„Nicht America first, sondern zu Amerikas Schaden“ Ex-BDI-Präsident zu US-Strafzöllen

  27 April 2018    Gelesen: 1217
„Nicht America first, sondern zu Amerikas Schaden“ Ex-BDI-Präsident zu US-Strafzöllen

Bundeskanzlerin Merkel trifft sich am Freitag mit US-Präsident Trump. Ein Thema sollen auch die drohenden Strafzölle gegen die EU sein. Merkel soll Rettungsversuche unternehmen. Aber die Aluminium- und Stahlproduzenten aus der EU müssen sich auf harte Zeiten einstellen, vermutet Hans-Olaf Henkel, Ex-Präsident des Deutschen Industrieverbandes (BDI).

Bis jetzt gilt für die Europäische Union eine Ausnahme. Aber ab dem 1. Mai ändert sich das sehr wahrscheinlich. Für die EU-Produzenten wird es teuer, wenn sie in die USA verkaufen. Die hatten Anfang März damit begonnen, weltweite Einfuhrzölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und auf Aluminium in Höhe von zehn Prozent zu verhängen. Ganz schön happig. Mit dieser Maßnahme schneidet sich Trump allerdings ins eigene Fleisch, findet Hans-Olaf Henkel. Der Wirtschaftsexperte hofft auf „Trumpsche Einsicht“.

„Viele Versprechen, die der US-Präsident im Wahlkampf gemacht hat, hat er gemacht, ohne darüber nachzudenken. Sicherlich haben ihm seine Berater hoffentlich klar gemacht, dass vieles davon zum Schaden Amerikas ist.“ Henkel sieht einen Widerspruch. Trump halte seine Versprechen ein, obwohl sie seinem Land nicht nutzen würden. „Trump hat immer gesagt: „America first`! Aber mir scheint, das bedeutet: Meine Klientel first.“

Diese Klientel sind amerikanische Stahl- und Aluminium-Hersteller. Denen und ihren Arbeitern hat Trump volle Aufträge versprochen. Dagegen laufe die übrige US-Industrie Sturm gegen die Strafzölle. Denn diese sei auf Produkte „Made in Germany“ angewiesen. Amerikanische Metall-Produzenten könnten deren Qualität nicht herstellen. Die Strafzölle träfen so letztlich die Verbraucher in den USA, denn die Zölle wirken sich laut Henkel auf den Endpreis aus. 

„Da hat der Trump ja Recht“
Der Auftrag der Bundeskanzlerin in Washington: Merkel muss dem Präsidenten klarmachen, dass Strafzölle Gegenzölle der EU zur Konsequenz hätten. Damit ist laut Henkel aber niemandem geholfen. Der Ökonom schlägt einen anderen Weg vor – bei dem die EU den ersten Schritt machen müsse: „Merkel muss zugeben, dass in der EU für den Import US-amerikanischer Autos höhere Zölle erhoben werden als für den Export in die Vereinigten Staaten – da hat der Trump ja recht.“ Die Kanzlerin solle mit Trump mittelfristig vereinbaren, gar keine Zölle mehr zwischen den USA und der EU zu vereinbaren. So könne man aus dieser Krise noch eine Chance machen. Ob Trump, der in der Heimat vor wichtigen Wahlen steht, das mitmachen würde, darf bezweifelt werden.

sputniknews


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