Das operative Ergebnis werde in diesem Jahr zwischen 11,5 und 12,0 Milliarden Euro liegen, teilte die Allianz am Freitag mit. “Wir müssen realistisch sein: es gibt mehr Gegenwind. Aber wir können das wettmachen”, sagte Finanzchef Giulio Terzariol am Freitag in München. Bisher hatte die Untergrenze der Erwartung bei 11,0 Milliarden Euro gelegen. “Wir haben jetzt mehr Sicherheit für das Jahresende”, sagte der Italiener. Er wolle sich aber nicht auf das obere Ende der Spanne festlegen, weil zum Jahresende etwa in der operativ defizitären Industrieversicherungs-Sparte AGCS noch zusätzliche Belastungen drohten. Analysten gingen im Schnitt bisher von 12,1 Milliarden Euro aus.
Nach neun Monaten liegt die Allianz mit 9,1 Milliarden Euro operativem Gewinn vier Prozent über dem Rekordniveau von 2018. Im dritten Quartal trat sie allerdings auf der Stelle. “Die Allianz hat in schwierigen Zeiten erneut sehr gute Ergebnisse erzielt”, bewertete Vorstandschef Oliver Bäte die Zahlen. Dabei wächst sie kräftig: Der Gesamtumsatz - Versicherungsprämien und Fondsgebühren - kletterte von Juli bis September um acht Prozent auf 33,4 Milliarden Euro, ohne Zukäufe und Währungseffekte lag das Plus bei 6,4 Prozent. Der Nettogewinn stieg leicht auf 1,95 Milliarden Euro, nach neun Monaten stehen 6,1 (5,8) Milliarden Euro zu Buche.
Sorgen machte den Börsianern die gesunkene Solvenzquote, die den Kapitalpuffer der Versicherer misst. Sie ging seit Anfang des Jahres auf 202 (229) Prozent in die Knie. Ähnliches hatte sich auch beim italienischen Rivalen Generali gezeigt. Grund dafür ist neben den weiter gesunkenen Zinsen die Zunahme der Langlebigkeitsrisiken, wie ein Sprecher erläuterte: Die Kunden werden immer älter, die Allianz muss daher Mehrkosten für Kranken- und Renten-Versicherungen einplanen. Die Solvenzquote schwanke mit den Kapitalmarktentwicklungen stark. “Man darf sich davon nicht beunruhigen lassen”, sagte Terzariol. An der Börse fiel die Allianz-Aktie dennoch um 1,6 Prozent auf 221,50 Euro.
AGCS UNTER DRUCK
Schwächen zeigte im Quartal ausgerechnet die Schaden- und Unfall-Sparte, auf die Vorstandschef Bäte setzt und die für die Allianz der größte Ertragsbringer ist. Die Schaden-Kosten-Quote, der Maßstab für die operative Ertragskraft in der Sach-Sparte, verschlechterte sich auf 94,3 (93,1) Prozent. Bis zum Jahresende werde sie wieder auf dem Zielwert von 94 Prozent liegen, zeigte sich Terzariol zuversichtlich. Er machte Druck auf AGCS, die mit 102,7 Prozent die schlechteste Schaden-Kosten-Quote hat. “Wir werden da und dort noch einige Belastungen haben.” Doch bis 2021 müsse AGCS durch die Sanierung von Verträgen, höhere Preise und Kostensenkungen “deutliche Verbesserungen” zeigen und die Quote deutlich unter 100 Prozent sinken.
Getrieben wurde das operative Ergebnis im Quartal von der Leben- und Kranken-Sparte und der Vermögensverwaltung. In der Lebensversicherung schnellte das Neugeschäft - vor allem in Deutschland, den USA und Italien - um 20 Prozent nach oben, die Marge geriet allerdings etwas unter Druck. Die beiden Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors verwalten zusammen 1,68 Billionen Euro für Dritte, 90 Milliarden mehr als drei Monate zuvor und so viel wie noch nie. Pimco flossen seit Anfang Juli 22 Milliarden Euro zu, die kleinere AllianzGI büßte vier Milliarden ein, verzeichnete aber die besseren Margen.
Tags: