Doch es könnte sein, dass die Zeit der niedrigen Preise bald vorbei ist. Weil es gut möglich ist, dass es in unseren Märkten irgendwann überhaupt keine Bananen mehr gibt. Denn die Frucht, von der jeder Deutsche jedes Jahr mehr als zehn Kilogramm verspeist, ist von Seuchen bedroht. Schon heute muss die Banane häufiger mit Pestiziden eingesprüht werden als jede andere Frucht. Und dann ist da die Panamakrankheit, auch bekannt unter dem Namen Tropical Race. Gegen sie gibt es keinen Schutz, keine Heilung; einmal befallen, faulen die Wurzeln und Scheinstämme der Stauden nach und nach ab. Tropical Race ist das Aids der Banane.
Von der Krankheit gibt es mehrere Varianten. Die derzeit gefährlichste, Tropical Race 4, wurde 1990 in Taiwan entdeckt, von wo aus sie sich weiter in Asien ausbreitete, den Sprung nach Australien schaffte, später im arabischen Jordanien landete und vor ein paar Monaten in Mosambik an der Ostküste Afrikas. Auch im arabischen Wüstenstaat Oman hat man sie schon nachgewiesen.
Doch ausgerechnet von dort könnte Rettung kommen. Denn vor zehn Jahren machte ein deutscher Professor im Oman einen bemerkenswerten Fund. Entlang alter Handelswege hatte sich Andreas Bürkert auf die Suche nach Bananenpflanzen gemacht, die hier seit Jahrhunderten im Verborgenen wachsen. Es war eine verrückte Idee. Doch was Bürkert am Ende eines Tals in der Wüste fand, könnte helfen, unsere Banane zu retten.
Um jedoch die ganze Geschichte zu verstehen, muss man zunächst zurück zu den 1,49 Euro, die ein Kilogramm Bananen heute kostet. Dieser Preis ist nur möglich, weil Bananen ein Massenprodukt sind, das unter hochgradig künstlichen Bedingungen entsteht. Und genau das macht sie so anfällig.
Denn die Margen in der Bananenproduktion sind winzig. Zwei Drittel des Kaufpreises gehen allein für Dünger und Pestizide drauf, Transport und Reifung sind dabei noch nicht eingerechnet. Nur die Massen, nur die großen Plantagen machen das Geschäft profitabel. Deshalb ist jeder Schritt der Produktionskette maximal standardisiert und maschinisiert, vom Waschen, Verladen, Reifen bis hin zum Verkauf. Dafür müssen die Früchte so einheitlich wie möglich sein. Deshalb hat der Kunde im Supermarkt auch nur eine Wahl: 99 Prozent aller Exportbananen gehören zu der derselben Varietät, der Sorte Cavendish.
Ihr Gelb, ihre Form, ihr Geruch und vor allem ihr Geschmack sind das, was wir Kunden mit "Banane" verbinden. Dabei ist die Cavendish nur eine von mehr als 1.000 verschiedenen Sorten, 300 davon sind essbar. Darunter gibt es Bananen, die so weich wie Pflaumenmus sind, es gibt rote, grüne oder violette Bananen, solche, die nach Moder riechen, und andere, die nach Crème brûlée schmecken. In hiesigen Bioläden findet man mitunter kleine stummelige Biobananen aus Costa Rica. Doch das ist die Ausnahme. Im Supermarkt herrscht Eintönigkeit.
Um auf dem Massenmarkt erfolgreich zu sein, muss eine Frucht vieles zugleich bieten: Sie muss produktiv sein und darf nicht zu anfällig für Krankheiten sein, soll unterschiedliche Temperaturen und Regenmengen gut aushalten, muss den wochenlangen Transport überstehen und dann noch schmecken. Es gibt nur eine Sorte, auf die all das zutrifft: die Cavendish.
Deshalb hat sie sich weltweit ausgebreitet, riesige Plantagen in Australien, Asien, Afrika und Lateinamerika sind mit ihr bepflanzt. Diese Uniformität hat die Cavendish beliebt und machtvoll gemacht. Uniformität aber ist es auch, die ihre Zukunft bedroht. Denn für Schädlinge und Krankheiten sind Monokulturen ein Paradies. Das gilt etwa für Black Sigatoka, einen Pilz, der schon zahllose Bananenbauern ruiniert hat. Er lässt die Blätter absterben und die Früchte verfrüht reifen. Gegen ihn helfen nur Fungizide, die teuer und schädlich für Mensch und Umwelt sind und die immer weniger wirken, weil der Pilz resistent wird. Ein anderes Problem sind Nematoden, kleine Fadenwürmer, die an den Bananenwurzeln fressen, oder Rüsselkäfer, die sich in die Früchte bohren. Und dann ist da Tropical Race.
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