Gesundheitsminister Spahn zum Coronavirus: „Kapazitäten in der Intensivmedizin sind entscheidend“

  11 März 2020    Gelesen: 1493
Gesundheitsminister Spahn zum Coronavirus: „Kapazitäten in der Intensivmedizin sind entscheidend“

Bundesgesundheitsminister Spahn hat die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verteidigt. Man müsse die Ausbreitung des Virus so verlangsamen, dass das Gesundheitssystem damit umgehen könne, sagte Spahn im Deutschlandfunk. Für Bundesligaspiele mit Publikum – wie in Berlin geplant – hat er kein Verständnis.

Kritik am Gesundheitssystem wies Spahn zurück. Deutschland brauche zwar mehr Pflegekräfte. Aber man habe 28.000 Betten in Intensivstationen, davon 25.000 mit Beatmungsmöglichkeit. Das sei die beste Ausstattung in Europa. Man sehe in Italien, dass die Kapazität im Bereich der Intensivmedizin der Engpass beim Umgang mit der Krankheit sei, sagte Spahn im Deutschlandfunk (Audio-Link).

Spahn kritisierte die Entscheidung, dass das Bundesligaspiel Union Berlin gegen Bayern München am kommenden Samstag vor Publikum stattfinden soll. Die Verantwortlichen hätten offenbar noch nicht verstanden, worum es gehe. Der Gesundheitsminister appellierte erneut an die Menschen, ihr Verhalten zu ändern. Dazu müssten auch die Jüngeren beitragen und Vorkehrungen im Alltag treffen.

Der CDU-Politiker äußerte Zweifel an der Wirksamkeit von Grenzschließungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Das Virus sei bereits in Deutschland. Das sei der Gedanke, an den man sich gewöhnen müsse. Österreich hatte die Grenzen zu dem besonders von der Epidemie betroffenen Nachbarland Italien geschlossen.

Bundeskanzlerin Merkel wird sich am Mittag erstmals in einer Pressekonferenz zur Corona-Krise äußern. Zusammen mit Spahn und dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Wieler, will sie sich den Fragen der Medien stellen.

Spitzengespräch mit der Wirtschaft

Am Freitag will Merkel offenbar mit Spitzenvertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften über Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland beraten. Das berichtet das „Redaktions-Netzwerk Deutschland“ unter Berufung auf Regierungskreise. Teilnehmen sollen demnach auch Arbeitsminister Heil und Finanzminister Scholz. Um die Folgen der Corona-Epidemie für die Wirtschaft zu dämpfen, hat die Bundesregierung bereits vereinfachte Regeln für das Kurzarbeitergeld auf den Weg gebracht. Sie könnten im April in Kraft treten.

Der Krisenstab der Bundesregierung empfahl, Sonntagsarbeit in Ausnahmefällen zu erlauben und das Lkw-Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen nicht mehr zu kontrollieren, um Versorgungsengpässe zu vermeiden. Außerdem werden die Grenzkontrollen – vor allem im Süden – verstärkt.

Veranstaltungen abgesagt – CDU-Parteitag fraglich

Mehrere Bundesländer verboten inzwischen Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern, weitere Länder empfehlen eine Absage. Betroffen sind vor allem Kultur- und Sportveranstaltungen. In Bayern und Berlin wurden alle staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser geschlossen. Die Deutsche Eishockey-Liga hat ihre Saison vorzeitig beendet. Viele Spiele der Fußball-Bundesliga werden vorerst ohne Zuschauer ausgetragen.

Unklar ist auch, ob im April der CDU-Parteitag stattfinden kann, auf dem ein neuer Vorsitzender gewählt werden soll. Der Bewerber Röttgen sagte der „Augsburger Allgemeinen“, er rechne mit einer Verschiebung des Termins.

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deutschlandfunk


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