Erdogan-Putin-Gespräche: Direkten militärischen Zusammenstoß zwischen Türkei und Syrien verhindern

  22 Oktober 2019    Gelesen: 854
 Erdogan-Putin-Gespräche: Direkten militärischen Zusammenstoß zwischen Türkei und Syrien verhindern

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beabsichtigt, nach dem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Sotschi notwendige Schritte in Nordsyrien zu unternehmen. Experten besprachen in Moskau am Runden Tisch, was man bei den Verhandlungen berücksichtigen muss und welche Szenarien möglich sind.

Am 22. Oktober finden in Sotschi Verhandlungen zwischen dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, und seinem türkischen Amtskollegen, Recep Tayyip Erdogan, statt. Das Hauptthema ist die Militäroperation der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien, die kurz nach der Erklärung des US-amerikanischen Präsidenten über den Abzug der US-Truppen vom syrischen Territorium gestartet wurde. Am 16. Oktober hat das US- Repräsentantenhaus diese Entscheidung von Trump verurteilt.

Laut dem Experten des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, Dmitri Suslow, ziehen die USA ihre Truppen nie vollständig ab: Trump habe schon der Präsenz von 200 US-Soldaten in Syrien zugestimmt.

„Für Trump war es wichtig, eine Erklärung zu machen, damit in den Medien die Bilder erscheinen, wie US-Truppen Syrien verlassen. Heute besteht seine Aufgabe darin, den Astana-Prozess zu schwächen, weil eben die Friedensgespräche in Astana die Position Russlands in Syrien gestärkt haben. Die USA wollen Russland und die Türkei aufeinandertreffen lassen und das Astana-Format zum Scheitern bringen, damit der militärische Sieg Russlands in Syrien sich als seine politisch-strategische Niederlage erweist. Deswegen besteht das Hauptziel der heutigen Verhandlungen Putins mit Erdogan in Sotschi darin, die Verwirklichung dieses Szenarios sowie eine direkte kriegerische Auseinandersetzung zwischen der Türkei und Syrien nicht zuzulassen“, sagte Dmitri Suslow im Rahmen eines Rundtischgesprächs in der russischen Nachrichtenagentur „Rossiya Segodnya“.

Der Meinung des Experten schließt sich auch der Direktor des Zentrums für Orientalistik Wladimir Awatkow an. Er meint, dass der Abzug von 50 US-Soldaten aus Syrien einfach ein Spiel sei. Trump schlage quasi vor: Versucht mal ohne uns einen Ausweg zu finden und dabei nicht aufeinanderzustoßen, aber es wäre noch besser, wenn ihr aufeinandertrefft! Russland habe in der Region völlig andere Aufgaben, meint der Orientalist. Die Türkei verwandle sich in ein Machtzentrum und diese Tatsache bringe bestimmte Verpflichtungen mit sich, und zwar die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der regionalen Sicherheit.

„Wenn die USA die Türkei zum Krieg anspornen, so motiviert Russland sie zum Frieden und zum Dialog mit Syrien. Insbesondere angesichts dessen, dass der dritte Teilnehmer des Astana-Prozesses neben Russland und der Türkei – der Iran – eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit den Ländern des Persischen Golfes im Bereich der Sicherheit angekündigt hat. In diesem Zusammenhang sind die Verhandlungen in Sotschi von großer Bedeutung, weil die Probleme rund um Syrien global angesprochen werden müssen. Es gibt eine Reihe von Vereinbarungen, die für das breite Publikum noch unbekannt sind, aber über kurz oder lang ans Licht kommen und die Dinge richtigstellen werden. Man möchte nur hoffen, dass das Treffen von Putin und Erdogan positive Ergebnisse bringen wird“, so Wladimir Awatkow.

Die Zukunft Syriens müsse verfassungsgemäß bestimmt werden und die ausländischen Truppen müssen das Land verlassen, meint Wiktor Nadein-Rajewski, Politikwissenschaftler des Nationalen Primakow-Forschungsinstitutes für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen.

„Russland soll darauf bestehen, dass die syrischen Gebiete unter Kontrolle der syrischen Regierung bleiben. Wir streben danach, das Bündnis zwischen Russland, Iran und der Türkei dem Astana-Format anzupassen und im Rahmen dieses Formats zu den Friedensverhandlungen und der Bestimmung von Verfassungsgrundlagen des syrischen Staates überzugehen. Das ist die vorrangige Aufgabe. In diesem Sinne sollen ausländische Truppen Syrien verlassen, darauf hat Russland mehrmals aufmerksam gemacht“, sagte Nadein-Rajewski.

Er wies darauf hin, dass US-Truppen in Ostsyrien bleiben würden, um angeblich eine mögliche Rückkehr des IS zu verhindern. In Wirklichkeit aber wollten die USA Erdölvorkommen kontrollieren, was eben den Konflikt verursacht habe.

Das passiere nicht zum ersten Mal in den amerikanisch-türkischen Beziehungen, betont seinerseits der Sicherheitsexperte Alexej Fenenko. 2015 habe die Türkei den IS und kurdische Einheiten bereits angegriffen, die USA und Frankreich haben sich dabei gegen diese Operation ausgesprochen. Die Nato habe die türkische Operation auch nicht begrüßt. Der historische Algorithmus wiederhole sich. „Falls die Türkei mit Syrien in Konflikt gerät, wird das zu Schwierigkeiten in den russisch-türkischen Beziehungen führen. Darin besteht eben das Ziel Washingtons. Die USA werden weiter das kurdische Problem ausnutzen, um  die Türkei und ihre Partner gegeneinander aufzuhetzen“, so Fenenko. 

sputniknews


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