Selenskyj appelliert an Cannes-Gäste

  18 Mai 2022    Gelesen: 433
Selenskyj appelliert an Cannes-Gäste

Die Filmfestspiele in Cannes stehen im Zeichen des Kriegs in der Ukraine. Deren Präsident Selenskyj überrascht die Gäste der Eröffnungsfeier mit einer Rede. In der fordert er die Filmbranche auf, angesichts der russischen Angriffs nicht zu schweigen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine überraschende Ansprache bei der Eröffnungsfeier der Filmfestspiele von Cannes gehalten. In seiner per Video in den Saal übertragenen Rede rief er die Filmbranche auf, sich politisch gegen Hass und autoritäre Herrscher zu engagieren. Selenskyj spielte auf Charlie Chaplins Filmklassiker "Der große Diktator" an und sagte: "Am Ende wird der Hass verschwinden und die Diktatoren werden sterben". Chaplins im Jahr 1940 uraufgeführtes Werk gilt bis heute als besonders wirkmächtige Satire gegen Adolf Hitler.

"Wir brauchen einen neuen Chaplin, um zu beweisen, dass die Filmwelt nicht stumm ist", sagte Selenskyj weiter. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fragte er: "Wird die Filmwelt still bleiben oder wird sie die Stimme erheben?" Das Publikum quittierte seine Rede mit stehenden Ovationen.

Das Festival, das 2020 wegen der Pandemie ausgefallen war und im vergangenen Jahr in den Sommer verlegt wurde, steht nicht nur wegen Selenskyjs Ansprache im Zeichen des Ukraine-Kriegs. "Wir bemühen uns, aufrecht und respektvoll zu sein, auch als Hommage an diejenigen, die gerade viel schlimmere Zeiten erleben als wir", sagte Jury-Präsident Vincent Lindon.

In Cannes stellen sowohl der ukrainische Regisseur Sergej Losniza als auch der Russe Kirill Serebrennikow ihre neuen Filme vor. Serebrennikow, der inzwischen in Berlin lebt, war in den vergangenen Jahren von den russischen Behörden daran gehindert worden, zum Festival zu reisen. Auch der letzte Film des Filmemachers Mantas Kvedaravicius soll gezeigt werden. Der Litauer war im April in der ukrainischen Stadt Mariupol erschossen worden. Er hielt sich in der umkämpften Hafenstadt auf, um mutmaßliche russische Kriegsverbrechen zu dokumentieren.

Quelle: ntv.de, ino/AFP


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