In der Dresdner Annenkirche ist Jesus schwarz

  27 März 2017    Gelesen: 1300
In der Dresdner Annenkirche ist Jesus schwarz
In der Dresdner Annenkirche schmückt ein schwarzer Jesus den Altar.
Die Gemeinde hatte nach der Sanierung ihrer Jugendstilkirche ein modernes Altarbild in Auftrag gegeben. Nun wurde der Lebensbaum der Südafrikanerin Marlene Dumas eingeweiht. Er trägt auf hellem Grund sechs große, farbige Medaillons quasi als Blätter. Unter dem schwarzen Christus ist ein übervolles Flüchtlingsboot im blauen Meer zu sehen, und wo herkömmlicherweise Maria den toten Jesus trägt, hält hier ein Mann eine leblose Frauenfigur auf den Armen.

Bei der Einweihungsfeier dankte Dumas der Gemeinde für die Geduld und Partnerschaft. Die 63-Jährige hat etwa vier Jahre lang an dem etwa acht mal dreieinhalb Meter großen Altarbild gearbeitet. In dieser Zeit führte sie regelmäßig Gespräche mit der Gemeinde, die sich unter anderem Motive der Hoffnung und der Gegenwart gewünscht hatte.

Dumas lebt und arbeitet in Amsterdam. Sie stellte bereits im Museum of Modern Art in New York und im Münchner Haus der Kunst aus. Das Altarbild ist ein Geschenk der Künstlerin an die Annenkirchgemeinde. Es wurde im Vorfeld zum Teil heftig kritisiert. Der Pfarrers der Annenkirche, Weirauch, sagte, ein Altarbild müsse nicht immer "leichte Kost sein", aber natürlich könne über Kirchenkunst gestritten werden. In der Gemeinde überwiege aber die Freude über das neue Werk.

Sachsens evangelischer Landesbischof Rentzing sagte in seiner Predigt, Kunst sei mehr sei als die Darstellung der Gegenwart. Der Lebensbaum stehe auch dafür, dass "aus dem Tod Leben entsteht und Liebe aus dem Hass".

Die Annenkirche wurde 1578 als erster Sakralbau in Dresden nach Einführung der Reformation als Predigtstätte geweiht. Der im Jugendstil gehaltene Innenraum war für rund 1,6 Millionen Euro saniert worden. Um einen Gegenwartskünstler für das neue Altarbild zu finden, wurde eigens eine Kommission eingesetzt.

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