Neue Ford-Courier-Modelle erinnern an Land Rover

  17 Januar 2024    Gelesen: 738
  Neue Ford-Courier-Modelle erinnern an Land Rover

Ford beschert preisbewussten Neuwagenkunden mit den Modellen Transit und Tourneo Courier attraktive Funktionalität. ntv.de war mit den Neulingen bereits unterwegs.

Schon lange ist der Ford Transit nicht mehr das, was einige Autofahrer vielleicht mit ihm assoziieren mögen: ein großer, fahrbarer Klotz ohne emotionale Ausstrahlung. Unter dem Namen "Transit" firmiert längst ein ganzer Bündel von Ford-Modellen, die nicht direkt etwas miteinander zu tun haben. Ausschlaggebend ist vielmehr der Zusatzbezeichnung. So handelt es sich beim Courier um den kleinsten Transit-Vertreter, der mittlerweile allerdings erwachsen geworden ist. Doch darüber soll noch gesprochen werden. Analog dazu gibt es die "Tourneo"-Linie - deren Mitglieder sind die Personenwagen-Ausgaben der entsprechenden Modelle. Demnach existiert natürlich auch der Ford Tourneo Courier. Und der hat es in sich.

Ja, im Grunde sollen die Courier-Modelle den preiswerten Einstieg in die funktionale Autowelt gewähren. Da erwartet man jetzt keinen optischen Hingucker. Und dann das. Der 4,34 Meter lange Courier wird in seiner zweiten Generation plötzlich zum coolen Eyecatcher. Er rollt kantig-maskulin an den Start. Die hohe Front mit dem markanten Kühlergrill strahlt Solidität aus und bei der Seitengestaltung mit der leicht ansteigenden Fensterlinie dürften die Kreativen ganz klar Land Rover im Kopf gehabt haben.

Zur Krönung lässt sich das Dach auch noch farblich absetzen in weißer Lackierung. Und dann steht da plötzlich nicht mehr der belanglose Funktionstransporter, sondern ein sehr wohl emotionaler Multifunktionswagen im Trekkinglook mit ausgeprägtem Lifestylefaktor.

Die Courier-Innenräume bieten praktische Features

Los, jetzt wird eingestiegen! Hinten praktischerweise durch bequeme, weit öffnende Schiebetüren. Und vor dem Start mit dem Tourneo Courier lädt die Innenarchitektur noch zum kurzen Innehalten ein - denn sie schreit danach, betrachtet zu werden. Ganz im Ernst. Das Kreativteam hat jetzt zwar kein hyperspaciges Umfeld geschaffen, aber doch eine aufgeräumt-adrette Kapsel mit solide verarbeiteten Materialien und fein anzuschauenden Oberflächen. Insbesondere der einprägsam geriffelte Dekorstreifen bleibt im Gedächtnis.

Ein bisschen Praktikabilität hier, ein paar Annehmlichkeiten dort sind der Stoff, aus dem automobile Träume vor allem junger Familien oder anderer aktiver Zielgruppen mit knapperen Budgets sind. Schön ist das Fach im Kofferraum für schmutzige Dinge wie beispielsweise Gummistiefel, nicht so schön (aber kein Weltuntergang) ist, dass sich die Rückbank nicht verschieben lässt. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Courier-Fond zwar nicht gerade als Platzoase bezeichnet werden kann - ein bisschen mehr Beinfreiheit könnte es schon sein -, aber Enge muss man jetzt auch nicht befürchten angesichts 2,69 Metern Radstand. Das mit der Platzoase gilt für Ladegut allerdings sehr wohl mit 2162 Litern Gepäckraumvolumen bei umgeklappten Lehnen.

Doch jetzt geht es endlich auf Tour. Und zwar erwacht nach dem Drücken des Startknopfs ein konventioneller Verbrenner (die Elektromaschine kommt erst später alternativ) - in diesem Fall der bekannte Dreizylinder mit Turboaufladung sowie einem Liter Hubraum nebst 125 PS respektive 200 Newtonmeter Drehmoment. Ford hat gleich zwei Tourneo-Varianten zur Pressefahrveranstaltung mitgebracht. Nämlich die mit manuellem Sechsgang-Getriebe sowie die Ausgabe mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe. Welche nehmen, das ist die Frage.

Zumindest witscht der Schalthebel leichtgängig durch die Gassen, allerdings erledigt der Automat seine Übersetzungswechsel ziemlich geschmeidig. Und im zähen Stadtverkehr kann das Wegfallen des Kupplungspedals schon angenehm sein. Ganz zu schweigen vom Plus an Fahrassistenz (je nach Linie sogar serienmäßig) - das automatische Herunterbremsen bis zum Stillstand gelingt schließlich nur in Kombination mit der Automatik. Die lässt sich der Hersteller mit 2400 Euro Aufpreis jedoch auch fürstlich bezahlen.

Unter der Courier-Haube steckt Hausmannskost

Was Punch und Laufkultur betrifft, offeriert der 1,5-Tonner simple Hausmannskost (13 respektive 11,1 Sekunden bei der Automatikvariante bis 100 km/h und 175 Sachen Topspeed), was in diesem Kontext völlig in Ordnung geht. Das bedeutet freilich, am Berg gegebenenfalls mal ein oder zwei Gänge herunterschalten zu müssen. In diesem Fall sirrt der Dreizylinder fröhlich vor sich hin, ein wahres Charaktertriebwerk. In der Teillast allerdings gibt der Benziner den Gentlemen, hält sich akustisch zurück. Auch der Kraftstoffverbrauch präsentiert sich zurückhaltend und kann bei moderater Fahrt unter die Siebenliter-Grenze fallen. Reiselustig stimmen außerdem ein eher komfortabel abgestimmtes Fahrwerk und im Verhältnis zur Fahrzeugklasse hinreichend bequeme Sitze. Aber jetzt bitte keine S-Klasse erwarten, okay?

Klar gibt es auch Dinge, die nerven. Warum bietet Ford beispielsweise einen wunderschönen Shortcut, um den Tempowarner auszuschalten, der schließlich schon ab einem einzigen km/h Überschreitung piept, aber erlaubt nicht, ein anderes Piepen im gleichen Zuge abzustellen? Dieses erfolgt nämlich, wenn sich das erlaubte Tempo auf der gerade befahrenen Straße ändert. Wie schaltet man das aus? Im Menü auf dem acht Zoll großen Touchscreen. Funktioniert zwar recht intuitiv, aber hätte man anders lösen können.

Dafür stellt der Monitor auch Digital Natives zufrieden mit simpler Bedienung bei angemessener Funktionsfülle inklusive Smartphone-Integration. Fein auch, dass es trotz viel modernen Infotainments (klar, dass das Kombiinstrument bloß noch aus Displayfläche besteht) sowas wie einen physischen Drehknopf für die Lautstärke gibt.

Heißer Preis, wenig Schnickschnack

Ach ja, und ziemlich heiß ist der Preis. Schon ab 25.450 Euro gibt es mit dem Tourneo Courier verdammt viel Auto - hier ist Ford in seinem Element. Um die Kosten so weit wie möglich zu reduzieren, verzichten die Kölner außerdem auf Schnickschnack wie etwa eine elektrische Feststellbremse. Schützt übrigens auch vor teuren Reparaturen. Was allerdings schmerzt, ist, dass LED-Scheinwerfer bisher nicht in der Preisliste zu finden sind. Halogen ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß.

Zum Schluss einen Blick darauf, was das Motorenprogramm sonst noch in petto hat. Diesel (100 PS sowie 250 Newtonmeter Drehmoment aus 1,5 Litern) für die etwas magerer ausstaffierten, verblechten Handwerker-Modelle Transit (mit übrigens knapp einer Tonne Nutzlast) sowie eine 136 PS starke BEV-Variante mit 100 Kilowatt Ladeleistung zu einem aus gutem Grund noch nicht definierten Preis. Auch zu Akkukapazität und Reichweite schweigt der Hersteller bisher. Deren Vorstellung soll Ende dieses Jahres erfolgen. Sparfüchse mit Hang zum Selbstzünder sowie zu etwas mehr Komfort müssen sich ebenfalls noch gedulden.

Schließlich folgt noch eine Transit-Courier-Ausgabe mit Fenstern, die analog zum Kastenwagen auf Wunsch ebenfalls dieselig fährt. Allerdings wird das manuelle Sechsganggetriebe hier voraussichtlich zur Pflichtübung gehören. Und etwas teurer (der aktuelle Transit-Einstiegskurs beträgt 22.075 Euro mit 100-PS-Benzinmotor) wird dieses Vergnügen dann vermutlich ebenso werden. Aber immerhin ist es ein Vergnügen in vielerlei Hinsicht. Gut gemacht, Ford!

Quelle: ntv.de


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