Nissan zählt mit dem Leaf zu den Pionieren der Elektromobilität in Deutschland. Das Kompaktauto feierte seinen Marktstart vor sechs Jahren, ist also trotz einiger Überarbeitungen mittlerweile ein wenig angestaubt und wird voraussichtlich nächstes Jahr durch ein dann eher zur Crossover-Sparte zählendes neues Modell abgelöst. Ein Elektro-Crossover ist auch der vor eineinhalb Jahren auf den Markt gekommene Ariya, der sich aber sowohl preislich als auch in der Länge (4,60 Meter) vom kompakten Leaf abhebt.

Mit der auf den etwas umständlichen Namen Evolve+ Pack hörendenVariante haben die Japaner das Modell jetzt mit ein wenig mehr Ausstattung und deutlich mehr Leistung aufgewertet. Nach den jüngsten Preissenkungen ist diese Version des Ariya ab 65.490 Euro erhältlich, wobei der Umweltbonus nun ja wegfällt.

Zwei Elektromotoren, Allradantrieb und 600 Newtonmeter Drehmoment, das alles hatte die Version Evolve Pack auch schon. Das + hinter Evolve in der neuen Variante steht vor allem für deutlich mehr Leistung, sie wurde von 225 kW/306 PS auf 290 kW/394 PS angehoben. Hinzu kommen mit blauen Nappaledersitzen und 20-Zoll-Felgen zwei zusätzliche Ausstattungen und fertig ist das neue Spitzenmodell, für das Nissan im Vergleich zum Evolve Pack glatt 5000 Euro Aufpreis verlangt. Ein bisschen was (mehr) geht schließlich immer.

Mehr als fix unterwegs

Mit dem weiter erstarkten Motorenduo ist der Ariya naturgemäß mehr als fix unterwegs. 5,1 Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h: Damit wären vor gar nicht mal so vielen Jahren schon einige Sportwagenbesitzer zufrieden gewesen. Und die 200 km/h Vmax schafft auch längst nicht jedes E-Auto. Für ein so großes und dank der großen Akkus auch schweres Fahrzeug zeigt sich der Ariya auch in Kurven ausgesprochen dynamisch und bremst zudem gut, allerdings ist die Dosierung wegen des synthetischen Bremsgefühls nicht einfach. Auf der Autobahn überzeugt er durch seine komfortable Grundabstimmung und den guten Geradeauslauf. Gröbere Unebenheiten, gerade die üblichen Schlaglöcher innerorts, federt der Ariya allerdings nicht ganz so souverän weg.

Die Physik kann auch kein noch so modernes E-Auto überlisten. Wer also das vormalige "Gaspedal" durchdrückt, muss mit hohen Verbräuchen im Bereich von 25 bis 30 kW/h je 100 Kilometer rechnen. Wer es geruhsamer angeht, hat es zwar im Winter immer noch schwer, den Normverbrauch von knapp über 20 kW/h zu erreichen, kommt aber immerhin in dessen Nähe. Damit und dank des großen Akkus mit 87 kW/h Nettokapazität sind reale Reichweiten von 400 Kilometer möglich, auch das noch eher selten im E-Auto-Segment. Die angegebenen fast 500 Kilometer Normreichweite sind dagegen wie stets bei Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb illusorisch.

Schnelllade-Geschwindigkeit begrenzt, aber 22-kW-Lader an Bord

Anders als etwa der Hyundai-Konzern bietet Nissan (noch) kein Laden mit 800-Volt-Technik an, 400 Volt Spannung müssen reichen. Damit ist auch die Schnelllade-Geschwindigkeit begrenzt, mehr als 130 kW in der Stunde gehen nicht. Dafür verdient sich Nissan ein dickes Lob an der Wallbox, denn der Ariya hat serienmäßig einen 22-kW-Lader an Bord. Und er verfügt anders als der Leaf über den in Europa gebräuchlichen CCS-Stecker und findet damit im Alltag mehr passende Ladestationen.

Ein großer Vorteil des Ariya, nicht nur beim Evolve+ Pack, ist der große Innenraum. Da das Fahrzeug auf einer reinen Elektro-Plattform steht, muss kein Raum für einen Kardantunnel und die Mechanik vorgehalten werden. Daher fällt der Platz vorn geradezu verschwenderisch und hinten immer noch sehr großzügig aus. Dazu kommt in den Spitzenversionen ein durch den zweiten E-Motor reduziertes und ein wenig enttäuschendes Kofferraumvolumen von 415 Liter, das auf 1280 Liter erweitert werden kann.

Innenraum groß und schick

Der Innenraum des Ariya fällt aber nicht nur groß aus, sondern überzeugt auch durch feine Materialien, die sorgfältig verarbeitet wurden. Allerdings wirkt das Infotainment im Wettbewerbsvergleich schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Ohne Zweifel ist dieser Nissan eines der besseren E-Autos geworden, mit guter Ausstattung, viel Leistung und großem Akku. An die hohen Preise für Elektrofahrzeuge müssen wir uns immer noch gewöhnen. Über 65.000 Euro für ein natürlich extremes Fahrzeug der elektrischen Mittelklasse, das dürfte manches Haushaltsbudget überfordern, zumal die 5000 Euro Aufpreis im Vergleich zum bisherigen Spitzenmodell aus unserer Sicht nur für sehr sportliche Fahrer eine sinnvolle Investition sind. Aber fahren die überhaupt E-Auto?

Wie gut, dass es auch noch andere Ariya gibt, zum Beispiel das Basismodell mit immerhin auch schon 218 PS und dem kleineren 63-kW/h-Akku. Und der steht mit weitaus weniger erschreckenden 43.490 Euro in der Preisliste.

Nissan Ariya Evolve+ Pack - technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Elektro-Crossover der Mittelklasse

Länge: 4,60 Meter, Breite: 1,85 Meter (mit Außenspiegeln 2,17 Meter), Höhe: 1,65 Meter, Radstand 2,78 Meter, Kofferraumvolumen: 415-1280 Liter

Zwei Elektromotoren, 290 kW/394 PS, maximales Drehmoment: 600 Nm, Lithium-Ionen-Batterie (netto 87 kWh), Reichweite nach WLTP: 498 km, Ladeleistung: AC bis 22 kW, DC bis 130 kW, Allradantrieb, Eingang-Automatik

Vmax: 200 km/h , 0-100 km/h: 5,1 s

Normverbrauch: 20,4 kWh/100 km, CO2-Emission: 0 g/km

Preis: ab 65.490 Euro

Quelle: ntv.de, Peter Eck, sp-x

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