Mit dem Jeep Wrangler über die Eispiste

  07 Januar 2024    Gelesen: 509
  Mit dem Jeep Wrangler über die Eispiste

Auch Jeep hat seine Geländewagen-Ikone Wrangler schon lange elektrifiziert. Wussten Sie, dass man bei dem schrotigen Kraxler das Dach sowie alle Türen herausnehmen kann? Genau das hat ntv.de gemacht und ein paar Runden auf Eis und Schnee gedreht.

Was fängt man eigentlich mit einem urigen Geländewagen an? Klar, ich hätte da eine Idee: Man fährt ins Stadtzentrum und rollt über die Flaniermeilen. Ich wette, auf Kö, Ku'damm und Maximilianstraße tummeln sich mehr 4x4 als in allen Wäldern Deutschlands zusammengenommen. Aber auch Vehikel vom Kaliber eines Wrangler? Nein, die US-amerikanische Ikone ist da von einem anderen Schlag. Sie macht es ihren Fahrgästen nämlich nicht so ganz so bequem wie die weichgespülten SUV einschlägiger Marken. Der Einstieg erfordert ein bisschen Sportlichkeit, generell geht das Fahren hier etwas ruppiger vonstatten und der Wendekreis ist groß.

Klar kann man auch mit dem Wrangler in die City, aber das natürliche Habitat ist eher die Wildnis oder zumindest unwegsames Gebiet. Denn dafür ist der Kraxler gerüstet und kommt richtig gut voran mit Features wie Differenzialsperren, entkoppelbaren vorderen Stabis sowie Untersetzung. Von den übrigen Geländewerten wie Böschungs- und Rampenwinkel gar nicht zu sprechen.

Um all diese Eigenschaften zu demonstrieren, hat sich Jeep passend zur Jahreszeit aber mal etwas anderes einfallen lassen. Statt Steigungen auf matschigem Untergrund zu erklimmen, geht es in die österreichischen Alpen, wo im Gegensatz zu den meisten flachen Gebieten in Deutschland noch jede Menge Schnee liegt. Und schon die Anfahrt zum Quartier auf rund 2000 Höhenmetern stellt den Allrad auf die Probe: Die verschneiten Straßen meistert der mit verschiedenen 4x4-Modi ausgerüstete Wrangler ohne Probleme.

Ohne Dach und Türen Gaudi im Schnee

Für den richtigen Gaudi hat das Jeep-Team allerdings drei Modelle vorbereitet und Türen wie Dach vorsorglich entfernt. So ist die Rundumsicht besser und der Blick auf den Untergrund frei. An grobstolliges Reifenprofil haben die Kollegen natürlich auch gedacht, ist ja klar. Also ab hinter das Steuer, wo nur noch die steile Windschutzscheibe ein bisschen Wetterschutz bietet. Dicke Jacke und Mütze sollten hier natürlich auch zum Grundrüstzeug gehören.

Und dann wird es interessant, denn bei den mitgebrachten Wrangler-Modellen handelt es sich schließlich um Hybridausführungen. Es sind sogar Plug-in-Hybride, wenn man es genau nimmt. Und so steckt zwischen der Achtgang-Automatik und dem Verbrenner ein mit reichlich Kräften wuchender Stromer. Der stemmt nämlich 245 Newtonmeter Drehmoment und leistet in der Spitze 145 PS. Allein mit diesem Aggregat lässt sich der 2,4-Tonner fröhlich durchs Gelände (oder über asphaltierte Straßen) schieben.

Das geht sogar bis rund 50 Kilometer weit ohne Verbrenner. Hier auf der Schneepiste, wo es mit Schmackes Steigungen hoch und Gefällstrecken hinunter geht, kommt aber immer wieder der 272 PS starke Vierzylinder zum Einsatz. Nicht, weil es der Stromer an Power vermissen ließe - aber der 17 kWh große Akku ist einfach erschöpft.

Der Hybrid arbeitet geschmeidig

Macht jedoch gar nichts, denn so merkt man wenigstens, wie die beiden Aggregate zusammenspielen. Und das tun sie gekonnt. Die Übergänge erfolgen weitgehend ruckfrei, man merkt nur am kernigen Sound, dass der Benziner plötzlich mit von der Partie ist. Kniffligen Antriebssituationen ist das Maschinenduo jedenfalls gewachsen. Heißt: Auch am steilen Hang anfahren ist überhaupt kein Problem. Es gibt jedenfalls keine Unterbrechung der Zugkraft. Was den Untergrund angeht, so kann man hier nicht alle 4x4-Fertigkeiten auf den Prüfstand stellen. Denn rutschige Eisflächen sind nicht wie ein welliger Matschboden mit störenden Steinen im Weg, wo ein Quäntchen Rest-Traktion nur eines einzigen Rades plus Verschränkung die Güte des Geländeantriebs aufdeckt.

Worum geht es hier vielmehr? Um erlebbar zu machen, wie sich automobile Freiheit anfühlen kann mit viel Luft um der Nase. Das ist Trekking-Wildnis-Gefühl pur. Zu blöd nur, dass so ein Wrangler-Vergnügen mittlerweile gar kein Schnäppchen mehr ist. Selbst die 272 PS starke "Basis"-Version verlangt bereits nach 69.900 Euro. Nimmt man den Hybrid mit 380 PS Gesamtleistung, werden fast surreale 81.500 Euro fällig. Aber klar, das simple Minimal-Auto von früher ist der Wrangler irgendwie auch nicht mehr, er ist erwachsen geworden mit seinen 4,88 Längenmetern. Neben dem aufwendigen und bärenstarken Antriebsstrang muss der Kraxler mit stabilem Leiterrahmen ja auch noch andere Funktionen erfüllen. Während die Behörden nach maximaler Sicherheit (Airbags, unzählige Assistenten sowie Crashversuche) schreien, ruft das Marketing nach vollumfänglichem Infotainment, das inzwischen selbstverständlich an Bord ist.

Der Wrangler in seiner modernsten Form ist zweifellos ein tolles Auto, das auch jede Menge Fahrspaß bietet. Aber einen Punkt kann ich so gar nicht verstehen. Ein Blick in das Datenblatt weist gerade mal 1,5 Tonnen maximale Anhängelast für den Hybrid aus. Ist das euer Ernst, liebe Jeep-Kollegen? Ein traditioneller Vollblut-Geländewagen darf ja ruhig großen Spaß machen und auch ein paar Euro kosten. Aber es geht auch um Nutzwert. Und was wäre besser geeignet als ein traktionsstarkes Zugmonster, um schwere Anhänger zu schleppen? Hier solltet ihr nachbessern. Doch keine Sorge, trotzdem verlasse ich die Schneepiste grinsend. Und ein Auto kauft man ja oft auch mit einem gewissen Bauchgefühl. Diese Art der Probe hat der Wrangler jedenfalls bestanden.

Quelle: ntv.de, Von Patrick Broich, Kühtai


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