenen von anderen isoliert werden und vor allem in Gefängnissen untergebracht werden, wo die Sicherheit des Personals garantiert wäre“, sagt der Gewerkschaftler. „Unsere Kollegen sind ja schon angegriffen worden, weil die Häftlinge auch die Möglichkeit hatten, sie anzugreifen.“

Jährlich komme es zu mehr als 4.000 Übergriffen auf Gefängniswärter – tägliche Verbalattacken nicht mitgerechnet.

„Wer sich nicht an die Haftordnung halten will, greift halt einfach einen Wärter an. Da findet man ein Telefon bei einem Gefangenen – Handys sind im Gefängnis verboten – und kriegt sofort einen Faustschlag. Jede Kleinigkeit kann dazu führen, dass man angegriffen wird. Wir werden attackiert, weil wir einfach nur unseren Job machen“, empört sich ein Protestteilnehmer.

Der Protest in Fleury-Mérogis sei nicht der erste dieser Art, sagt der Gewerkschaftssprecher: „Für uns ist das die einzige Möglichkeit, unsere Forderungen vorzutragen, uns Gehör zu verschaffen.“

Bewaffnet seien die Protestteilnehmer nicht, betont er: „Wir haben keine Waffen, keine Molotow-Cocktails. Die Polizisten sind unsere Kollegen, wir arbeiten oft zusammen. Wir haben nicht vor, auf die Polizei loszugehen. Wenn wir auch Grenzen überschreiten, dann nur in einem bestimmten Rahmen.“

Quelle : sputnik.de

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