Oxytocin wird im Körper hergestellt. Bisher wusste man, dass im Hypothalamus, der Steuerzentrale für das vegetative Nervensystem, bestimmte Nervenzellen Oxytocin produzieren und über die Hirnanhangdrüse in den Körper abgeben. Unklar jedoch war bislang, weshalb diese Nervenzellen mit dem Hirnstamm und bis tief ins Rückenmark mit langen Ausläufern verknüpft sind.
Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für medizinische Forschung Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums sowie Kollegen aus Frankreich und der Schweiz haben nun festgestellt, dass die Freisetzung von Oxytocin nicht nur über das Blut, sondern auch über das Rückenmark geschieht. "Wir konnten einen neuen Aspekt der Wirkung von Oxytocin nachweisen und haben zudem eine neue Subpopulation an kleinen Oxytocin-produzierenden Neuronen entdeckt", erklärt Professor Peter Seeburg, Leiter am MPI in Heidelberg.
Nur 30 kleine Neuronen
Eine Gruppe von lediglich 30 sogenannten parvozellulären Neuronen koordiniert die Oxytocinproduktion und sorgt dafür, dass der Stoff sowohl ins Blut als auch ins Rückenmark gelangt. Auf diese Weise ist Oxytocin nicht nur als Hormon, sondern auch als Botenstoff aktiv und hemmt den Schmerz auf doppelte Weise: Ein schneller schmerstillender Effekt entsteht durch Filtern des Schmerzreizes im Zentralnervensystem. Etwas länger dauert es, bis das ins Blut ausgeschüttete Oxytocin die Schmerzempfindung lindert.
Die neu entdeckten kleinzelligen Oxytocin-Neuronen konnten die Forscher in Versuchen mit Ratten nachweisen. "Es ist faszinierend, dass die Koordination der Oxytocin-Wirkung von so wenigen Zellen abhängt", sagt Seeburg. Die Forscher gehen davon aus, dass es diese auch im menschlichen Gehirn gibt. "Vermutlich ist das menschliche Oxytocin-System jedoch komplexer und besteht aus mehr als 30 Zellen", erklärt Seeburg. Die Funktion dieser Zellen lässt sich im Menschen zudem nur schwer untersuchen. Dennoch stellen die Erkenntnisse eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der Schmerztherapie dar.
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