Donald Trump ist für Anwälte ein schwieriger Klient. Der Präsident sucht wohl schon seit Wochen nach Verstärkung für das Team, das ihn in der Russlandaffäre beraten soll. Doch eine ganze Reihe erfahrener Strafverteidiger soll bereits dankend abgelehnt haben. Ein anderer Anwalt, John Dowd, hat Trumps Team soeben verlassen. Angeblich gab es Streit mit Trump über die richtige Strategie im Umgang mit Sonderermittler Robert Mueller.
Die Nervosität wächst in Washington - und zwar nicht nur bei Trump und seinen Anwälten. Auch die politischen Gegner des Präsidenten im Kongress, die Demokraten, bereiten sich auf den großen Showdown in der Russlandaffäre vor.
Wie geht es weiter? Werden die Ermittlungen bald beendet? Droht Trump eine Anklage oder wird er freigesprochen? Welche Rolle spielt der Kongress in der Sache? Noch kann niemand genau sagen, wann Mueller seine Arbeit beenden will. Aber vier Szenarien für den Ausgang der Affäre scheinen nach dem jetzigen Stand denkbar.
Szenario eins: Die Eskalation
Nach einem Bericht der "Washington Post" soll Sonderermittler Mueller derzeit an der Veröffentlichung von mindestens zwei Berichten arbeiten. Der eine Bericht könnte sich mit dem Vorwurf befassen, dass Trump und sein Wahlkampfteam mit Russland konspiriert haben sollen, um die US-Wahl zu beeinflussen. In dem anderen Bericht geht es um die Frage, ob Trump als Präsident seine Machtstellung genutzt haben könnte, um die Ermittlungen der Justiz in der Sache zu behindern, etwa durch die Entlassung des früheren FBI-Chefs James Comey.
Um zumindest einen der Berichte abschließen zu können, will Mueller mit Trump sprechen. Doch noch immer wird über die Bedingungen dafür verhandelt. Angeblich soll Mueller Trumps Anwälten mitgeteilt haben, dass Trump "derzeit kein Ziel" der Ermittlungen sei, es also bislang keine konkreten Beweise für eine strafbare Handlung des Präsidenten gibt. Aber das bedeutet nicht viel. Denn: Solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, könnte Trump weiterhin jederzeit zum "Ziel" werden, etwa durch Aussagen von Belastungszeugen.
Das Interview mit Mueller birgt das Risiko für Trump, dass er in eine Falle tappt. Er könnte sich selbst belasten, etwa indem er Angaben macht, die nachweislich falsch sind. Dann droht ihm eine Anklage und/oder das Amtsenthebungsverfahren mit anschließender Amtsenthebung (Impeachment) durch den Kongress. Seine Präsidentschaft wäre beendet.
spiegel
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