Deutschlands schleppende Impfkampagne soll nun Fahrt aufnehmen, allein im April werden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zufolge mehr als 15 Millionen Dosen erwartet – mehr als im gesamten ersten Quartal. Damit die Vakzine auch schnell in die Oberarme der Menschen gelangen, impfen nun auch Hausärztinnen und Hausärzte mit: in Bayern schon seit vergangener Woche, seit heute auch in allen anderen Bundesländern. Doch wie läuft das ab? Muss man sich anmelden? Welche Reihenfolge gilt, und ist überhaupt genügend Impfstoff da? Die wichtigsten Antworten im Überblick:
Impfwillige haben künftig die Wahl: Sie können einen Termin beim Impfzentrum in ihrer Nähe vereinbaren oder in einer von bundesweit 35.000 Hausarztpraxen, in denen vom Dienstag an ebenfalls bundesweit gegen die weitere Ausbreitung des Virus angeimpft wird. Für welche Variante sich die Menschen entscheiden, dürfte von Faktoren wie Nähe und Vertrauen abhängen, das zu einem Hausarzt häufig schon seit Jahrzehnten besteht, kann aber auch am Zeitpunkt des nächstmöglichen Impftermins liegen. Klar ist: Interessenten müssen sich grundsätzlich selbst um eine Impfung bemühen, eine zentrale Einladung gibt es laut Bundesgesundheitsministerium nicht.In den ersten zwei Aprilwochen wird laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) lediglich der Impfstoff von Biontech/Pfizer an die Hausarztpraxen geliefert. Dies begründet das Bundesgesundheitsministerium gegenüber dem SPIEGEL mit der Liefermenge. »In den ersten beiden Aprilwochen liefert Biontech mit Abstand die größten Mengen an Impfstoffdosen«, hieß es. Später solle auch der AstraZeneca-Impfstoff in Hausarztpraxen verimpft werden
Die Frage, wann Sie bei Ihrem Hausarzt mit einer Corona-Impfung dran sind, hängt nicht zuletzt an der Menge des verfügbaren Impfstoffs ab. Angesichts dessen dürfte gerade anfangs in den Praxen noch mit langen Wartezeiten zu rechnen sein, sofern das Gros der Impfwilligen ihr Glück nun auch dort probiert. Denn in der ersten Woche erhalten alle Praxen zusammen gerade 940.000 Impfdosen. Das sind rein rechnerisch gut 26 Dosen pro Praxis.
»Das ist ein bisschen wenig«, kritisierte Ulrich Weigeldt vom Hausärzteverband im rbb-Inforadio die vorhandene Impfstoffmenge. Er erwarte aber, dass die Hausarztpraxen zeitnah deutlich mehr Impfdosen bekommen. Ab 26. April sollen die Praxen insgesamt mehr als drei Millionen Dosen wöchentlich bekommen – und damit erstmals mehr als die bundesweit 430 Impfzentren. In ihnen sollen bis mindestens im Herbst weiterhin 2,25 Millionen Dosen pro Woche verimpft werden.
Auch für die Hausarztpraxen gilt die vom Bundesgesundheitsministerium festgelegte Impfreihenfolge, die bestimmt, wer zuerst geimpft werden darf. In die erste Gruppe fallen Menschen, die 80 Jahre oder älter sind oder die wegen ihres Berufs besonders viel Kontakt zu Menschen mit einem hohen Coronarisiko haben. Die zweithöchste Priorität haben laut der Impfverordnung unter anderem Menschen im Alter ab 70 Jahren, Personen mit Demenz, Transplantationspatienten und Kitapersonal. In der Gruppe drei mit erhöhter Priorität sind unter anderem alle über 60-Jährigen, Menschen mit bestimmten chronischen Krankheiten, Menschen mit einem Body-Mass-Index ab 30. Wer im Lebensmittel-Einzelhandel arbeitet, kann sich auch impfen lassen, wenn diese Gruppe aufgerufen wird.
Das kommt darauf an. Wie die Hausärzte Impftermine vergeben, können die Praxen selbst regeln – zum Beispiel per Telefon oder mit Online-Buchungen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) rät Hausärzten und Hausärztinnen dazu, selbst auf ihre Patienten zuzugehen, schließlich wüssten die auch am besten um die Krankengeschichte der Betroffenen und könnten so beispielsweise vulnerablen Gruppen auch selbst einen Termin anbieten. »Sie kennen ihre Patientinnen und Patienten am besten und werden diese gezielt ansprechen und mit ihnen einen Impftermin vereinbaren oder zu nicht mobilen Menschen nach Hause kommen«, sagt KBV-Vize Stephan Hofmeister.
spiegel
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