Mini Countryman SE - der Öko-Renner

  22 September 2020    Gelesen: 998
  Mini Countryman SE - der Öko-Renner

Dass auch Mini nicht an der Elektromobilität vorbeikommt, ist klar. Und deshalb haben die Briten den größten und vielseitigsten Mini im Programm genommen, den Cooper Countryman, und ihn zu einem Teilzeitstromer mit Go-Kart-Feeling gemacht. Ein sparsames Spaßauto eben.

Als der Mini Countryman sich im Jahr 2010 in die Phalanx der Kultfahrzeuge einreihte, sollte er gleich drei Dinge in einem vereinen: das Mini-typische Go-Kart-Feeling, den Platz eines Kombis und mit optionalem Allradantrieb auch noch die Tugenden eines Offroaders. Das Publikum fand es super und so fuhr der erste Countryman ganze sieben Jahre, bis es die zweite Generation gab. Inzwischen hat auch die einen Facelift erfahren: neuer Kühlergrill, serienmäßige LED-Scheinwerfer, die inzwischen für Mini obligaten Rücklichter, die im Union-Jack-Design erstrahlen, sowie eine neue Heckschürze. "Damit haben wir dem Countryman das Schielen am Heck abgewöhnt", sagt Projektmanager Alfred Wahl lachend.

Na ja, wirklich geschielt hat der alte Countryman nicht, aber die britische Fahne als Schlusslicht ist nicht nur stylisher, sondern schafft auch ein horizontales Gleichgewicht am Hinterteil. Hinzu kommt ein überarbeitetes Motorenprogramm mit optimiertem Vierzylinder-Benziner und Diesel mit neuem Startergenerator und optimierten Wirkungsgrad. "Bei den Benzinern", sagt Wahl, "haben wir jetzt einen Abgaskrümmer, der mitsamt Turboaufladung in den Zylinderkopf integriert ist. Dadurch konnten wir nicht nur die geltende Abgasnorm für 2022 jetzt schon erfüllen, wir haben auch keinen Leistungsverlust." Selbstredend wurden auch die Diesel-Aggregate optimiert. Die Folge: geringerer Verbrauch, besseres Ansprechverhalten und die Einhaltung der Emissionsnorm 6d.

Der Öko-Renner im Programm

Aber der Öko-Renner im Countryman-Modellprogramm ist dann wohl der Mini Cooper SE Countryman All4. Ja, der Allradantrieb ist beim Plug-in-Hybrid serienmäßig. "Wir haben hier, anders als die meisten Hersteller, den Elektromotor an der Hinterachse verbaut", erklärt Wahl. "Das sorgt nicht nur für ein Mehr an Traktion, Fahrstabilität und Agilität, sondern auch für eine spontanen Ampelstart, der so manchen Boliden das Fürchten lehrt", so Wahl weiter. Um das zu bestätigen, bemühen wir kurz das Datenblatt, denn bei der Ausfahrt in und um Frankfurt bot sich der direkte Vergleich beim Kavalierstart an keiner Ampel an. In 6,8 Sekunden beschleunigt der SE aus dem Stand auf 100 km/h.

Aber das ist es am Ende gar nicht, was den Öko-Renner wirklich auszeichnet. Mit allen Tugenden eines Countryman gesegnet - also mit über vier Metern Länge, fünf vollwertigen Sitzplätzen, 450 bis 1390 Liter Kofferraumvolumen und der Kombination aus Elektrosynchron-Motor und einem der besten Dreizylindermotoren auf dem Markt - wird der Brite zu einer eierlegenden Wollmilchsau, die eben nicht nur alltagstauglich ist und Fahrspaß bietet, sondern im besten Fall bis zu 61 Kilometern rein elektrisch fährt. "Diese Reichweitensteigerung ist zu großen Teilen der verbesserten Aerodynamik geschuldet", wirft Wahl ein. Natürlich hat auch die Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit einem Brutto-Energiegehalt von 10 kWh ihren Anteil daran.

Spitz in die Kehre und mit feinem Strich raus

Die versorgt dann auch den 95 PS starken E-Motor mit Strom. Gemeinsam mit dem Dreizylinder, der aus 1,5 Litern Hubraum 125 PS generiert, entsteht so eine Nennleistung von 220 PS und ein maximales Drehmoment von 385 Newtonmetern. Und das reicht im Zusammenspiel mit der knackigen Lenkung, einem präzise über acht Stufen schaltenden Doppelkupplungsgetriebe und einem absolut stimmigen Fahrwerk aus, um im Taunus spitz in die Kehren zu stechen, einen präzisen Strich zu ziehen und am Ende mit Schmackes zu beschleunigen. Bis auf 196 km/h kann sich der SE beschleunigen. Erstaunlich ist, dass selbst bei flotter Autobahnfahrt - und die Rede ist hier von Tempo 170 und mehr - sich der Spritverbrauch in absolut vertretbaren Grenzen bewegt. Bei der ersten Ausfahrt wurden 6,5 Liter gemessen.

Und das selbst dann, wenn der Akku im Sport-Modus vor allem zum Boosten genutzt wird. Wenn die Batterie ihre Energie verbraucht hat, wird ihm übrigens über den Verbrenner wieder auf die Beine geholfen, damit die nächste Ortsdurchfahrt dann wieder elektrisch vonstattengehen kann. Selbst bei dieser Energierückführung, die natürlich durch die Rekuperation aus Roll- und Bremsenergie unterstützt wird, konnte der Benzinverbrauch nicht über 6,9 Liter getrieben werden. Im Drittelmix mit den üblichen Fahrten über Land, Autobahn und einer ausgiebigen rein elektrischen Fahrt durch die Main-Metropole belief sich der Benzinverbrauch auf 4,9 Liter und die Belastung des Akkus wurde durch den Bordcomputer mit 7,1 kWh über 100 Kilometer angegeben.

Laden ist Pflicht

Jetzt guckt der pfiffige Leser natürlich selbst ins Datenblatt und stellt fest, dass Mini den Spritverbrauch mit maximal 2,0 Litern angibt und den Stromverbrauch mit 14,0 kWh. Na klar, wenn ich die 60 Kilometer rein elektrisch fahre und dann 40 Kilometer mit dem Dreizylinder und einem sanften Gasfuß zurücklege, komme ich definitiv auf diesen Wert. In Frankfurt hat der Autor aber die Elektronik entscheiden lassen, wann der Wechsel der beiden Antriebe erfolgt und wann sie gemeinsam ihre Dienst verrichten sollen. Und eigentlich ist er ziemlich gut damit gefahren. Denn nach gut 180 Kilometern war immer noch oder wieder Energie für 10 Kilometer im Akkumulator.

Natürlich gilt auch beim Countryman SE: Wer hier nicht regelmäßig die Batterie lädt, der wird nicht weniger Sprit verbrauchen und auch nicht rein elektrisch die täglichen Fahrten zum Arbeitsplatz bewältigen. Wie schon erwähnt ist man in der Stadt flott unterwegs und wer über die Autobahn stromern will, der kann das immerhin bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h. Um zu verhindern, dass sich der Dreiender hier zuschaltet, wird der Wahlschalter von automatisch auf rein elektrisch gestellt.

Umweltbonus und Optionsliste

Und weil zu einer zünftigen Elektrifizierung auch ein ebensolches Display gehört, hat Mini dem Countryman eine digitale Cockpit-Anzeige mit 5 Zoll-Farbdisplay in die Optionsliste geschrieben. Das ist schick, das sieht gut aus und informiert auch umfänglich. Jedenfalls, solange die Sonne nicht von hinten auf den TFT fällt. Denn obgleich der entspiegelt und mit einer matten Scheibe versehen ist, kann hier nur noch etwas erkannt werden, wenn die Hand schützend einen Schatten wirft. Aber nicht so wild, denn in der gleichen Optionsliste befindet sich auch das Kästchen für das Head-up-Display. Das fährt zwar nach wie vor als Plastikscheibe aus dem Dashboard, präsentiert aber alle relevanten Fahrdaten auf Augenhöhe des Piloten. Und die Gefahr, dass die Sonne darauf scheint, besteht auch nicht.

Nun, ob Sonne oder nicht, am Ende kommen wir nicht umhin, noch einen Blick auf den Preis des Countryman SE All4 zu werfen, denn billig ist der Teilzeitstromer mit einem Einstiegspreis von 38.017 Euro nicht. Um genau zu sein, kostet er exakt so viel wie ein Countryman SD All4 AT. Also der 2.0 Liter Diesel mit 190 PS. Aber für den gibt es natürlich keinen Umweltbonus von 4500 Euro. Die dürfen nämlich, weil der SE unter 40.000 Euro kostet, vom Staat eingefordert werden. Insofern würden für den puren Einstieg lediglich 33.517 Euro zu Buche schlagen. Allerdings dürfte das Geld schnell wieder für die Begehrlichkeiten in der schier unendlich langen Optionsliste draufgehen.

Quelle: ntv.de


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