Am Anfang steht für Craig Blinderman (Columbia-Universität, New York) und Andrew Billings (Harvard Medical School, Boston) der Austausch mit dem Patienten. Seine Bedürfnisse stehen im Zentrum. "Wenn möglich, sollten die Gespräche frühzeitig geführt werden – und nicht erst dann, wenn sich die Situation zuspitzt oder der Tod bevorsteht", schreiben Blinderman und Billings.
Etliche medizinische Maßnahmen werden überflüssig
Dabei geht es auch darum, der Behandlung Grenzen zu setzen, soweit dies vom Patienten gewünscht wird. So verlieren künstliche Beatmung oder Wiederbelebungsmaßnahmen am Lebensende ihren Sinn. Meist überflüssig und störend sind auch die Überwachung per Monitor von Herzschlag, Blutdruck und anderen Kreislauffunktionen. Manche Medikamente wie Cholesterinsenker sind unnötig geworden. Dagegen können Haut-, Mund- und Wundpflege und andere pflegerische Maßnahmen sehr zum Wohl der Patienten beitragen.
Schmerzen sind das von Patienten mit Krebs oder anderen schweren Leiden am meisten gefürchtete Symptom. Im Krankenhaus haben etwa 40 Prozent der Patienten in den letzten drei Lebenstagen mittlere bis starke Schmerzen, zitieren die Wissenschaftler eine allerdings bereits 1995 veröffentlichte Studie. Um die Stärke der Schmerzen richtig einzuschätzen, sollten die Patienten angeben, wo auf einer Skala von null (keine Schmerzen) bis zehn (schlimmste Schmerzen) ihre Beschwerden angesiedelt sind.
Selbst starke Schmerzen lassen sich mit morphinartigen Mitteln bekämpfen
Geringe Schmerzen (bis drei) können noch mit Mitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden. Versagen sie oder sind die Beschwerden stärker, sollten Opioide eingesetzt werden, mit Morphin verwandte starke Mittel. Die Menge sollte so lange gesteigert werden, bis die Schmerzen im Griff sind. Danach müssen Opioide regelmäßig zugeführt werden, etwa über eine Infusion, um ein Durchbrechen der Schmerzen zu verhüten. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Verstopfung und Benommenheit. Wird die Dosis allmählich gesteigert, ist dagegen mit einer bedrohlichen Unterdrückung der Atmung nur selten zu rechnen.
Luftnot ist ein Symptom, das viele Sterbende quält. Sie kann zu Erstickungsangst führen. Auch hier haben sich Opioide bewährt. Sie mildern wirksam die Luftnot, wobei die Dosis wie bei der Schmerzbehandlung allmählich gesteigert werden sollte. Ist die Angst vor dem Ersticken stark, können Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine verabreicht werden. Zudem helfen Atem- und Entspannungsübungen.
Abmagern kann man kaum behandeln
Die meisten Sterbenden werden von Husten geplagt. Auch hier helfen Opioide schon in geringer Dosis, weil sie das Hustenzentrum im Gehirn dämpfen. Weitere Probleme wie Übelkeit, Verstopfung, trockener Mund sowie Fieber lassen sich ebenso mit Medikamenten oder anderen Maßnahmen recht gut behandeln, berichten die Autoren. Dagegen gibt es keine Arzneimittel, die gegen starkes Abmagern helfen, auch wenn Kortisonpräparate Appetit und Energie fördern können. Auch künstliche Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr haben keinen nachweislich positiven Effekt.
Flüssigkeitsansammlung im Mund- und Rachenraum kann zu dem vor allem für Angehörige bedrohlichen "Todesrasseln" beim Atmen führen. Für den in der Regel bewusstlosen Patienten hat dies jedoch keine Bedeutung mehr, da er es nicht mehr wahrnimmt.
Eine gute seelische und medizinische Betreuung können die Furcht des Sterbenden mildern. Ist diese zu ausgeprägt, können alternative Therapien wie Entspannungsübungen oder Medikamente hilfreich sein. Auch bei starken Schlafstörungen oder Verwirrung (Delirium) können Psychopharmaka angebracht sein.
Trotz allen medizinischen Fortschritts gibt es Patienten, deren Qualen nicht ausreichend gelindert werden können. Für sie kommt die palliative Sedierung infrage, mit deren Hilfe sie in einen Zustand der Bewusstlosigkeit versetzt werden. Das Ziel ist es, den Kranken Erleichterung zu verschaffen, und nicht, ihr Leben zu verkürzen.
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