Aston Martin DBX707 - mit Spender-V8 aus Schwaben

  19 Januar 2024    Gelesen: 664
  Aston Martin DBX707 - mit Spender-V8 aus Schwaben

Viele Gründer von Sportwagenmarken hätten nicht im Traum daran gedacht, dass ihr Label mal SUV anbieten würde. Aber dieses Segment ist populär wie nie und aus dem sportlichen Luxussegment nicht mehr wegzudenken. Auch bei Aston Martin nicht. ntv.de war mit der stärksten DBX-Variante unterwegs.

Wie konnte es bloß passieren, dass SUV solch einen Erfolg haben konnten? Denn mal ehrlich - diese Spezies Auto hat doch eigentlich mehr Nach- als Vorteile, oder? Das fängt schon bei der Effizienz (höhere Luftwiderstände) an, geht über das Kapitel Fahrdynamik (hoher Schwerpunkt) und endet noch lange nicht beim Komplex Kosten (gut, der ist bei Aston außen vor). Der Einstieg soll einfacher sein - dabei muss man die höheren Varianten doch förmlich erklimmen. Die Übersicht besser, na gut. Und der Platz ist gigantisch (stimmt, wenn es ein großes Auto ist). Außerdem verwöhnen SUV mit Praxistauglichkeit. Kombis aber auch.

Jedenfalls hat es sich so eingebürgert, dass heutzutage quasi jede Marke SUV anbietet, selbst Labels wie Ferrari oder Rolls-Royce mittlerweile. Bloß McLaren hat noch keines, aber die Gerüchteküche brodelt schon, googeln Sie mal. Aston ist natürlich am Start - und zwar mit dem DBX. Und weil das Modell auf Volumen getrimmt wurde (braucht die kleine Schmiede aus Gaydon auch zum Überleben), gibt es inzwischen sogar drei Varianten. Nämlich einen Basis-Sechszylinder (435 PS), der bisher allerdings dem chinesischen Markt vorbehalten ist, sowie zwei V8-Varianten mit vier Litern Hubraum und 550 beziehungsweise 707 PS inklusive Neungang-Wandlerautomatik.

Aston hatte es gerade nicht kleiner und präsentiert hier und heute den DBX mit klangvoller Zusatzbezeichnung "707". 707? 007? Klingelt da etwas? Die Ziffer mag bezeichnend sein für eine Marke, deren Produkte schon historisch immer wieder bei James Bond Aufsehen erregten. Sei es drum, auf der Straße erregt der feine DBX jedenfalls verhältnismäßig wenig Aufsehen, noch dazu, wenn er in einem zurückhaltenden Grauton antritt. Im Gegensatz zu Kalibern wie Bentley Bentayga oder Lamborghini Urus kultiviert Aston Martin mit dem DBX trotz markanter Front mit Kühlergrill im Aston-Design den gepflegten Auftritt - Mission gelungen.

Der DBX betört durch Akustik

Ha! Aber der feine Brite kann auch anders, jedoch ist die große Show eher akustischer Natur. Denn Dinge wie Klappenauspuff sind ihm nicht fremd. Also los, den Vierliter-Turbo erst schön sachte anwärmen und dann auf "Sport+" schalten. Plötzlich bollert der multifunktionale Luxusliner dreckig, während die Geschwindigkeit in atemberaubender Manier steigt unter entsprechender Last.

Klar, ein 707 PS starkes Extremgerät kann ja nicht anders, als seine Passagiere mit unfassbarer Wucht (900 Newtonmeter) in die Sessel schmettern. Nach 3,3 Sekunden sollen 100 km/h stehen und der Vortrieb endet erst bei 310 Sachen. Ist auch ohne Nachmessen glaubhaft. Alles andere hätte eher verwundert. Übrigens ist der Achtender ein Spenderherz aus Affalterbach - AMG steuert ihn bei und auch das Getriebe mit seinen bekannt gepflegten Umgangsformen kommt aus Schwaben. Nicht schlecht eingekauft.

Apropos Sessel: Da ist es wieder, dieses Feine. Die im vornehmen Cognac-Ton gehaltenen Fauteuils (auf Wunsch belüftet) wirken so feingliedrig-zierlich und duften herrlich nach Leder. Zierlich fühlen sie sich aber keineswegs an, sondern eher üppig. So üppig, dass man den ganzen Tag fahren könnte, selbst von Deutschland aus an das Mittelmeer oder sonst wohin. Strecke kann er, der Aston. Auch Reisegepäck schlucken in ordentlichen Mengen.

Allerdings kommt der Verdacht auf, dass der Brite jetzt nicht das ultimative Transportgerät sein soll - der Hersteller nennt 638 Liter als maximales Kofferraumvolumen. Andererseits weist die Herstellerwebsite darauf hin, dass es sich um den Wert ohne Gepäckraumabdeckung handelt, aber die Sitze lassen sich ja schließlich noch elektrisch umklappen.

Außerdem bietet das hintere Abteil weitere Schmankerl - darunter eine große Mulde unter dem regulären Boden, der beispielsweise ein komplettes Ersatzrad fasst oder anderen Kram, falls man auf das komplette Rad verzichtet. Und ebenfalls praktisch: Per Knopfdruck (Innenwand) lässt sich das Fahrzeugniveau absenken, um den Aston besser beladen zu können.

Typisch britisch tiefgestapelt mal wieder, der DBX ist also doch nutzwertig. Und wenn er gerade nicht beladen ist, bereitet er vor allem auf der kurvenreichen Landstraße mächtig Spaß. Die Techniker haben sich bemüht, den 2,2-Tonner möglichst flink zu machen. Und wie? Durch Hightech. Aston verbaut ein aktives Fahrwerk (48-Volt-Netz), das in schnell gefahrenen Kehren entstehende Wankbewegungen ausgleicht, was den DBX gefühlt agil macht. Und Schlechtwegestrecken bügelt die adaptive Luftfederung weitgehend glatt.

Zu viele Tasten im Cockpit verwirren

Viel Licht bisher, wo bleibt der Schatten? Eindeutig bei der Bedienung. Touchscreen? Fehlanzeige. Kommandos müssen also umständlich per Dreh-Drück-Steller kommuniziert werden. Das werden insbesondere Nutzer von Apple CarPlay zu spüren bekommen (immerhin wird es angeboten). Außerdem macht das Sammelsurium von vielen Tasten nur manche Menschen glücklich. Vielleicht diejenigen, die knöpfchengespickte Cockpits lieben. Hier müsst ihr ran, liebe Aston-Entwickler. Aber bloß die Finger weglassen von den Automatikgetriebe-Wahltasten statt Hebel! Die sind nämlich genauso cool wie der kristallene Startknopf.

Aber das kann es doch irgendwie noch nicht gewesen sein, oder? Wer eine runde Viertelmillion Euro (auf exakte Preise verzichtet der Konfigurator auf der Website) für ein hochklassiges SUV zahlt, muss doch mehr bekommen als einen Achtzylinder von AMG und ein paar duftende Lederfetzen. Na ja, Aston Martin schafft es durchaus, seinen Kunden mit den Produkten den Hauch des Besonderen zu bieten. Aber wie genau? Da schwingt natürlich immer die Aura der Rennsportgeschichte mit. Aston gewann viele namhafte Rennserien von Brooklands über LeMans oder Mille Miglia bis Spa. Mal ganz abgesehen von der Exklusivität und dem feinen Prestige - beides verströmt die Marke noch immer.

Und der zurückhaltende DBX versteht es, hohe Performance mit einem Hauch von Nutzwert zu verbinden. Übrigens: Wer dem eher eleganten denn großmäuligen Design dann doch noch einen Tick mehr Ausdruck verleihen möchte, kann das tun. Aston Martin präsentiert über 50 verschiedene Lacktöne im Konfigurator vom leuchtenden Gelb über ein satte Grüntöne bis hin zum extravaganten Violett. So gesehen kann der DBX ein ganz schön bunter Hund werden.

Quelle: ntv.de


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