Ein schönes Lächeln: Was man dafür tun kann – oder besser lassen sollte

  15 Dezember 2015    Gelesen: 1046
Ein schönes Lächeln: Was man dafür tun kann – oder besser lassen sollte
Weiße Zähne strahlen Gesundheit und Kompetenz aus. Schade nur, wenn man keine hat. Wie lässt sich das ändern?
Rostige Nägel, eingelegt in Essig und Tee, dazu Gerbsäure und ein Schuss Urin: Aus diesem Stoff war lange das Lächeln japanischer Frauen gemacht. Sie pinselten sich die Tinktur auf die Zähne, bis diese schwarz strahlten – schwarz wie die Nacht. Diese galt als dem Tag unterworfen und zugleich untrennbar mit ihm verbunden. Ganz so sollte es die Frau mit dem Mann halten, schwarze Zähne waren ein Muss für jede Gattin. Und auch für jeden Samurai. Die Krieger demonstrierten mit dem finsteren Biss ebenfalls Treue, gegenüber ihrem Lehnsherrn. Sogar die Damen in den Bordellvierteln lächelten dunkel: Schwarze Zähne müssen im alten Japan auch erotischen Glanz ausgestrahlt haben.

Das wirkt geradezu wie das Negativ des aktuellen Inbilds von Schönheit. Weiß sollen Zähne heute sein, lückenlos und gerade. Ein ebenmäßiges, strahlendes Gebiss signalisiert gute Ernährung und disziplinierte Pflege und damit für viele ganz allgemein Gesundheit, ja sogar Erfolg. Weiße Zähne sind Statussymbole.

Wie sehr die Farbe der Zähne das Bild beeinflussen kann, das andere sich von uns machen, zeigt ein Experiment des Zahnmedizin-Psychologen (ja, so etwas gibt es tatsächlich!) Tim Newton vom King’s College London: Er legte Testpersonen drei verschiedene Versionen von Porträtfotos vor, einmal hatte er die Zähne der gezeigten Personen per Bildbearbeitung gebleicht, einmal mit Anzeichen von Fäulnis versehen und einmal natürlich belassen. Die Probanden sollten bewerten, wie sozial kompetent, intelligent und psychisch stabil die Personen waren. Tim Newton vermutete, die Menschen würden natürlich aussehende Zähne vorziehen. Doch die besten Noten bekamen die digital geweißten Varianten.

Trotz der Vielzahl an Mittelchen ist es immer derselbe Stoff, der die Zähne bleichen soll: Wasserstoffperoxid, dieselbe Substanz, die auch Haare blondiert. Sie wird meist in Form eines Gels auf die Zähne aufgetragen, dringt in den Zahnschmelz ein und entfärbt die Pigmente, die sich abgelagert haben. Die verschwinden also nicht, man sieht sie bloß nicht mehr.

Wie gut und wie schnell der Stoff wirkt, hängt von seiner Konzentration ab. Ist das Bleichmittel besonders hoch dosiert, darf es nur ein Zahnarzt in seiner Praxis anwenden (In-Office-Bleaching). Dann können zwei bis vier Sitzungen von etwa einer halben Stunde reichen. Dabei muss das Zahnfleisch sehr sorgfältig abgedeckt werden, damit es keinen Schaden nimmt. Der Prozess kann zusätzlich durch UV-Licht oder Laser beschleunigt werden. Beides erwärmt das Gel, sodass das Wasserstoffperoxid schneller freigesetzt wird. In niedrigerer Konzentration muss das Gel mehrere Wochen lang täglich für einige Stunden einwirken. Dazu lässt der Zahnarzt Schienen anfertigen, die man zu Hause mit dem Gel befüllt und über Nacht trägt (Home-Bleaching).

"Die meisten Verfahren wirken gut", sagt Thomas Attin, Direktor der Klinik für Präventivzahnmedizin an der Universität Zürich. "Welches am besten ist, lässt sich aber schwer sagen. Viele Studien werden von der Industrie unterstützt, da muss man sehr vorsichtig sein." Von Licht und Laser rät er ab, da zu viel Wärme die Pulpa, also das Innere des Zahns, reizen kann: "So eine Laser-Apparatur ist eher ein schönes Gadget für den Zahnarzt."

Von den Do-it-yourself-Mitteln aus der Drogerie halten Experten wenig – nicht weil sie gefährlich wären, sondern weil sie kaum wirken. Sie enthalten sehr wenig Wasserstoffperoxid, höchstens 0,1 Prozent sind noch erlaubt im freien Verkauf. Gefährlich ist das Bleichen grundsätzlich nicht, das ergab ein Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses "Konsumgüter" der Europäischen Kommission. Den meisten Studien zufolge wird der Zahnschmelz nicht geschädigt, allerdings fanden einzelne Untersuchungen doch poröse Stellen. Ob das Bleichen langfristig Nebenwirkungen haben könnte, wurde nicht getestet. Darüber hinaus steht Wasserstoffperoxid im Verdacht, das Risiko für Mundhöhlenkrebs bei den Menschen zu erhöhen, die ohnehin gefährdet sind, sei es durch Rauchen, Alkoholmissbrauch oder eine genetische Veranlagung. Die wissenschaftlichen Belege für einen Zusammenhang sind jedoch dünn: Es gibt bisher nur Tierexperimente, einzelne Fallstudien und eine Befragung unter Krebskranken mit sehr wenigen Teilnehmern. Gerade Raucher sollten es jedenfalls mit dem Bleichen nicht übertreiben, da wiederholte Anwendung das Risiko womöglich steigern könnte.

Kurzfristige Nebenwirkungen treten häufig auf, sind aber eher harmlos: Die Zähne können schmerzempfindlicher auf Kälte und Wärme reagieren und weniger widerstandsfähig gegen Abrieb werden. Zu oft sollte man daher nicht zu Bleichmitteln greifen, höchstens alle paar Jahre. Sehr wichtig ist es, vor dem Bleichen die Zähne vom Arzt checken zu lassen. Durch Karieslöcher, undichte Füllungen oder Kronen kann das Bleichmittel tiefer in den Zahn eindringen, den Nerv reizen und Schmerzen auslösen. Außerdem sollte man vorher seine Zähne vom Profi reinigen lassen – und wer weiß, vielleicht sind sie dann ja schon weiß genug?

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