In das „Earth Observation Dashboard“ sollen zunehmend globale Satellitendaten von ESA, NASA und JAXA einfließen. Diese Daten kann der Nutzer dort in Form von Karten und Balkendiagrammen anschauen, um Tendenzen zu verfolgen, verschiedene Zeitpunkte zu vergleichen und auch über deren Ursachen zu rätseln.
Die Gegenstände sind recht weit gefächert, die wichtigsten aber sind: Messung der Luftqualität und von Treibhausgasen, Untersuchung der Algendichte in Ozeanen und Analyse landwirtschaftlicher Vorgänge aus dem Kosmos. Daneben wird auch das Transportwesen vom Straßenverkehr über das Schiffs- und Flugzeugaufkommen an Häfen erfasst. Und schließlich werden auch die Förderungsraten von Rohstoffen und die Produktion an Zentren der Fertigungsindustrie eingebunden.
Mit diesem Werkzeug wollen die Raumfahrtagenturen nicht nur die interessierte Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger informieren, sondern auch das Potential von Erdüberwachungssatelliten demonstrieren, also auch ein bisschen Werbung in eigener Sache machen. – Sputnik hat drei Fälle näher angeschaut.
Ackerbau: Spargelernte aus dem Weltall
Ein sehr anschauliches Anwendungsbeispiel stellt eine Spargelanbau-Region in Brandenburg dar, die der europäische Sentinel-2-Satellit in den Jahren 2019 und 2020 beobachtet hat.
Über längere Zeit wurden die entstehenden weißen Spargel-Flächen und deren Ernte aufgezeichnet. Der Vergleich von 2019 und 2020 zeigt: Das Jahr begann versprechend, dann kam der Lockdown und führte zum Rückgang von bis zu 30 Prozent im März. Erst im Juni stabilisierte sich die Lage wieder.
Satellitendaten spielen nicht erst seit der Corona-Pandemie in der Landwirtschaft eine Rolle: Unter dem Stichwort „Smart Farming“ werden sie von der Kartierung des Ackers, über die Vernetzung von Bodensensoren bis hin zum Betrieb autonomer Traktoren eingesetzt.
Algenwachstum und klares Wasser: Venedigs Kanäle
Aus dem Weltall lässt sich auch die Wasserqualität bestimmen. Dabei misst der Satellit die Konzentration des Pigments Chlorophyll-a in einem Gewässer. Diesen Farbstoff nutzen Algen für ihre Photosynthese. Je mehr Farbstoff also, desto mehr Algen. Damit aber Algen wachsen können, braucht es organische Nährstoffe und Sauerstoff.
Das besorgt in der der italienischen Stadt Venedig der Tourismus mit der florierenden Schifffahrt, außerdem zieht sich der Fluss Po durch eine Reihe von Industrielandschaften, bevor er hier ins adriatische Meer mündet. Auf Satellitenbildern der Lagune von Venedig vor dem Lockdown und nach dem Lockdown ist in der Tat ein Algenrückgang in Form einer abnehmenden Trübung des Wassers zu sehen:
CO2 geht zurück: Pekings Luft wird besser
Die Pandemie hat auch die Produktion von Treibhausgasen und Luftschadstoffen zurückgehen lassen. Hierfür wird der verringerte Verkehr, aber auch ein Abflauen der Industrie verantwortlich gemacht.
Satellitendaten des japanischen Gosat-Satelliten zeigen übereinstimmend einen deutlichen Rückgang von Kohlenstoffdioxid über der chinesischen Hauptstadt Peking:
Satellitenbilder müssen immer interpretiert werden
Aber Achtung: Nur weil es Lockdowns und einen beobachtbaren Rückgang gibt, heißt es nicht, dass damit auch des Rätsels Lösung präsentiert wird. Die Satelliten liefern am Ende des Tages nur Momentbilder – keine Ursachen. Neben dem Rückgang von Schifffahrt oder Verkehr können auch andere Faktoren von der Photosynthese der Pflanzen bis hin zu besonderen Wetterlagen mit hineinspielen, wie im „Earth Observation Dashboard“ ausdrücklich betont wird.
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