Von Geheimdienstbeamten und aus Kreisen der Aufständischen hatte es zunächst geheißen, Mansur sei bei einer Schießerei während eines Treffens mit mehreren Kommandeuren nahe der pakistanischen Stadt Quetta schwer verletzt worden. Die Taliban wiesen auch diese Angaben entschieden zurück.
Am Donnerstag veröffentlichten die Islamisten eine Audiobotschaft, die angeblich vom ehemaligen Guantanamo-Häftling Abdullah Sarhadi stammte, in dessen Haus sich die Schießerei ereignet haben soll. Darin wurden die Angaben als "Feindpropaganda" zurückgewiesen. Die Datei wurde bislang nicht authentifiziert, auch gab es bislang keine Botschaft von Mansur selbst.
Die Kontroverse um Mansur wirft ein Schlaglicht auf die tiefen Gräben zwischen den rivalisierenden Fraktionen der Islamistenbewegung. Mansur war Ende Juli zum Nachfolger des verstorbenen Taliban-Anführers Mullah Omar ernannt worden. Bedeutende Teile der Taliban erkannten den Wechsel an der Spitze aber nicht an. Im November ernannte eine Splittergruppe Mullah Mohammed Rasul zu ihrem Anführer.
Der Machtkampf behindert auch die Friedensgespräche der Aufständischen mit den Regierungen in Pakistan und Afghanistan. Kabul beschuldigt Pakistan seit langem, die Taliban als Mittel im Kampf um Einfluss in Afghanistan zu nutzen. Die afghanische Regierung wirft Islamabad insbesondere vor, den Aufständischen Ende September bei der Eroberung der nordafghanischen Stadt Kundus geholfen zu haben.
Deutschland sagte Afghanistan unterdessen 25 Millionen Euro zur Unterstützung von Infrastrukturmaßnahmen zu. Das entsprechende Programm von Präsident Aschraf Ghani solle Investitionen in Infrastruktur ermöglichen und so Arbeitsplätze schaffen, teilte das Entwicklungsministerium in Berlin mit. "Afghanistan braucht weiter unsere Unterstützung beim Wiederaufbau, bei Regierungsreformen und dem Friedensprozess", erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nach einem Treffen mit Ghani in Berlin am Donnerstagabend. Vor allem junge Menschen bräuchten Arbeit und Perspektiven.
Die Gelder sollen in den kommenden zwei Jahren der Infrastruktur in 4700 afghanischen Gemeinden zugute kommen, etwa für die Reparatur von Straßen und Bewässerungskanälen. 70 Prozent der Gelder sind für Arbeitslöhne vorgesehen. Die Gemeinden müssen einen Eigenbeitrag von zehn Prozent leisten, um sicherzustellen, dass sie sich um die Erhaltung der Infrastruktur kümmern.
Zugleich verpflichtete sich die afghanische Regierung, mit den Gebern vereinbarte Maßnahmen in den kommenden Monaten umzusetzen. Diese sollen unter anderem der Ankurbelung der heimischen Wirtschaft dienen, etwa durch Vereinfachungen bei Unternehmensgründungen.
Tags: