Die drei weltweit großen Ratingagenturen haben sich kritisch über die Stabilität türkischer Anleihen geäußert. Moody's sowie Standard & Poor´s stuften die Staatsanleihen des Landes weiter in den Bereich der riskanten Anlagen herab. Fitch traf zwar keine Rating-Entscheidung, teilte aber mit, man betrachte die Maßnahmen der Türkei zur Krisen-Bekämpfung als nicht ausreichend. Moody's hat seine Bewertung für die langfristigen Schulden des Landes von Ba2 auf Ba3 und den Ausblick auf "negativ" gesenkt. Standard & Poor's hat seine Bewertung von BB- auf B+ gesenkt und den Ausblick auf "stabil" belassen.
Hintergrund der negativeren Beurteilung sei die Erwartung, dass die extreme Volatiltät der Lira und die dadurch nötig werdende starke Anpassung der Zahlungsbilanz die Konjunktur der Türkei negativ beeinträchtigen wird, hieß es bei Standard & Poor's. Demnach rechnet die Agentur im kommenden Jahr mit einer Rezession in der Türkei. Die Inflation dürfte in den kommenden vier Monaten auf über 22 Prozent steigen, ehe sie dann bis Mitte 2019 auf rund 20 Prozent sinken dürfte. Die Abschwächung der Lira sorge für Druck auf die stark verschuldeten Unternehmen und habe zugleich die Refinanzierungsmöglichkeiten türkischer Banken beträchtlich verschlechtert, so die Bonitätswächter weiter. Das dürfte Folgewirkungen auf die öffentlichen Finanzen haben und für einen Anstieg der bisher sehr moderaten Schuldenquote des Staates sorgen.
Die US-Ratingagentur Fitch bewertet die bisherigen Schritte der Türkei zur Bekämpfung der Lira-Krise als unbefriedigend. "Die unvollständige Antwort der Türkei auf die Abwertung der Lira dürfte für sich genommen wahrscheinlich die Währung und die Wirtschaft nicht nachhaltig stabilisieren", teilte die Agentur mit. Es sei notwendig, die Glaubwürdigkeit und die Unabhängigkeit der Notenbank zu erhöhen und wirtschaftliche sowie finanzielle Ungleichgewichte zu reduzieren. Zwar habe die Notenbank indirekt ihren effektiven Leitzins um 1,5 Prozentpunkte angehoben, indem sie Banken keine Finanzierung zum Hauptleitzins, sondern stattdessen nur noch zum höheren Übernacht-Zins angeboten habe. An den Märkten geht man laut den Bonitätswächtern aber davon aus, dass nur eine reguläre Leitzinserhöhung wieder Kapital ins Land locken kann.
Katarhilfen nicht ausreichend - Auch Moody´s verwies auf die erhöhten Sorgen, was die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank betrifft. Kritisiert wird daneben das Fehlen eines klaren und glaubhaften Plans, die Probleme des Landes anzugehen, die Auslöser der jüngsten Stresssymptome an den Finanzmärkten seien. Hauptgrund für das schlechtere Rating sei die sich fortsetzende Schwäche öffentlicher türkischer Institutionen und die damit verbundene erschwerte Einschätzung des politischen Kurses.
Auch die 15 Milliarden Dollar schwere Investitionshilfe aus Katar konnte die Bewertung der Ratingagenturen nicht signifikant beeinflussen. Diese habe zwar zur Stabilisierung der Lira beigetragen, hieß es. Derartige Finanzspritzen reichten aber nicht aus, um den Bedarf der Türkei an ausländischen Geldern zu decken. Dieser liege für 2018 schätzungsweise bei 229 Milliarden Dollar - und übersteige damit die türkischen Devisenreserven bei weitem.
n-tv
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