Mercedes Sprinter bekommt mehr elektrische Varianten

  06 Februar 2024    Gelesen: 362
  Mercedes Sprinter bekommt mehr elektrische Varianten

Die Elektrifizierung macht auch vor Transportern keinen Halt. Mercedes führt zwei neue batterieelektrische Grundversionen seines berühmten Sprinters ein, von denen ntv.de nun eine testen durfte. Wichtige Botschaft: Es gibt einen großen Akku.

Die Autowelt wird elektrisch, das sollte sich inzwischen sogar bei Menschen mit wenig Autointeresse herumgesprochen haben. Und diese Entwicklung gilt nicht nur für das Personenwagen-Segment. So ist beispielsweise Mercedes eifrig dabei, seine Transporter-Palette zu elektrifizieren. Es ist aber nicht etwa so, als habe es bisher noch keinen elektrisch angetriebenen Sprinter gegeben. Es existiert vielmehr bereits seit 2019 eine lautlos angetriebene Version des Packesels.

Bisher steckten unter dem Blech des eSprinters gerade mal 41 respektive 55 kWh Batteriekapazität - ein bisschen wenig für das schwere Gerät, was auch für die 115 PS Maximalleistung gilt. Wie wichtig den Schwaben die Umstellung auf Elektroantrieb ist, erkennt man am tüchtigen Engagement. Obwohl der Hersteller bereits in rund zwei Jahren mit einer leistungsfähigen Elektroplattform für Transporter "VAN.EA" aufschlagen möchte, wertet er das bestehende elektrische Sprinter-Angebot noch einmal ordentlich auf.

Reichweite des eSprinter geht in die richtige Richtung

Nach etwa fünf Jahren spendieren die Schwaben also bereits der Basisversion 56 kWh, demnach mehr Stromspeicher als bisher generell möglich. Die nächstgrößere Variante ist mit 81 kWh am Start, während die 113 kWh große Batterie für ausschweifende Reichweiten von 440 Kilometern laut gemittelter WLTP-Norm gut ist. In der Stadt sollen es sogar 530 Kilometer sein.

Aber nun genug der Theorie, der überarbeitete eSprinter will gefahren werden. Und weil Mercedes den Rollout tatsächlich in den USA startet, war es offenbar einfacher, Journalisten das Steuer an der Ostküste zu überlassen. Ich erklimme die lange Kastenwagenversion mit großem Akkupack und spinkse gleich nach dem Platznehmen auf die Reichweite-Anzeige. Und bei milden Frühlingstemperaturen zeigt der Bordcomputer 222 Meilen bei 99 Prozent State of Charge. Das entspricht etwa 355 Kilometern, alles klar. Und weil Mercedes oft clevere Lösungen anbietet, zeigt der im originalen Markenjargon "Reiserechner" genannte Tripcomputer auch das maximale Reichweiten-Potenzial bei sparsamer Fahrweise an: 238 Meilen (381 Kilometer). Gut zu wissen. Ist bei den batterieelektrischen Mercedes-Personenwagen übrigens genau so.

Aus dem Front- wird ein Hecktriebler

Ab sofort wirkt der überarbeitete Antriebsstrang samt 130 Kilogramm schwerem Permanentmagnetsynchronmotor auf die Hinterachse - früher war der eSprinter ein Fronttriebler. Dort sitzt die Einheit auch und gibt 204 PS ab (die kleinere Version mit 136 PS steht hier nicht zur Verfügung). Somit bleiben Antriebseinflüsse im Lenkrad bei nasser Straße mit wenig Grip künftig definitiv aus. Aber schon nach den ersten Metern fällt auf, dass die Ingenieure den Antrieb sowieso nicht giftig abgestimmt haben. Statt mittels 400 Newtonmetern Drehmoment bissig anzureißen aus dem Stand, fährt der Sprinter selbst bei zackig niedergedrücktem Pedal betont sanft an. Das Fahrverhalten wirkt sicher, der große Transporter liegt selbst unbeladen gut auf der Straße. Dazu trägt sicherlich auch der gewichtige Akku mit tiefem Schwerpunkt bei.

Der Kasten ist übrigens ein Arbeitstier, bewegt bis zu 4,25 Tonnen Gesamtgewicht. Außerdem darf er stattliche zwei Tonnen an den Haken nehmen. Das ist nach Verbrennermaßstäben wenig, für ein batterieelektrisches Auto vorerst aber akzeptabel. Diverse Fahrprogramme von "Economic" bis "Comfort" helfen dabei, mit der Energie smart hauszuhalten. Verschiedene einstellbare Rekuperations-Charakteristika bieten etwas für jeden Geschmack (nicht jeder mag es, wenn die Fuhre sofort verzögert bei Lupfen des Fahrpedals infolge der Bremsenergierückgewinnung).

Geht die Batterieladung zur Neige, lässt sich mit bis zu 115 Kilowatt nachfüttern am Gleichstrom-Charger. Im optimalen Fall braucht es 42 Minuten laut Mercedes, um den Stromspeicher von 10 auf 80 Prozent zu bringen. Das wird sich in Zukunft sicher weiter verbessern. Wer seinen Sprinter nachts mit Wechselstrom beispielsweise auf dem Betriebshof lädt, kann mit elf kW speisen. Genug, um die Batterie über Nacht fit zu machen für den nächsten Arbeitseinsatz am Morgen.

Apropos Arbeitseinsatz: Mercedes gestaltet das eSprinter-Programm bald deutlich vielfältiger. So sollen in Zukunft auch Fahrgestelle mit elektrischem Antrieb geliefert werden können. Und wer als Besitzer einmal in eine Stammtischdiskussion geraten sollte, in der es um potenziell umweltschädigende Batterien geht: Die Untertürkheimer setzen auf sogenannte Lithium-Eisenphosphat-Zellen ohne die problematischen Elemente Kobalt und Nickel.

Mercedes verspricht übrigens, dass es mit dem elektrisch angetriebenen Sprinter keine Einbußen in puncto Praxistauglichkeit geben soll - bis zu 14 Kubikmeter fasst das automobile Arbeitsgerät. Wer den Konfigurator anwirft, sieht Nettopreise ab knapp unter 40.000 Euro (56 kWh). Und während es preislich keinen großen Unterschied macht, ob man zur 136 oder 204 PS starken Version greift, erfordern die Ausgaben mit 113 kWh schon mehr finanzielle Puste mit Kursen von knapp unter 70.000 Euro netto. Immerhin: Die Wärmepumpe ist in jedem Fall serienmäßig.

Bleibt die Frage, ob neben den verblechten Transportervarianten noch elektrisch angetriebene Kombiversionen mit Fenstern kommen. Dazu schweigt der Hersteller. Spätestens mit der VAN.EA-Plattform sollte das jedoch kein Thema mehr sein.

Quelle: ntv.de


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