Warum schlafen Füße und Hände ein?

  15 Mai 2018    Gelesen: 1464
Warum schlafen Füße und Hände ein?

Von eingeschlafenen Füßen oder Händen spricht man, wenn sich diese taub oder sogar leblos anfühlen. Fast jeder hat dieses unangenehme Gefühl schon einmal wahrgenommen. Die Ursache ist aber nicht immer harmlos.

 

Kribbelnde Hände oder Taubheitsgefühle in den Füßen: Für solche Empfindungen, die man umgangssprachlich auch als eingeschlafene Hände oder Füße bezeichnet, können unterschiedliche Ursachen Auslöser sein. "Der Hauptmechanismus ist aber immer eine Irritation der Nerven oder Nervenbahnen, die für die Gefühlsempfindungen zuständig sind" erklärt Professor Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, in einem Gespräch mit n-tv.de.

Ungünstige, länger andauernde Haltungen wie beispielsweise übergeschlagene Beine können Gliedmaßen einschlafen lassen. Bei den Händen ist es oft eine unvorteilhafte Schlafhaltung, die diese taub werden lässt. Ist die ungünstige Haltung für die Taubheit verantwortlich, dann entsteht diese immer asymmetrisch, also nur rechts oder nur links. Ursache dafür ist ein zu lange anhaltender Druck auf einzelne Nerven. "Prinzipiell könnte jede Körperregion betroffen sein, am häufigsten jedoch sind es die tatsächlich die Füße  oder die Hände", erklärt der Neurologe weiter.

Schwerwiegende Erkrankung möglich


Treten Taubheitsgefühle ohne Fehlbelastung in einzelnen Gliedmaßen auf, kann dies auch Warnsymptom einer ernsten Erkrankung sein. So können sich Durchblutungsstörungen im Gehirn durch eine vorübergehende Gefühlsstörung in Arm, Bein oder Gesicht äußern. Eine solche TIA (Transitorische ischämische Attacke) ist Vorbote eines Schlaganfalls.

Wenn sich  anhaltend beide Füße taub anfühlen, dann steckt oftmals eine sogenannte Polyneuropathie dahinter. "Diese ist häufig stoffwechselbedingt, wie zum Beispiel durch Diabetes. Sie kann aber auch durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen", so Berlit. Beide Erkrankungen lösen etwa 80 Prozent aller Polyneuropathien aus. Weitere rund 300 verschiedene Ursachen kommen als Auslöser  einer Polyneuropathie hinzu, wie beispielsweise Störungen des Immunsystems, Vitamin-B12-Mangel oder die von Zecken übertragene Borreliose. Eine Polyneuropathie mit Taubheitsgefühlen kann auch als Nebenwirkung der Chemotherapie bei Krebspatienten auftreten. 

Menschen, die ständig unter Taubheitsgefühlen in den Gliedmaßen leiden, sollten damit unbedingt zu einem Arzt gehen, um die Ursachen abklären zu lassen.

Haltung schnell korrigieren

Bei der Auslösung durch eine Fehlhaltung werden Nerven durch Druck an ihrer normalen Funktion gehindert. Dauert der Druck an, wird die Fähigkeit zur Impuls- und Informationsweiterleitung im Nerv beeinträchtigt. Dies zeigt sich zunächst mit leichtem Kribbeln. Bemerkt man das, sollte man schnell die Körperhaltung wechseln und den Nerv entlasten.

Diese in der Medizin als Neurapraxie bezeichnete leichte Nervenquetschung ist reversibel. Das bedeutet: Nimmt man eine andere Haltung ein, dann erholt sich der abgequetschte Nerv wieder vollständig. Der Fuß oder die Hand wacht allmählich wieder auf. Diesen Prozess allerdings empfinden die meisten Menschen als recht unangenehm: Es kribbelt, pocht und piekt. Viele haben dann den Drang, durch Schütteln, Reiben oder Kreisen schneller wieder Gefühl in ihre tauben Füße oder Hände zu bekommen. Das ist in Ordnung und kann durchaus das Aufwachen der Gliedmaßen ein wenig beschleunigen.

Mit eingeschlafenen Füßen sollt man jedoch auf keinen Fall rumlaufen, warnten Großmütter und lieferten prompt die Begründung, dass dann die Knochen schneller brechen würden. "Das ist ein Mythos", betont Berlit. "Wenn man allerdings taube Füße hat und mit diesen rumläuft, dann besteht durchaus eine erhöhte Verletzungsgefahr, da die Rückmeldung aus der Peripherie ja nicht normal funktioniert und  damit der Gang unsicher wird ", so der Experte. "Die Knochenbrüchigkeit allerdings bleibt, egal ob wacher oder eingeschlafener Fuß, die gleiche."

Übrigens: Füße können auch einschlafen, während man sie benutzt. Das passiert  beispielsweise beim Joggen. Auch hier ist Druck die Ursache. Schlecht sitzende Schuhe, zu enge Kleidung, eine andauernde Fehlbelastung oder -haltung oder ein ungünstiger Bewegungsablauf können Druck auf die Nerven ausüben, die die Füße versorgen, so dass diese mit der Zeit taub werden. Dann sollte man nicht weiterlaufen, sondern einen Fachmann zu Rate ziehen.

Quelle: n-tv.de


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