Warum Trump schwarze Sportler attackiert

  16 Auqust 2018    Gelesen: 1385
Warum Trump schwarze Sportler attackiert

Seit zwei Jahren demonstrieren afroamerikanische Sportstars in den USA gegen die Diskriminierung von Schwarzen, indem sie während der Nationalhymne knien. Regelmäßig schimpft US-Präsident Trump über die Spieler. Warum? Weil es ihm nutzt.

 

Ein Jahr, nachdem Quarterback Colin Kapernick zum ersten Mal während der Nationalhymne gekniet hatte, schaltete sich US-Präsident Donald Trump in die Debatte ein. Auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in Alabama im September 2017 bezeichnete er die protestierenden Footballspieler als "Hurensöhne" und forderte ihre Entlassung. Seither ist die Bevölkerung in den USA auch bei diesem Thema in zwei Lager gespalten: Die einen stehen hinter den Sportlern, die anderen empfinden ihren Protest als unamerikanisch.

Offiziell geht es Trump um Patriotismus. Von den Footballspielern und der Liga NFL fordert er Respekt vor der US-Flagge und der Nationalhymne sowie gegenüber dem US-Militär. Er prangert an, dass ausgerechnet diejenigen, die Millionen verdienen und ihren "amerikanischen Traum" verwirklicht haben, ihren Protesten die patriotischen Symbole des Landes verunglimpfen.

Den vorerst letzten Seitenhieb erteilte der US-Präsident vor einer Woche, als die NFL ihren ersten großangelegten Vorrundenspieltag veranstaltete. "Die NFL-Spieler tun es schon wieder, sie gehen in die Knie, wenn sie eigentlich stolz für die Nationalhymne stehen sollten", twitterte Trump. Bei insgesamt vier der zwölf Partien war es zu Protesten gekommen. Mehrere Spieler knieten an der Seitenlinie, blieben in der Umkleide oder hoben ihre Fäuste, während die Hymne abgespielt wurde.

"Zahlreiche Spieler von unterschiedlichen Mannschaften wollten ihre 'Wut' über etwas zum Ausdruck bringen, dass die meisten von ihnen gar nicht definieren können", führte Trump aus. Es war nicht das erste Mal, dass Trump Schwarzen vorwarf, dumm zu sein. Erst vor kurzem zweifelte er die Intelligenz von Basketball-Superstar LeBron James und CNN-Moderator Don Lemon an. "LeBron James wurde gerade vom dümmsten Mann im Fernsehen interviewt, Don Lemon", schrieb er auf Twitter. "Er ließ LeBron klug aussehen was nicht einfach ist."

"Trump will seine Anhänger hinter sich halten"
Seit nunmehr zwei Jahren steht dieses Thema immer wieder im Fokus der Berichterstattung. Angefangen haben die Proteste 2016. Colin Kaepernick, der damalige Quarterback der San Francisco 49ers, hatte sich als erster NFL-Spieler hingekniet, um auf Polizeigewalt und ungerechte Behandlung von Afroamerikanern und anderen ethnischen Minderheiten im Land aufmerksam zu machen. Damals, im Wahlkampf, hielt Trump sich noch etwas zurück.

Nachdem sich die Proteste auf andere Sportarten ausgeweitet hatten und die USA über Polizeigewalt und rassistische Ausschreitungen diskutierten, meldete Trump sich in Alabama zu Wort. "Würdet ihr nicht liebend gern einen dieser NFL-Besitzer sagen hören, wenn jemand die Flagge nicht respektiert, "nehmt den Hurensohn sofort vom Platz, er ist gefeuert!'", sagte Trump. Offensichtlich hatte der Präsident erkannt, dass er mit seinen Attacken auf Sportler und Ligen von negativen Schlagzeilen über sich selbst und seine Regierung ablenken könne, sagt der Politologe Robert Shapiro.

"Seine Absicht ist, es den Medien immer etwas Neues zu bieten, um damit die Schlagzeilen zu dominieren und die Leute von potenziell schlechten Meldungen abzulenken, zum Beispiel von den anhaltenden Ermittlungen zu möglichen Verwicklungen mit Russland", sagt Shapiro, der an der Columbia University in New York lehrt. "Außerdem versucht er alles, um seine Anhänger hinter sich zu halten. Der Appell an die patriotische Identität passt genau dazu."

"Er würde auch weiße Spieler attackieren"
Auch wenn Trump stets die patriotischen Aspekte der Debatte betont, lässt sich ein rassistischer Hintergrund nur schwer verleugnen. Die Attacken des US-Präsidenten zielen vor allem auf die NFL und die Basketball-Profi-Liga NBA. Der Anteil afroamerikanischer Spieler in beiden Ligen beträgt um die 70 Prozent. In der Fußballliga MLS sind es hingegen nur 10,5 Prozent, in der Baseball-Liga MLB nur 7,7 Prozent.

Zwar ist Shapiro durchaus der Überzeugung, dass Trump grundsätzlich rassistisch veranlagt ist. Das sei jedoch nicht der Kern seiner Motivation. "Ich glaube, er würde auch weiße Sportler attackieren", wenn ihm das nutzen würde, so Shapiro. Aber der Teil seiner Anhänger, der selbst rassistische Neigungen habe, würde dies wohl weniger unterstützen.

Trump weiß die Medien zu seinen Gunsten zu nutzten und zugleich seine Stammwähler zu binden. "Wenn er Spieler angreift, die während der Nationalhymne nicht stehen, dann erinnert er seine Basis daran, dass sie ihn unterstützen sollen, da er ihre Ansichten teilt", sagt Shapiro. "Es geht ihm nicht darum, neue Wähler zu gewinnen, sondern seine hartnäckigsten Unterstützer noch enger an sich zu binden."

Die NFL, die während der vergangenen Saison einen Quotenrückgang von knapp 10 Prozent verkraften musste und dies unter anderem auf Trumps Kritik zurückführte, sucht aktuell nach einer Lösung für die anhaltenden Spieler-Proteste. Da weder unter den Spielern noch unter den Teambesitzern eine einhellige Meinung herrscht, geht Shapiro davon aus, dass die Proteste auch in dieser Saison weitergehen werden und vielleicht noch in den bevorstehenden Midterm-Elections im November eine Rolle spielen. Dagegen dürfte Trump keine Einwände haben.

n-tv


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