Krankenkasse: Rekordtief bei Antibiotika-Verschreibungen
05.20 Uhr: Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr wurden nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) so wenige Antibiotika verschrieben wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das habe eine Auswertung von Medikamentenverschreibungen der mehr als fünf Millionen Versicherten der TK ergeben, teilte die Versicherung der dpa mit.
Die Zahl der ausgestellten Antibiotika-Rezepte ging demnach im April und Mai im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 43 Prozent zurück. Hochgerechnet auf die rund 34 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland seien rund 11,7 Tagesdosen verschrieben worden. Im Vorjahreszeitraum waren es demnach hochgerechnet noch 20,5 Millionen.
"Ein Teil des starken Rückgangs könnte daher kommen, dass in dieser Zeit weniger Menschen mit leichten Beschwerden zum Arzt gegangen sind", sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Gleichzeitig hätten auch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie dazu beigetragen, dass sich andere Infektionserkrankungen weniger verbreiten konnten.
Die sinkenden Verordnungszahlen bestätigen den Angaben zufolge aber auch einen generellen Trend zu weniger Antibiotikaverschreibungen bei leichten Erkältungen. Demnach erhielten im Jahr 2010 noch 30 Prozent der Patienten mit leichten Atemwegserkrankungen Antibiotika, 2019 waren es nur noch knapp 15 Prozent. "Bei schweren Infekten kann ein Antibiotikum das Mittel der Wahl sein. Bei viralen Infekten helfen Antibiotika nicht nur nicht, sie können sogar kontraproduktiv sein, weil sie langfristig zu Resistenzen führen können", sagte Baas. Der rückläufige Trend der Verschreibungspraxis sei daher sehr zu begrüßen, da er die Wirksamkeit von Antibiotika erhalte.
Slowakei startet flächendeckende Corona-Schnelltests
5.45 Uhr: Nach einem ersten Pilotversuch am vergangenen Wochenende starten in der Slowakei flächendeckende Corona-Tests der Bevölkerung. Um eine rasante Ausbreitung des Virus zu verhindern, will Ministerpräsident Igor Matovic alle Bürger ab zehn Jahren an diesem und am kommenden Wochenende kostenlosen Schnelltests unterziehen.
Matovic sieht die Massentests bei einem Erfolg als Vorbild für andere Länder. Das rund 5,4 Millionen Einwohner zählende osteuropäische Land hatte die erste Corona-Welle gut überstanden, doch seit September gehen wie fast überall in Europa die Infektionszahlen stetig hoch. Seit vergangenem Wochenende gelten deshalb eine landesweite nächtliche Ausgangssperre und weitere Beschränkungen.
USA verzeichnen fast 100.000 Corona-Neuinfektionen
04.30 Uhr: Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA ist im Land am zweiten Tag in Folge ein Rekordwert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Binnen 24 Stunden seien 99.321 neue Ansteckungsfälle erfasst worden, teilte die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore am Freitag (Ortszeit) mit. Das sind fast 11.000 mehr als noch am Vortag.
Mit der jüngsten Zählung wurde der Rekord vom Vortag mit mehr als 91.000 gemeldeten Coronavirus-Neuinfektionen gebrochen.
Insgesamt wurden nach JHU-Angaben in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern seit Beginn der Pandemie rund 9,05 Millionen Coronavirus-Infektionen bestätigt. Etwa 229.700 Menschen starben bislang – mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Zuletzt breitete sich das neuartige Virus vor allem im Norden und Mittleren Westen der USA stark aus. In absoluten Zahlen sind die USA das am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt.
Die Coronakrise ist in den USA ein zentrales Wahlkampfthema. Der Kandidat Joe Biden von den oppositionellen Demokraten hat Amtsinhaber Donald Trump wiederholt vorgeworfen, die Kontrolle über die Ausbreitung des Virus verloren zu haben. Trump beschwor hingegen bei seinen jüngsten Wahlkampfauftritten vor großem Publikum ein baldiges Ende der Pandemie.
Covid-19-Patienten sollen deutschlandweit verteilt werden
03.45 Uhr: Bei einer starken Zunahme von Intensivpatienten mit Covid-19-Erkrankung wollen Bund und Länder Patienten in Zukunft nicht nur regional, sondern deutschlandweit auf freie Kliniken verteilen. "Entwickelt sich eine Lage, die eine Verlegung über die Nachbarländer beziehungsweise angrenzende Regionen hinaus erforderlich macht, findet ein sogenanntes Kleeblattprinzip Anwendung", heißt es im Konzept des Bundesinnenministeriums, das den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.
Demnach wird Deutschland dazu in fünf Großregionen aufgeteilt, die sich gegenseitig bei der Übernahme von Patienten per Rettungswagen oder Hubschrauber unterstützen sollen. Im Norden haben sich laut Konzept Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen. Im Osten sind es Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im Südwesten sollen sich Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland gegenseitig unterstützen. Die bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern bilden demnach eigene Großregionen.
Es sei sinnvoll und notwendig, sich aufgrund der stark steigenden Fallzahlen in den Kliniken mit Eskalationskonzepten auf eine Überforderung vorzubereiten, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), den Funke-Zeitungen. "Das haben die Länder und der Bund mit dem sogenannten Kleeblatt-Konzept getan, welches noch vor einer Überlastung der klinischen Versorgungskapazitäten eingreift."
Sollte sich in einem Bundesland oder einer Region eine starke Beanspruchung abzeichnen oder sogar eine Überlastung eintreten, werde über zentral eingerichtete Stellen in den Regionen der überregionale Patiententransport in aufnahmefähige Regionen organisiert. Auf diese Weise würden Patienten auch bei einer starken Belastung der Kliniken die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums teilte mit, Bund und Länder seien in der Lage, das Konzept jederzeit zu starten.
Der Anteil an Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, liege mit sieben bis acht Prozent aller Infizierten relativ hoch, heißt es im Konzept des Innenministeriums. "Daher werden bei steigenden Fallzahlen die Kapazitätsgrenzen in der Intensivmedizin als Erstes überschritten." In den vergangenen Tagen hatten bereits die ersten Kliniken Alarm geschlagen und vor einer baldigen Überlastung gewarnt.
spiegel
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