Täglich veraltete Corona-Todesfälle gemeldet? RKI antwortet SNA auf Kritik

  28 Januar 2021    Gelesen: 945
Täglich veraltete Corona-Todesfälle gemeldet? RKI antwortet SNA auf Kritik

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) entsprechen etwa 50 Prozent der täglich berichteten Corona-Todesfälle dem Vortag. Bei der anderen Hälfte gibt es tatsächlich Verzögerungen. Zuvor hatte ein Berliner Forscher einen Verzug bei der Übermittlung der Sterbezahlen kritisiert, der aus seiner Sicht den Stand von vor etwa drei Wochen widerspiegelt.

„Das RKI kommentiert generell keine Äußerungen einzelner Wissenschaftler“, antwortete die RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher auf eine entsprechende SNA-Nachfrage. Jedoch gab sie bekannt:

„Die Information, dass ein Fall verstorben ist, gelangt in ca. 50 Prozent der Fälle innerhalb von einem Tag an das RKI. In anderen Fällen wird der Tod jedoch erst mit Verzögerungen dem Gesundheitsamt mitgeteilt, bei hohem Fallaufkommen und großer Belastung der Gesundheitsämter kann es außerdem sein, dass diese Informationen erst mit Verzug nachgetragen werden. Bei einem gewissen Anteil der Fälle, der jedoch großen Schwankungen unterliegt, liegt diese Information daher erst zehn Tage oder noch später am RKI vor.“

Dass die in der derzeitigen Form täglich veröffentlichten Sterbezahlen des RKI wohl verspätet übermittelt werden und zur Rechtfertigung für politische Entscheidungen mit ins Feld geführt werden, hat kürzlich der Mediziner und Soziologe Bertram Häussler vom Gesundheitsforschungsinstitut IGES in Berlin in einem „Focus“-Interview kritisiert.

„Durchschnittlich spiegelt die vom RKI täglich veröffentlichte Anzahl der Todesopfer den Stand von vor etwa drei Wochen wider“, sagte der Mediziner mit Blick auf den eigenen Pandemie-Monitor zum Infektionsgeschehen. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Menschen erst vor etwa drei Wochen gestorben sind. Die administrative Verzögerung dauert nach seinen Angaben ca. eine Woche. Weitere zwei Wochen würden dann im Durchschnitt seit der Meldung der Infektion bis zum Tod vergehen. Korrekt aus seiner Sicht wäre es, die Sterbefälle nach dem Datum abzubilden, an dem sie als infiziert gemeldet worden sind - wie es auch in seinen Modellierungen der Fall ist. „Die Zahlen werden dann als Beleg dafür gewertet, dass sich die Situation insbesondere durch den seit 15. Dezember bestehenden 3. Lockdown nicht gebessert habe, und die Zahl der Toten immer schneller steigen würde“, kritisierte der Forscher weiter auf der IGES-Seite. Sein Punkt im Interview: Trotz hoher übermittelter Zahlen sinken die aktuellen Todesfälle bereits.

Während Häussler von zwei Wochen seit der Meldung der Infektion bis zum Tod spricht, vergehen laut RKI im Median elf Tage vom Erkrankungsbeginn bis zum Versterben, in 75 Prozent der Todesfälle etwa 18 Tage.

Auch bestätigte die RKI-Sprecherin gegenüber SNA, dass die Todesfälle dem RKI nur über das Gesundheitsamt übermittelt werden. Häussler hatte etwa die administrativen Verzögerungen damit erklärt, dass die Gesundheitsämter über den Sterbefall erst vom Standesamt und nicht direkt erfahren würden. Das Standesamt muss vorher noch einen Totenschein vom Krankenhaus ausgestellt bekommen haben.

Die Auswertung im Lagebericht jeweils Dienstags bezieht sich laut Glasmacher auf das Meldedatum der Fälle, also das Datum, an dem das Gesundheitsamt erstmals Kenntnis über den Fall erlangt und ihn elektronisch erfasst hat. Zusätzlich gibt es im Lagebericht am Dienstag und auf der Webseite eine Auswertung nach Sterbewoche. Dieses Datum wird etwa für die Bewertung von Übersterblichkeit von Destatis verwendet.

snanews


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