Skurriler Renault-Klassiker zum erschwinglichen Preis

  21 Januar 2024    Gelesen: 859
  Skurriler Renault-Klassiker zum erschwinglichen Preis

Sie lieben skurrile Autos, wollen aber das Budget nicht überstrapazieren? Wie wäre es mit dem Klassiker Renault 16? ntv.de hat den PS.Speicher mal wieder besucht, der den Franzosen für eine kleine Runde vorhält.

Noch ist Januar, aber die Zeit vergeht im Flug. Schon im März wird man wieder etliche Klassiker sehen, bevor sie im April endgültig in Scharen ausströmen nach dem langen Winterschlaf. ntv.de weckt schon einmal die Vorfreude auf die bald startende Saison. Wer jetzt im Winter bereits überlegt, ob und welches historische Schätzchen er sich zulegen möchte, hat jetzt immerhin die Möglichkeit, qua Lektüre Entscheidungshilfe zu bekommen.

Denn ich habe mich in den letzten Monaten mit annehmbarer Witterung herumgetrieben und nicht nur nach unbezahlbaren Traumautos Ausschau gehalten, sondern ebenfalls nach denen mit Pfiff für überschaubares Geld. Wie wäre es mit einem Renault 16? Für den braucht es nämlich nicht zwingend ein unerschöpfliches Konto. Wer sich in den einschlägigen Internetbörsen umsieht, findet schon ab etwa 12.000 Euro Exemplare, die nicht kurz vor dem Ablauf einer gültigen TÜV-Plakette stehen.

Rost war und ist der ärgste R16-Feind

Falls doch, sollte man sich mit diversen Renaultclubs anfreunden, die bei der Ersatzteilsuche helfen. Wer sich einen R16 anschaut, sollte ihn penibelst nach Rost absuchen. Er ist nämlich mitunter der Grund, warum von den ehemals rund 1,8 Millionen gebauten Exemplaren kaum mehr welche unter uns weilen.

Aber jetzt wird erst einmal mit diesem Topexemplar (ein besserer Zustand dürfte wirklich selten anzutreffen sein) gefahren, und hier erleben zumindest Nicht-Kenner einige Überraschungen. Erst einmal war es in einer Zeit, als Autokonzerne noch weitgehend ohne Kooperationen auskamen, üblich, dass jede Marke ihre eigenen Bedienkonzepte hatte, die sich zudem stark von denen anderer Labels absetzten.

Über manche Features kann man schmunzeln (der lange Hebel links am Armaturenbrett für die Scheibenwischer sieht ulkig aus), andere wiederum sind richtig praktisch: die Schalter für die elektrischen Fensterheber - ebenfalls an der Armaturentafel zu finden. Verrückt, dass dieser späte Sechzehner (Baujahr 1978) überhaupt elektrische Fensterheber hat. Aber so war das früher bei den Franzosen und Italienern: Deren Besitzer drückten bloß Knöpfchen, während die meisten Benz-Fahrer kurbelten - selbst in der S-Klasse häufig noch.

Der starke TX fährt souverän

Und noch eine Sache hat der hier besprochene Renault 16, die ihn im zeitlichen Kontext betrachtet luxuriös macht. Vielmehr sind es 93 Sachen, nämlich 93 Pferdestärken beim Topmodell TX. Und die kombinierte Renault mit einem am Lenkrad geschalteten Fünfganggetriebe, das sich leichter bedienen lässt, als es aussieht. Der olle Franzose marschiert ganz gut nach vorn - wiegt ja auch nur rund 1,1 Tonnen. Und wenn man den 1,6-Liter großen Vierzylinder mit Weber-Doppelvergaser (130 Newtonmeter) ein bisschen dreht, kommen fast schon sportliche Gefühle auf. Aber nur, weil der das Motörchen mit Alublock herrlich rustikal klingt im oberen Drehzahlbereich. So merkt man überhaupt nicht, dass bis Tempo 100 ungefähr zwölf Sekunden vergehen.

So weit reize ich das Potenzial ohnehin nicht aus, bleibe auch weit unter den mit entsprechendem Anlauf möglichen 170 km/h. Und dann kommt eine weitere Überraschung. Das Fahrwerk des R16 ist so was von überhaupt nicht sportlich - das völlige Gegenteil ist der Fall. Erst beim Überfahren von schlechten Strecken kommt so richtig zur Geltung, was das Chassis mit den langen Torsionsstäben wegschlucken kann.

Eigentlich ist die Geschichte alt und wurde im Laufe der Jahre immer wieder mal erzählt: Wegen der versetzt angeordneten Federstäbe weisen die linke und rechte Seite unterschiedliche Radstände (2,72 und 2,65 Meter) auf. Und plötzlich wähnt man sich eher in einem Citroën. Die Marke mit dem Doppelwinkel war schließlich bekannt für besonders komfortable Fortbewegung. Aber nee, der 4,24 Meter lange Universal-Renault flauscht derart geschmeidig über Buckelpisten, dass man gar nicht mehr aussteigen möchte. Und mindestens ähnlich geschmeidig wie der über weite Strecken zeitgleich gebaute Segment-Kollege Citroën GS mit ungleich aufwendigerer Hydropneumatik.

Und sonst so? Das Fließheck-Format war Mitte der Sechziger absolut außergewöhnlich und mindestens genauso praktisch. Die Liegesitzfunktion ließ (und lässt auch heute noch) ein Nickerchen zu, wenn man länger unterwegs war. Sollte eine Transportaufgabe bevorstehen, bieten die Rücksitze verschiedene Stellungen, um den Kofferraum auf bis zu 1450 Liter Ladevolumen zu vergrößern. Notfalls fliegt die Bank der zweiten Reihe kurzerhand aus dem Auto.

Wer jetzt neugierig geworden ist und mit dem Gedanken spielt, sich den Renault 16 zumindest einmal leibhaftig anzusehen, wird feststellen, dass er womöglich ganz schön weit fahren muss zum etwaigen Inserat. Denn der Bestand in Deutschland ist mittlerweile auf wenige Exemplare zusammengeschrumpft.

Und so braucht es viel Geduld, will man ein bestimmtes Renault-16-Modell ergattern. Beispielsweise den hier thematisierten TX mit 93 PS. Der zwischen den Jahren 1965 sowie 1980 gebaute Mittelklässler ist auch in schwächerer Motorisierung (1,4 oder 1,6 Liter Hubraum) und mit Viergang-Getriebe erschienen - beispielsweise 54, 67 oder 83 PS stark. Der Renault 16 ist außerdem mit Automatikgetriebe erhältlich.

Die Suche nach einem geeigneten Exemplar könnte sich demnach als ähnlich spannend erweisen wie das Fahren mit dem skurrilen Franzosen selbst. Ein bisschen Zeit bis zur schönen Jahreszeit bleibt ja noch.

Quelle: ntv.de


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