Nein, das haben sie nicht. Niemand muss dauerhaft gut drauf sein, um gesund zu bleiben. Frauen mit mieser Laune haben keine höhere Sterblichkeit. Das hat eine sehr große Studie aus Großbritannien gerade belegt. Für die Männer kam nicht etwa anderes heraus. Sondern gar nichts, denn die "UK Million Women Study" hat nur Frauen mittleren Lebensalters untersucht.
Mehr als 700.000 Frauen wurden zweimal befragt, ihre Gesundheitsdaten dann zehn Jahre lang von den Forschern verfolgt. Kamen die Frauen in ein Krankenhaus? Wurden sie als Patientinnen ins Krebsregister aufgenommen?
Auch Stress wirkte sich nicht auf Sterblichkeit aus
Die Frauen, im Durchschnitt bei der ersten Befragung 59 Jahre alt, waren überwiegend gut drauf. 39 Prozent sagten, sie seien "die meiste Zeit" glücklich, weitere 44 Prozent gaben an, "üblicherweise" glücklich zu sein. 17 Prozent bezeichneten sich als unglücklich. Die Forscher fragten nach "Happiness", damit ist eher die gute Laune gemeint als die allgemeine Lebenszufriedenheit.
Je älter die Frauen wurden, desto glücklicher wurden sie. Gut für ihre Stimmung waren, statistisch betrachtet, auch: ein vergleichsweise niedriger Schulabschluss, ein Lebenspartner, Sport, Nichtrauchen, acht Stunden Nachtschlaf (nicht sieben oder neun), ein Freundeskreis. Diese Faktoren machten es wahrscheinlicher, dass eine Frau sich glücklich fühlte.
Aber das Glücksgefühl verlängerte das Leben der Frauen nicht. Es schützte sie nicht vor Herzkrankheiten oder Krebsdiagnosen. Die Forscher werteten nur die Daten der Frauen aus, die bei der ersten Befragung noch nicht wegen einer schweren Krankheit in Behandlung gewesen waren. Glückliche wie unglückliche Frauen bekamen Krebs oder Herzinfarkte, das Risiko der unglücklichen Frauen lag nicht höher.
Es machte für Gesundheit und Überlebensdauer der Frauen auch keinen Unterschied, ob sie das Gefühl hatten, ihr Leben unter Kontrolle zu haben oder wie gestresst sie sich fühlten. Das Sterberisiko der entspannten Frauen war, den Daten zufolge, nicht niedriger als das der unentspannten.
Unglückliche schätzen Gesundheit zu schlecht ein
Es gab einen Faktor, der weitaus besser vorhersagte, wie hoch das Risiko einer Frau war, in den nächsten Jahren schwer zu erkranken: Das Gefühl für die eigene Gesundheit.
Frauen, die ihre eigene Gesundheit, unabhängig von ärztlichen Diagnosen, als schlecht einschätzten, wurden in den kommenden Jahren tatsächlich häufiger krank, auch ihre Mortalität war erhöht.
Unglückliche Frauen, die sich auch gesundheitlich angeschlagen fühlten, blieben aber statistisch sogar häufiger am Leben als Frauen, die sich zwar krank, aber glücklich fühlten. Die Forscher nehmen an, dass die gedrückte Stimmung dazu geführt hat, dass sie ihre Gesundheit zu schlecht eingeschätzt hatten.
Gesundheit und Glücksgefühl hängen zusammen, schreiben die Forscher. Nur anders, als das viele Menschen vermuten.
Quelle : WELT.DE
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