Der Kreml will, dass russische Energielieferungen nicht mehr in Dollar oder Euro, sondern in Rubel bezahlt werden. Der Westen schließt das kategorisch aus und riskiert damit, dass Russland den Gas-Hahn zudreht. Da stellt sich die Frage: warum eigentlich?
Der russischen Führung geht es dabei um vor allem um zwei Dinge. Zum einen will sie mit diesem Schritt den Rubel vor dem Zusammenbruch bewahren. Zum anderen gibt es auch politische Motive.
Bisher ist es Russland gelungen, den Rubel stabil zu halten - und das, obwohl die Zentralbank wegen der westlichen Sanktionen auf einen Großteil ihres Devisenschatzes nicht zugreifen kann. Die Regierung hat die Unternehmen des Landes deshalb gezwungen, die Rolle der Zentralbank bei der Stabilisierung der Währung zu übernehmen. Sie müssen 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen in Rubel tauschen. Darunter sind die Energie-Giganten Rosneft und Gazprom, die den Löwenanteil ihrer Einnahmen in Dollar und Euro erzielen.
Auch der Devisenmarkt funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Werden also Rubel gegen andere Währungen getauscht, steigt der Rubel-Kurs. Schätzungen zufolge können alle russischen Exporteure zusammengenommen jeden Monat dafür rund 46 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen. In Zahlen ausgedrückt: Nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine war der Rubel zum Dollar zeitweise um fast 50 Prozent abgestürzt. Mittlerweile hat sich der Kurs deutlich erholt, die russische Währung hat nur noch rund 15 Prozent an Wert verloren.
Kreml will höhere Preise
Wenn westliche Unternehmen ihre Rechnungen direkt in Rubel bezahlen, schaffen sie Nachfrage nach der russischen Währung - das stützt den Kurs deutlich. Ein weiterer Vorteil für die Russen: Bekommen heimische Unternehmen Euro oder Dollar, besteht die Gefahr, dass diese Guthaben eingefroren werden. Bisher laufen ihre Geschäfte über russische Banken, über die der Swift-Bann nicht verhängt wurde. Dort tauschen sie Fremdwährungen in Rubel. Doch dieser Bann kann vom Westen erweitert werden. Werden die russischen Unternehmen allerdings direkt in Rubel bezahlt, können die Einnahmen problemlos in Russland verwendet werden.
Ein weiterer Grund für die russische Forderung: Der Markt für Rubel ist bei weitem nicht so flüssig wie der für Dollar oder Euro. Die westlichen Firmen müssten also Rubel auch bei der sanktionierten Zentralbank kaufen. Damit wäre der Westen gezwungen, die eigenen Sanktionen zu unterlaufen.
Wenn die Lieferungen nicht mehr in Dollar oder Euro bezahlt werden, sondern in Rubel, hätte das eine weitere Konsequenz: Die in der Regel langfristig laufenden Verträge müssten geändert werden. Die russische Seite dürfte dann versuchen, höhere Preise durchzusetzen. Dann würde der Westen zwar weiter Gas bekommen, müsste dafür aber mehr zahlen als bisher.
Neben diesen ökonomischen Gründen spielt auch die Politik eine Rolle: Weigern sich die Europäer, in Rubel zu bezahlen, kann der Kreml einen Import-Stopp leichter rechtfertigen. Denn das Gas fließe ja nur deshalb nicht, weil der Westen nicht bezahlen wolle. Und den europäischen Regierungen könnte es sehr viel schwerer fallen, Industrie und Bevölkerung auf mögliche Gas-Engpässe einzustimmen.
Quelle: ntv.de
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