Einer der Unterstützer-Briefe kommt von Facebook, Google, Microsoft, Amazon, Cisco, WhatsApp, Snapchat, Yahoo und etlichen anderen Tech-Firmen. Ein weiteres, separates Schriftstück mit insgesamt 17 Unterstützern ist unter anderem von Twitter, LinkedIn und Square eingereicht worden.
In unterschiedlicher Wortwahl sprechen die Firmen sich in den Briefen für den hohen Stellenwert von Verschlüsselung aus und fordern, dass der US-Kongress - und kein Gericht - sich mit der Frage beschäftigen soll, wie weit die Unterstützung von Tech-Firmen für Ermittlungsbehörden reichen muss.
Insgesamt haben mehr als zwei Dutzend Internetfirmen per Brief signalisiert, dass sie hinter Apple stehen. Das ist eine seltene Einigkeit der Tech-Giganten des Silicon Valley, die teilweise auch untereinander konkurrieren auf dem Markt.
Die Firmen fürchten "gefährlichen Präzedenzfall"
Bei den Briefen handelt es sich um sogenannte "Amicus Curiae"-Briefe. Solche Schriftstücke können Parteien einreichen, die nicht unmittelbar an einem Gerichtsverfahren beteiligt sind, aber trotzdem ihre Position einbringen möchten. Die zuständige Richterin in dem Fall, Sheri Pym, hatte für solche Briefe eine Frist bis Donnerstag verhängt. Auch zahlreiche Bürgerrechtsgruppen haben entsprechende Briefe bei Gericht eingereicht.
Nicht auf der langen Liste der Apple-Unterstützer steht dagegen Samsung. Die Firma nannte die Privatsphäre seiner Nutzer "extrem wichtig" und sprach sich lediglich allgemein gegen Hintertüren in den Geräten aus.
Verwandte von Opfern der Attentäters und andere Gruppen wiederum reichten eigene "Amicus Curiae"-Briefe ein, in der sie die FBI-Position unterstützen.
Seit die Anweisung des Gerichts, dass Apple beim Entsperren des iPhones helfen soll, bekannt geworden ist, hatten sich zahlreiche Firmenchefs aus der Tech-Branche öffentlich auf Apples Seite gestellt. Wir dürfen diesen gefährlichen Präzedenzfall nicht zulassen", schrieb etwa WhatsApp-Gründer Jan Koum auf Facebook.
Am Freitag warnte auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte mit ähnlichen Worten wie Koum davor, die "Büchse der Pandora" zu öffnen: Sollte das FBI Recht bekommen, würde die Entscheidung die Privatsphäre von Nutzern auf der ganzen Welt gefährden.
Der Fall FBI vs. Apple
Das FBI fordert von Apple ein Werkzeug, mit dem die US-Polizeibehörde ein iPhone entsperren kann. Apple will dieses Werkzeug aber nicht herstellen. Der Streit dreht sich um ein Handy, das einer der Attentäter von San Bernardino benutzt hat. Er hatte in der kalifornischen Stadt zusammen mit seiner Ehefrau am 2. Dezember 2015 14 Menschen mit Schusswaffen getötet und 21 weitere verletzt. Beide Täter wurden von der Polizei erschossen, ihre Tat gilt als islamistischer Terroranschlag.
Das FBI kann das Handy des Attentäters bisher nicht knacken und hat deswegen einen Gerichtsbeschluss erwirkt. Darin heißt es, Apple müsse der Polizeibehörde „angemessene technische Unterstützung“ gewähren, um die Code-Sperre des Smartphones auszuhebeln. Apple-Chef Tim Cook erklärte in einem offenen Brief, das FBI wünsche sich eine spezielle Version des iPhone-Betriebssystems, die dort normalerweise integrierte Sicherheitsmechanismen aushebeln solle. Konkret geht es um die Möglichkeit, mehr als zehn Sperrcodes automatisiert ausprobieren zu können. Das FBI könnte dann mit Hilfe eines Computers eine sogenannte Brute-Force-Attacke auf den Sperrcode des Handys durchführen, also rasend schnell eine Vielzahl von Codes durchprobieren. Cook verweigert die Herstellung eines solchen Werkzeugs bislang mit der Begründung, es könne, einmal geschaffen, beliebig viele andere iPhones entsperren. Die Anfrage der Behörden schaffe einen gefährlichen Präzedenzfall.
Das FBI beteuert, man wolle nur dieses eine iPhone entschlüsseln. Mittlerweile wurde jedoch bekannt, dass sich das Justizministerium der USA bereits in 15 Fällen um eine Umgehung der Schutzmechanismen bemüht hat. FBI-Direktor James Comey fordert schon seit vielen Monaten immer wieder, Gerätehersteller müssten Hintertüren für die Sicherheitsbehörden in ihre Schutzsysteme einbauen.
Quelle : spiegel.de
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