Kaufhof ringt um Sanierungskonzept

  13 April 2018    Gelesen: 1838
Kaufhof ringt um Sanierungskonzept

Kaufhof geht es schlecht. Die Geschäftsführung will, dass die Beschäftigten deshalb auf Lohn verzichten. Die Gewerkschaft Verdi entscheidet nun, ob es dazu kommt. Derweil wächst die Unsicherheit.

 

Die Kaufhof-Beschäftigten sind Kummer gewohnt. Das Warenhaus-Unternehmen steckt in der Krise, die 21.000 Beschäftigten sollen deshalb Opfer bringen. Und es sieht so aus, als komme es noch dicker als befürchtet: Dem Eigentümer geht es ebenfalls überhaupt nicht gut.

Kaufhof war 2015 von Hudson's Bay (HBC) übernommen worden und hängt am Tropf der Kanadier. Die Frage ist: Wie lange noch? Denn das vergangene Jahr lief für den Konzern schlecht. "Letztes Jahr haben wir mehr als 900 Millionen Dollar Cash verbrannt", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" Finanzchef Edward Record.

Die Summe entspricht rund 580 Millionen Euro. Das heißt: Bei Hudson's Bay lösen sich umgerechnet jeden Tag fast 1,59 Millionen Euro in Luft auf. "Das ist einfach inakzeptabel", sagte Record in dem Gespräch mit Analysten und kündigte an, das zu ändern.

Das ist offensichtlich auch bitter nötig. Denn die Kanadier haben nicht mehr viel Cash auf dem Konto. Im Februar waren es 70 Millionen kanadische Dollar, das entspricht rund 45 Millionen Euro. Zur Einordnung: 2016 lag die Summe noch bei 326 Millionen Dollar, 2016 war sie auf rund 78 Millionen geschrumpft. Der operative Verlust belief sich im vergangenen Jahr auf 646 Millionen kanadische Dollar.

Die Lage von HBC dürfte heute zur Sprache kommen, wenn die Tarifkommission von Verdi zusammentritt. Die Gewerkschaft muss entscheiden, ob sie mit der Führung von Kaufhof in Verhandlungen über einen Tarifvertrag zu Beschäftigungssicherung eintritt. Im Grunde bleibt ihr nichts anderes übrig, denn Kaufhof ist ein Sanierungsfall.

"Zahlungsunfähigkeit droht"


Verdi steckt in der Zwickmühle: Der von der Unternehmensführung angestrebte Tarifvertrag wäre für die Beschäftigten zwar mit Lohneinbußen verbunden, doch die Arbeitsplätze wären dann wohl erst einmal sicher. Ohne eine Einigung sind weitere Stellenstreichungen wahrscheinlich. Denn Kaufhof geht es schlecht. Die Umsätze gehen zurück, das Unternehmen schreibt große Zahlen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Verlust bei 100 Millionen Euro.

Kaufhof leidet wie fast alle innerstädtischen Modeanbieter unter der wachsenden Online- Konkurrenz und unter der sinkenden Kundenfrequenz in den Innenstädten. Verschärft wird die Situation bei der Warenhauskette nach Einschätzung der Gewerkschaft noch durch Managementfehler - etwa überzogenen Rabattaktionen - und dadurch, dass der Mutterkonzern HBC kurz nach der Kaufhof-Übernahme die Mieten für die Warenhäuser deutlich erhöht hat.

Glaubt man den Aussagen der Unternehmensführung, ist der Fortbestand des Unternehmens akut nicht gefährdet. Doch warnte die Konzernspitze die Gewerkschaft vorsorglich Verdi vor den mittel- und langfristigen Konsequenzen eines "Weiter so": "Ohne Gegenmaßnahmen droht die Zahlungsunfähigkeit."

Unklar ist, wie viel Taktik dahinter steckt, um die Gewerkschaft zu Zugeständnissen zu bewegen. Deshalb hat Verdi in den vergangenen Monaten die Bilanz der Kaufhauskette von einem Wirtschaftsprüfer durchleuchten lassen. Sein Gutachten wird die Grundlage sein, auf der die Gewerkschaft entscheidet, ob sie Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag aufnimmt.

Klar ist: Die Konzernführung will, dass die Beschäftigten Gehaltseinbußen akzeptieren. "Unser Ziel ist, wieder dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein, und dazu benötigen wir auch wettbewerbsfähige Personalkosten", sagt ein Unternehmenssprecher. Damit steht der Konzern nicht alleine.

Die durch den Siegeszug des Onlinehandels und den harten Wettbewerb ausgelösten Umbrüche führen dazu, dass immer mehr Traditionsunternehmen versuchen, bei den Personalkosten zu sparen. Ein Beispiel: Der Chef des Real-Mutterkonzerns Metro, Olaf Koch, klagt seit Jahren darüber, dass die Personalkosten bei der kriselnden Supermarktkette nicht wettbewerbsfähig seien. Sie lägen um bis zu 30 Prozent über denen der nicht tarifgebundenen Konkurrenten.

"Volle Unterstützung"

Vor diesem Hintergrund hat Kaufhof bereits angekündigt, die Zahl der Mitarbeiter in der Kölner Zentrale sozialverträglich von 1600 auf 1200 zu reduzieren. Darüber hinaus will der Kaufhof-Chef jährliche Einsparungen bei den Personalkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. Denkbar wären etwa Kürzungen bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld, aber auch der Verzicht auf Gehaltserhöhungen. Im Gegenzug bietet er Beschäftigungsgarantien.

Der entscheidende Punkt ist derzeit, ob Kaufhof überhaupt saniert werden kann. Die Finanzierung des Unternehmens sei solide und man habe auch die volle Unterstützung der Konzernmutter HBC, versicherte ein Kaufhof-Sprecher vor Kurzem in der "WAZ". Doch das kann sich schnell ändern, sollte den Kanadiern selbst das Geld ausgehen.

Quelle: n-tv.de


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