Ein paar Dinge liefen allerdings schief. Zunächst führte der Link auf eine Fehlermeldung, was angeblich an den starken Zugriffen lag. Erst eine Stunde später war das Problem gelöst. Doch das Kernproblem besteht weiter: Trumps "Fake News Awards" sind ein Schwindel.
Erstmals kam Trump die Idee im November, als er laut darüber nachdachte, dass es einen Preis für die "verlogensten" und "korruptesten" US-amerikanischen Sender geben sollte, wobei er seinen erklärten Lieblingssender Fox News ausdrücklich nicht mit einschloss. Am 3. Januar kündigte er dann eine entsprechende Preisverleihung an, stattfinden sollte die Sache fünf Tage später. Am 7. Januar teilte er mit, er verschiebe die Bekanntgabe auf den 17. Januar. "Das Interesse an diesen Preisen und ihre Bedeutung ist weitaus größer, als irgendjemand hätte voraussagen können!", trompetete er damals, was offenbar als Begründung für die Verzögerung gemeint war. Ursprünglich scheint sogar eine Form von Zeremonie geplant gewesen zu sein. Jedenfalls sagte Trumps Sprecherin Sarah Sanders am vergangenen Dienstag beim Pressebriefing im Weißen Haus: "Wir halten Sie auf dem Laufenden, was Details zu dem möglichen Event angeht und wie das aussehen könnte."
Der Event, falls je einer geplant war, fiel aus. Die Gewinner beziehungsweise Verlierer wurden lediglich in einer kurzen Übersicht verkündet, die von der republikanischen Partei nicht einmal auf der Startseite ihres Internetauftritts gezeigt wird. Die weitaus meisten Preise gingen erwartungsgemäß an den sehr Trump-kritischen Nachrichtensender CNN. Die "Washington Post", die ebenfalls zu den Preisträgern gehört, unterzog die Liste einem Faktencheck und stellte fest: Die meisten Berichte, die Trump kritisiert, waren tatsächlich falsch.
Hat Trump also recht? Nein, es ist schließlich Trump, der Präsident der alternativen Fakten. Auf Platz eins steht die "New York Times" mit einem Stück, in dem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman prophezeite, Trumps Wahl werde wahrscheinlich eine weltweite Rezession auslösen. Krugman ist Kolumnist bei der "Times", der Text war als Kommentar gekennzeichnet und erschien, als Trumps Wahlsieg gerade wenige Stunden alt war und die Märkte mit einem Absturz reagierten. Den von Krugman vorausgesagten Abschwung gab es jedoch nicht - Prognosen sind nun einmal schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Und, wichtiger noch: Drei Tage später korrigierte Krugman sich. (Im vergangenen Oktober schrieb er, jeder Ökonom gebe mal schlechte Vorhersagen ab - wer das nicht tue, gehe nicht genug Risiken ein.)
Auf Platz zwei: der Sender ABC für einen Bericht, in dem es hieß, Trump habe als Präsidentschaftskandidat seinen Berater Michael Flynn beauftragt, Kontakte mit der russischen Regierung herzustellen. Ein schwerer Fehler: Trump tat dies erst nach seinem Wahlsieg. Das Detail ist wichtig: Trump hat stets gesagt, er habe im Wahlkampf keine Kontakte nach Russland gehabt. Bislang konnten seinem Umfeld, darunter seinem Sohn und seinem Schwiegersohn, einige solcher Kontakte nachgewiesen werden, nicht jedoch Trump selbst.
Ein klarer Fall von Fake News? So einfach ist das nicht. Fake News sind Meldungen, die frei erfunden sind und bewusst gestreut werden. ABC jedoch korrigierte den Fehler und suspendierte den dafür verantwortlichen Reporter. Nach genau diesem Muster verliefen alle weiteren Fälle, die Trump als "Fake News" bezeichnet.
Man kann die Liste der Preisträger als Hinweis verstehen, dass Journalisten Fehler machen, wenn sie schlampig arbeiten. Möglich ist auch die Sicht, dass die angeprangerten Medienhäuser ihre Fehler in der Regel korrigieren. Nur einer korrigiert seine zahlreichen Falschbehauptungen grundsätzlich nie, wie die Faktenchecker der "Washington Post" etwas spitz anmerken: Donald Trump. Das erste Jahr seiner Präsidentschaft ist noch nicht ganz vorbei, aber er hat schon mehr als 2000 "falsche oder irreführende Behauptungen" aufgestellt.
Dazu gehört übrigens auch Platz 11 seiner "Fake News Awards" - die "Russia Collusion", also die Zusammenarbeit seines Wahlkampfteams mit der russischen Regierung. Wie gesagt: Endgültig bewiesen ist zum jetzigen Zeitpunkt nichts, auch wenn es zahlreiche Indizien gibt, darunter nach einer Zählung der "Washington Post" mindestens 31 Treffen von Trump-Mitarbeitern mit Russen. Aber noch laufen die Untersuchungen. Zu sagen, wie Trump es tut, dieser Vorwurf sei "der größte Betrug, der je am amerikanischen Volk begangen wurde", ist zumindest eine schamlose Übertreibung. Den Preis, den Trump am Donnerstagabend vergeben hat, hätte er selbst am meisten verdient.
Quelle: n-tv.d
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