Wegen Langeweile: Abpfiff nach 63 Minuten

  02 Dezember 2015    Gelesen: 634
Wegen Langeweile: Abpfiff nach 63 Minuten
Das Finale um den mauretanischen Super-Cup läuft. Nach gut einer Stunde steht es 1:1. Das Staatsoberhaupt findet es fürchterlich und hat eine Idee. Er lässt das Gekicke vorzeitig abpfeifen. Die Fans protestieren laut und bekommen eine interessante Erklärung.
Der mauretanische Fußball ist international nicht unbedingt dafür bekannt, ein besonderes Spektakel zu bieten. Auch in gängigen Groundhopper-Foren wird das Gekicke der Nordwestafrikaner weder als Topadresse noch als Geheimtipp für einen Stadionbesuch gehandelt. Doch wie schlimm es um den Zustand des Fußballs in der islamischen Republik steht, zeigt eine Aktion des Staatspräsident Mohamed Ould Abdel Aziz.

Der seit 2008 amtierende Staatschef, in Folge eines Militärputsches ins Amt gekommen, ist zu Gast beim nationalen Super-Cup-Finale. ASC Tevragh Zeïna, Gewinner des Titels 2010, trifft im Duell der Hauptstadt-Klubs auf ASC Ksar, fünffacher Meister und dreifacher Pokalsieger in Mauretanien. Das Spiel findet, drücken wir es vorsichtig aus, auf einem recht übersichtlichen Niveau mit sehr, sehr mäßigem Tempo statt. Immerhin fallen Tore. Und zwar zwei. Nach 63 Minuten steht es 1:1. Nur 1:1.

Wütende Proteste am Tag danach

Mohamed Ould Abdel Aziz ist davon mächtig genervt. Und weil er offenbar ein Mann der Tat ist, greift er ein. Der Präsident ordnet einem Bericht der "Gazetto dello Sport" zufolge einen vorzeitigen Spielabbruch an. Seine Idee, nein, seine Anweisung: Sofort Elfmeterschießen. Der Schiedsrichter, dem Staatsoberhaupt ergeben, pfeift ohne zu zögern ab. Spieler und Fans sind verwirrt, ja sogar sauer. Hilft aber nichts. Antreten am Punkt. Duell Schütze gegen Schnapper. Spektakel, Spannung und ein – vielleicht – glücklicher Sieger. Tevragh Zeïna holt jedenfalls den Pott.

Nun, das Ergebnis indes sorgt nur bedingt für gute Stimmung in der Hauptstadt. Denn am Tag nach der Entscheidung protestieren tausende Bürger und verlangen eine Erklärung für die eigenwillige Entscheidung des Präsidenten. Und die kommt, ist aber, nehmen wir es vorweg, ebenfalls sehr skurril. "Ich bestreite eine Intervention des Präsidenten aufs Entschiedenste. Die Entscheidung erfolgte aus organisatorischen Gründen und im Einverständnis mit den Präsidenten und Trainern beider Mannschaften", heißt es in einer Stellungnahme des Präsidenten des mauretanischen Fußballverbands, Ahmed Ould Abderrahmane. Sei`s drum. Eines hat der Staatschef geschafft: Der mauretanische Fußball ist plötzlich international bekannt – auch für Spektakel. Was für gerissener Hund, dieser Mohamed Ould Abdel Aziz.

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