Der Multi-Mission-Laser dient der taktischen Flugabwehr bei mobilen Heereseinheiten. Allerhand Luftziele sollen damit bekämpft werden können, von Kleinfluggerät über Mörsergeschoss bis Hubschrauber oder Rakete. 2021 erwartet die US-Armee die ersten einsatztauglichen Systeme.
Aufgebaut ist der Laser auf einem Stryker-Fahrgestell. Seit 2003 nutzt die US-Armee dieses Gefechtsfahrzeug – unter anderem als Truppentransporter, Mörserlafette oder Radpanzer. Vor einigen Jahren wurde ein SHORAD-Modul zur taktischen Flugabwehr für den Stryker entwickelt, als Ersatz für das Nahbereich-Fla-System Avenger. Bei Schusstests bekämpfte der Stryker erfolgreich Luftziele mit Sidewinder-Raketen, aber dem US-Militär war das offenbar nicht genug: Auf dem Stryker wurde ein 50-kW-Kampflaser montiert. Entstanden ist ein Stryker MSL.
Der Hersteller ist überzeugt, das neue Lasersystem sei ein Game-Changer und werde die gegenwärtige Gefechtsführung auf den Kopf stellen. Als Vorteile dieser Waffe nennen die Entwickler deren Anspruchslosigkeit und Einfachheit im Betrieb. Es sei möglich, alle Typen von Luftzielen zu beschießen, ohne Zeit für das Nachladen zu verlieren. Das einzige Aber: Damit die Laserkanone wirksam schießt, bedarf es einer starken und verlässlichen Energiequelle.
Waffe des 21. Jahrhunderts?
Der hochspezialisierte Stryker MSL ist nicht das erste Laserprojekt der US-Amerikaner. Auch das amphibische Dockschiff USS Portland soll in allernächster Zeit mit einem Lasersystem ausgerüstet werden. Mehr als 800 Marineinfanteristen fasst der Rumpf des Landungsschiffs, auf dem Deck können Hubschrauber und Schwenkrotorflugzeuge starten und landen. Dessen 150-kW-Laser soll nach Herstellerangaben nicht nur Luftziele, sondern auch kleinere Schiffe in Brand schießen können.
Der seegestützte Kampflaser XN-1 LaWS ist 2014 schon getestet worden – auf der USS Ponce, einem anderen Dockschiff. Parallel zur Schusswirksamkeit wurde bei den Tests im Persischen Golf geprüft, wie das Lasersystem die Hitze, die aggressive Salzwasserumgebung, die hohe Feuchtigkeit, den Staub verträgt.
Mittels eines gelenkten Strahls zerstörten die Seeleute bei der Erprobung Drohnen in der Luft und ein paar Ziele auf dem Wasser. Die Leistung des Systems ist einstellbar, weshalb der Laser auch als nichttödliche Waffe eingesetzt werden kann: zur Blendung des Gegners zum Beispiel. Klingt also vielversprechend?
„Kampflaser benötigen leistungsstarke Energiequellen, unterliegen aber im Einsatz zahlreichen Einschränkungen“, sagt Militärexperte Wiktor Murachowski, Chefredakteur einer russischen Rüstungszeitschrift. „Laser funktionieren zum Beispiel nur bei direkter Sicht. Ziele hinter dem Horizont zu bekämpfen, ist damit unmöglich. Je stärker der Laser, desto größer die Energieverluste bei der Ionisierung der Luft. Bei Nebel, Regen oder Schnee nimmt die Wirksamkeit des Strahls zusätzlich stark ab. Schießen durch die Wolken schwächt den Laser auch. Insgesamt ist der Laser sozusagen ein Nischen-System: Die Einsatzmöglichkeiten sind stark eingeengt.“
Bei der Abwehr von Drohnen hätten die Laser eine Nische. Auch in anderen Bereichen hätten Laser sich längst bewährt und seien absolut berechtigt: bei Entfernungsmessungen, bei der Zielsuche und -führung. „Aber ich halte es für ausgeschlossen, dass sie die herkömmlichen Geschosse mit chemiebasierter Wirkung ersetzen“, so der Experte.
Dennoch wird gegenwärtig immer mehr Geld für die Entwicklung und Tests von Laserwaffen bereitgestellt. Die russischen Streitkräfte haben Laserwaffen sogar noch vor den Kollegen in den USA erhalten: Ende 2018 stellte die russische Armee das Kampflasersystem Pereswet in den Erprobungsdienst.
Der russische Präsident persönlich misst den Laserwaffen eine immense Bedeutung zu: Die Entwicklung von Kampflasern sei außerordentlich wichtig, weil entscheidend für die Kampffähigkeit der russischen Armee und Marine in den kommenden Jahrzehnten und im gesamten 21. Jahrhundert, sagte Wladimir Putin bei einer Arbeitssitzung im Mai dieses Jahres.
Seit den 1970er Jahren arbeiten russische und amerikanische Fachleute an der Entwicklung von Kampflasersystemen – mit vielen Schwierigkeiten. Die Verfügbarkeit von Energie ist eines der größten Probleme. Trotzdem gelang es in der Sowjetunion das luftgestützte Kampflasersystem A-60 auf der Basis einer Il-76 zu bauen. Die Tests verliefen sogar erfolgreich: Dutzende statische und mobile Luftziele wurden zerstört. Doch nach dem Zerfall der UdSSR wurden die Arbeiten eingestellt.
Die US-Amerikaner experimentierten indes mit einem Laser zur Raketenabwehr. Das Konzept war dem sowjetischen ähnlich: Ein Transportflugzeug mit einem Laser an Bord sollte in der Luft patrouillieren und die ballistischen Raketen des Gegners kurz nach Start zerstören. Jedoch gab das Pentagon die Pläne aus Kostengründen auf und entwickelte stattdessen die Aegis-Raketenabwehr.
Bei der Strategic Defense Initiative von 1983, auch bekannt als Krieg der Sterne von Präsident Reagan, sollten die Sprengköpfe von Interkontinentalraketen mit Lasern bekämpft werden, bevor sie im Zielgebiet einschlagen. Auch dieses Vorhaben wurde verworfen, nachdem Dutzende Milliarden Dollar dafür ausgegeben worden waren: Um die Laserkanonen im Einsatz zu laden, wäre die Energie einer Atomexplosion nötig gewesen.
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