Mazda MX-30 R-EV - mit Wankelmotor ins Elektro-Zeitalter

  21 Dezember 2023    Gelesen: 644
  Mazda MX-30 R-EV - mit Wankelmotor ins Elektro-Zeitalter

Der Mazda MX-30 mit seiner eigensinnigen Karosserie und den kleinen Akkus ist ein elektrischer Exot. Mit dem neuen Range Extender wird er noch ungewöhnlicher. Denn dafür gräbt der japanische Autobauer eine fast vergessene Technik aus.

Mazda wird seinem Image als Marke für unkonventionelle Lösungen mal wieder gerecht. Das beweist der neue elektrische MX-30 als R-EV. Das ist nicht nur das erste neue E-Auto mit Range Extender seit dem BMW i3. Sondern das zusätzliche Kraftwerk an Bord wird zudem von einem Wankelmotor betrieben. Dieser Kreiskolbenmotor ist bei allen anderen Herstellern seit Jahrzehnten ausgemustert - nur Mazda hält ihm die Treue.

Dass die Japaner ihn aber das letzte Mal in Serie gebaut haben, ist mit dem Sportwagen RX-8 allerdings auch schon über zehn Jahre her. Auch bei der Preispolitik brechen die Japaner mit den Konventionen - und bieten das aufgewertete Modell für die gleichen 35.990 Euro an wie die reine Akku-Version. Dabei sind jetzt zwei Motoren an Bord und die Reichweite ist mit knapp 700 Kilometern mehr als dreimal so groß.

Weiter fahren mit Wankel-Technik

Um Platz für einen 50 Liter großen Tank zu schaffen, hat Mazda die Batterie von 35,5 auf 17,8 kWh geschrumpft. Heißt, damit allein wären nur noch etwa 80 Kilometer rein elektrisch möglich. Doch lange bevor die Akkus leer sind, meldet sich der Wankel zu Wort.

Dieser Kreiskolbenmotor mit einer Scheibe und 0,8 Liter Brennraum leistet 55 kW/75 PS. Er ist besonders kompakt, leicht und laufruhig und treibt auf konstanten Drehzahlniveaus einen Generator zur Stromproduktion an - das macht ihn zum seriellen Plug-in-Hybrid.

Das streckt die Reichweite um noch einmal knapp 600 Kilometer. Wie die beiden Motoren zusammenspielen, kann der Fahrer mitbestimmen - indem er das Laden manuell startet, den Generator mit Rücksicht auf die Nachbarn stoppt oder bestimmte Restwerte etwa für die benötigte Reichweite vorgibt.

Mit Gefühl und ohne Angst

An den Fahrleistungen ändert sich zwar kaum etwas, selbst wenn die E-Maschine nun 125 kW/170 PS statt bislang 106 kW/145 PS hat. Der MX-30 braucht für den Sprit von 0 auf 100 km/h nun 9,1 Sekunden und Schluss ist hier wie dort bei 140 km/h.

Jedoch: Das Gefühl ist ein anderes - und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen, weil es zwar keine mechanische Verbindung mehr gibt zwischen Motor und Rädern, aber es beim Fahren wieder brummt. Und zum anderen, weil man nicht mehr ständig nervös auf die Reichweitenanzeige schaut und sich stattdessen bedenkenlos auf die Langstrecke traut.

Die Ladeleistung mag mit 11 kW an der AC-Wallbox und 35 kW an der DC-Säule weiterhin mäßig sein. Aber der Sprit fließt an der Tankstelle in wenigen Minuten, und der MX-30 ist für weitere 600 Kilometer gerüstet. Selten war elektrisch fahren so entspannt.

Eigenwilliger Aufbau

Der ungewöhnliche Antrieb passt perfekt zum MX-30. Denn egal, ob nur mit Batterie oder mit zusätzlichen Benzintank - der 4,40 Meter lange Kompakte ist einer der unkonventionellsten Stromer am Markt.

Das beginnt bei der eigensinnigen Karosserie, die wie zuletzt der BMW i3 im Fond zwei gegen die Fahrtrichtung angeschlagene Türen hat. Die wiederum lassen sich allerdings nur dann öffnen, wenn auch die vordere Tür offen ist. Das ist unpraktisch, weil man immer zwei freie Hände braucht und in der Parklücke viel, viel Platz. Aber es hilft natürlich beim Einsteigen - erst recht, weil der Fond nicht eben der geräumigste ist.

Ungewöhnliches Ambiente

Und das endet beim ungewöhnlichen Bedienkonzept. Natürlich gibt es digitale Instrumente, ein Head-up-Display und einen Bildschirm. Selbst wenn das Cockpit mit seiner Verzierung aus Leder und Kork sonst wunderbar altmodisch aussieht.

Die Screens sind verglichen mit der neuen Konkurrenz - vor allem aus China - ungewöhnlich klein, und obendrein immun gegen die Fingerspitzen: Wo andere immer mehr Touch-Technologie einbauen, gibt es bei den Japanern noch einen klassischen Dreh-Drück-Steller.

Beim Fahren ganz der Alte

Beim Fahren dagegen verkneift sich der Mazda jede Ausfälligkeit - und beweist jene Nähe zum Roadster MX-5, den der Name suggerieren will. Denn knackig und kompakt, stramm und präzise und vor allem deutlich leichter als all die schwerfälligen SUV, schürt der MX-30 eine Fahrfreude, die selten geworden ist bei den E-Modellen. Und während dabei in vielen asiatischen Newcomern die Assistenzsysteme eher nerven als nützen, halten sie sich hier angenehm im Hintergrund.

Fazit: Der Wankelmotor, der Range Extender, das altbackene Bediensystem und dann auch noch die eigenwillige Karosseriekonstruktion: Mazda gefällt sich in der Rolle des Nonkonformisten. Aber auch die Kunden profitieren. Denn als Exot unter den Elektrisierten ist der MX-30 unverwechselbar - und mit dem Verbrenner als Verlängerungskabel erleichtert er all jenen den Umstieg, die ohne Netz und doppelten Boden mit der neuen E-Welt noch fremdeln.

Quelle: ntv.de, Thomas Geiger, dpa


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