Die Kirchen in Deutschland rechnen wegen der Corona-Pandemie mit einem Steuerverlust von mehr als einer Milliarde Euro in diesem Jahr. Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" gehen sowohl die Evangelische als auch die Katholische Kirche von einem Rückgang der Kirchensteuerzahlungen um mindestens acht Prozent aus.
Der Einbruch würde damit doppelt so heftig ausfallen wie in der Finanzkrise 2009. Damals sanken die Steuereinnahmen der Kirchen um vier Prozent. Die Kirchen kämen demnach in diesem Jahr zusammen noch auf Kirchensteuereinnahmen in Höhe von maximal 11,69 Milliarden Euro, nach 12,71 Milliarden Euro im Vorjahr. Im Jahr 2019 entfielen dem Bericht zufolge 6,76 Milliarden Euro auf die Katholische Kirche und 5,95 Milliarden Euro auf die Evangelische Kirche.
Einbußen bis weit ins Jahr 2022
Die Evangelische Kirche rechnet dem Bericht zufolge mit einem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen in Höhe von acht bis elf Prozent, die katholischen Bistümer erwarten Einbußen zwischen vier und 13 Prozent. Bereits im Oktober war bekannt geworden, dass etwa dem katholischen Erzbistum München und Freising in diesem Jahr bis zu 32 Millionen Euro bei Einnahmen aus der Kirchensteuer fehlen werden. Das größte katholische Bistum in Deutschland, das Erzbistum Köln, rechnet im schlimmsten Fall von Einbußen um 50 Millionen Euro. Auch der Ausblick macht den Kölnern wenig Hoffnung: Wahrscheinlich werde die "Corona-Delle" die Finanzen des Erzbistums auch 2021 und 2022 noch belasten.
Kirchensteuer zahlen nur Kirchenmitglieder, die auch lohn- und einkommensteuerpflichtig sind – das entspricht rund einem Drittel der Gläubigen. Die Steuer beträgt in der Regel acht bis neun Prozent der Lohn- und Einkommensteuer. In der Corona-Krise sinken die Steuereinnahmen, weil zum einen die Arbeitslosigkeit gestiegen ist. Größeren Einfluss hat aber der starke Anstieg der Kurzarbeit.
spiegel
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