Habeck verteidigt LNG-Terminal in Wilhelmshaven

  17 Dezember 2022    Gelesen: 500
  Habeck verteidigt LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Die erste deutsche Flüssiggasanlage in Wilhelmshaven steht kurz vor der Eröffnung. Während Bundeswirtschaftsminister Habeck von einem "Meilenstein" in der Energiekrise spricht, fürchten Umweltschützer Überkapazitäten beim Gas. Den Vorwurf der Gefährdung von Klimazielen nennt Habeck schlicht "falsch".

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht die Eröffnung des ersten deutschen Flüssiggasterminals an diesem Samstag in Wilhelmshaven als Meilenstein zur Überwindung der Energiekrise. "Dass das neue Importterminal in Wilhelmshaven startet, ist ein ganz entscheidender Schritt für die Versorgungssicherheit in Deutschland", sagte Habeck den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Jetzt folgen schon rasch weitere Terminals in Brunsbüttel und Lubmin, ebenfalls noch für diesen Winter."

Das Flüssiggasterminal wird am Samstagvormittag im Beisein von Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner eröffnet. Über das Terminal sollen jährlich rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs ins Netz eingespeist werden. Habeck rief aber weiter zu Sparsamkeit beim Gasverbrauch auf. Deutschland sei "insgesamt gut vorankommen. Aber natürlich sind wir noch nicht durch", sagte er. "Es bleibt wichtig, sorgsam mit dem knappen Gut Gas umzugehen, auch wenn es kalt ist."

Umweltschützer fürchten Gas-Überkapazitäten

Den Vorwurf von Klimaschützern, Deutschland schaffe Überkapazitäten beim Gas und verbaue sich den Weg zu den Klimazielen, wies der Wirtschaftsminister zurück. "Mit den jetzt fest eingeplanten schwimmenden Terminals nähern wir uns im nächsten Winter 23/24 den bisherigen russischen Gasmengen an, erreichen diese aber noch nicht", sagte er. "Das ist keine Überkapazität, sondern nötig, erst recht, wenn man unsere europäischen Nachbarn mitdenkt. Und das müssen wir." Außerdem werde bei der Leitungsinfrastruktur der Umstieg auf Wasserstoff mitgeplant, betonte Habeck. Insofern sei der Vorwurf "falsch".

In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" bekräftigte auch Scholz die Notwendigkeit des Terminals. Er betonte, dass er den Bau weiterer LNG-Terminals im nächsten Jahr vorantreiben werde und auf weitere Lieferverträge hoffe. "Die Bundesregierung ist mit den Gasimporteuren kontinuierlich im Gespräch und wirbt auch dafür, längerfristige Verträge abzuschließen", sagte er. Gas aus Norwegen, den USA, aus der Golfregion und den Niederlanden werde die Versorgung Deutschlands auch im nächsten Winter sichern. "Davon können wir, so wie in diesem Jahr, ausgehen, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert", sagt Scholz. Für den diesjährigen Winter hatte er bereits mehrfach versichert, dass es wohl keine Knappheit geben werde.

"Komplett neue Infrastruktur in Deutschland"

Habeck verteidigte weiterhin auch die Kostensteigerungen bei den Flüssiggasterminals. "Wir bauen mit den LNG-Terminals eine komplett neue Infrastruktur in Deutschland auf. Diese Terminals sind nicht für Deutschland wichtig, sondern auch für die Versorgungssicherheit in Europa", sagte er. "Und wir verbessern die Leitungsinfrastruktur", fügte der Grünen-Politiker hinzu. "Das ist gut investiertes Geld, denn durch diese neuen oder verstärkten Leitungen können später auch Wasserstoffderivate und Wasserstoff transportiert werden. Und den Kosten werden mit der Inbetriebnahme Schritt für Schritt auch Einnahmen gegenüber stehen."

Habeck dämpfte gleichzeitig Hoffnungen auf rasch sinkende Energiepreise. "Mitten in der Krise Ersatz am Weltmarkt zu beschaffen, ist teuer. Und es wird auch noch eine Weile dauern, bis die Preise wieder sinken, wenn auch nicht auf das Niveau wie 2021", sagte er. "Aber erstens dämpfen wir die extremen Preisanstiege für Bürgerinnen und Bürger mit den Preisbremsen und weiteren Hilfen wie Heizkostenzuschüssen und Wohngeld", betonte der Wirtschaftsminister. "Zweitens arbeiten wir uns aus der Krise heraus und lösen die Probleme hinter den hohen Preisen Schritt für Schritt."

Quelle: ntv.de, lno/AFP


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