Lauterbach spricht sich für längeren Shutdown aus

  14 November 2020    Gelesen: 464
Lauterbach spricht sich für längeren Shutdown aus

Wie geht es weiter mit den Corona-Beschränkungen? SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach lehnt eine Lockerung strickt ab - und warnt vor einem "hohen Risiko" durch den Schulbetrieb.

Vor der Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gegen eine Lockerung der für November verhängten Corona-Auflagen ausgesprochen. "Ich gehe davon aus, dass wir den Wellenbrecher-Shutdown verlängern müssen, weil die Wirkung schwächer ausfällt als berechnet", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Neben den Schulen ist eine zu geringe Beschränkung privater Kontakte wahrscheinliche Ursache."

t wieder dort, wo wir waren: im exponentiellen Wachstum."

Kanzlerin Merkel will zwei Wochen nach dem Start der für November angesetzten jüngsten bundesweiten Kontaktbeschränkungen am Montag eine Zwischenbilanz ziehen. Die Bundesregierung hat bereits klar gemacht, dass sie angesichts der weiter steigenden Zahlen derzeit keinen Anlass für Lockerungen sieht.

Lauterbach sprach sich dafür aus, die Schulen auf jeden Fall offen zu halten, warnte aber vor einer Fortsetzung des bisherigen Schulbetriebs. "Wir kommen in eine Situation hinein, wo der Schulbetrieb für Kinder, Lehrer, Eltern und Großeltern zu einem hohen Risiko wird", sagte der Politiker. Er riet dazu, die Schulklassen aufzuteilen und "im Winter durchgehend mit Maske" zu unterrichten. Kinder im Alter von 10 bis 19 seien so ansteckend wie Erwachsene.

Der SPD-Politiker warnte eindringlich vor Silvesterfeiern. "Partys über den engsten Kreis hinaus sind in diesem Jahr ein No-Go. Das hätte sofort eine neue Infektionswelle zur Folge." Auch sei Deutschland weit entfernt von einem normalen Weihnachten. "Jeder, der seine Familie besucht, muss wissen, dass man einander gefährden könnte."

Belastungsgrenze in vielen Kliniken bald überschritten
Unterdessen fordern Deutschlands Klinikärzte die Bundesländer mit vielen Corona-Fällen zu einem Stopp verschiebbarer Eingriffe in den Krankenhäusern auf. In einer Erklärung kritisieren die Ärzteorganisation Marburger Bund und die intensivmedizinischen Fachgesellschaften, dass Krankenhäuser aus Umsatzgründen ihre Kapazitäten nicht auf Covid-19-Patienten konzentrierten.

"Die Krankenhäuser in stark belasteten Regionen müssen unverzüglich von der Politik aufgefordert werden, plan- und verschiebbare stationäre Eingriffe je nach Belastungssituation zu reduzieren beziehungsweise einzustellen", fordern die Mediziner. "Nur dann ist es möglich, kurzfristig weiteres Personal für die Versorgung akut und kritisch erkrankter Patienten einzusetzen." Ohne diese zusätzliche Unterstützung sei die Belastungsgrenze insbesondere auf vielen Intensivstationen schon bald überschritten.

Derzeit seien die Verantwortlichen für die Finanzen in den Kliniken nicht bereit, verschiebbare Eingriffe zurückzustellen, kritisierten die Mediziner. Deshalb müsse die Politik für eine Gegenfinanzierung der Erlösausfälle sorgen, die entstünden, wenn verschiebbare Behandlungen zurückgefahren werden.

"Erhebliche Anstrengungen unternehmen"
Angesichts hoher Infektionszahlen erwartet Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus weitere harte Wochen. Damit nicht wie bei europäischen Nachbarn deutlich schärfere Mittel wie Ausgangssperren, Schließungen von Geschäften und Massentests nötig seien, "müssen wir in den nächsten Wochen erhebliche Anstrengungen unternehmen", schrieb der CDU-Politiker in einem Brief an die Mitglieder der Unionsfraktion. Nach zwei Wochen Teil-Lockdown stelle man fest: "Der Trend bei Corona ist leider noch nicht durchbrochen."

Ziel sei es, "von den hohen Zahlen runterzukommen - nicht nur, die Dynamik des Anstiegs abzuschwächen", betonte Brinkhaus in dem Schreiben. Dennoch müsse die Situation auch eingeordnet werden. "Im europäischen Vergleich stehen wir noch relativ gut da." Besser seien nur wenige Länder wie Norwegen und Finnland, die aber auch eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte hätten. Was die in Deutschland getroffenen Corona-Maßnahmen angehe, relativiere sich ebenfalls einiges bei einem Blick auf die teils deutlich schärferen Maßnahmen in den Nachbarstaaten.

spiegel


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