Eine Flotte von rund 250 chinesischen Fischereischiffen vor der Küste Südamerikas hat einen diplomatischen Streit zwischen Peking und Washington ausgelöst. Die Schiffe waren kurz vor den Gewässern von Peru von der Marine des Andenlandes entdeckt worden. Die Botschaft der Vereinigten Staaten in Lima schrieb über den Nachrichtendienst Twitter, die chinesischen Schiffe hätten sich in der Vergangenheit der Verfolgung entzogen und schienen Schadstoffe "aus Plastik" abzuladen. Daraufhin entgegnete Chinas Botschaft, das Land messe dem Schutz der Umwelt und des Ozeans große Bedeutung bei. "Wir hoffen, dass die peruanische Öffentlichkeit nicht durch falsche Informationen getäuscht wird", schrieb sie ebenfalls auf Twitter.
Immer wütender beobachten südamerikanische Staaten und in deren Gefolge die USA, wie Schiffe vorwiegend aus China vor der Küste im großen Stil fischen. Die Fischindustrie der dortigen Länder und Umweltschützern kritisieren die Gefahr der Überfischung in dem aquatischen Lebensraum. Seit Jahren würden hunderte chinesische Schiffe dort ihre Netze auswerfen und die Region so schädigen. Immer wieder kam es deshalb zum Konflikt mit der Regierung von Ecuador. Sie wirft den Fischereischiffen vor, absichtlich ihre Ortungssysteme abzuschalten, um unentdeckt innerhalb von Schutzgebieten zu fischen.
Die nun vor Peru entdeckte Flotte hatte zuvor in der Nähe der Galapagos-Inseln vor Ecuador nach Riesenkalmaren gefischt und wurde diese Woche von peruanischen Seestreitkräften etwa 230 Meilen (370,15 km) vor der Küste des Landes entdeckt, berichtete die örtliche Seefahrtsbehörde. "Unsere Marine führt Überflüge durch, um sicherzustellen, dass sich keine solchen Schiffe innerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs befinden, der 200 Meilen beträgt", sagte Verteidigungsminister Jorge Chávez am Freitag vor Reportern. Der Kommandeur der Operationen der Küstenwache, Konteradmiral Jorge Portocarrero, sagte, die Schiffe seien nicht alle an einem einzigen Ort, sondern verstreut. Es gebe bislang keinen Beweis dafür, dass sie in den Peruanischen Meeresraum eingedrungen seien.
Peru beschwichtigt den Handelspartner
Das peruanische Außenministerium versuchte allerdings, die entstandenen Spannung zwischen China und den USA schnell wieder zu entschärfen. Es habe gegenüber US-Beamten sein Unbehagen über die "Ungenauigkeit" der Tweets der US-Botschaft zum Ausdruck gebracht, hieß es dort. Peru ist der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt, von dem ein Großteil von China gekauft wird. Vizeminister Talavera sagte, er habe den US-Beamten gesagt, dass Peru "ein Freund und Partner" sowohl der Vereinigten Staaten als auch Chinas sei, und sie aufgefordert, ihre Differenzen durch Dialog, Verständnis und Zusammenarbeit zu lösen.
Schon in der vergangenen Woche hatte die US-Botschaft wiederum per Twitter gewarnt: "Überfischung kann enorme ökologische und wirtschaftliche Schäden verursachen. Peru kann sich einen solchen Verlust nicht leisten."
Lokale Fischereiverbände kritisieren, der wahllose Fang von Riesenkalmaren schade der einheimischen Industrie. Kalmare machen 43% der peruanischen Fischereiexporte aus. Es sei ein offenes Geheimnis, dass jedes Jahr Schiffe, hauptsächlich aus China am Rande von 200 Meilen vor Peru nach dieser Ressource fischten, sagte Cayetana Aljovín, Präsidentin der Nationalen Gesellschaft für Fischerei, am Freitag. Die unregulierte Entnahme der Kalmare in diesen Gewässern könne sie sich negativ auf das peruanische Ökosystem auswirken.
"Es ist ein globales Thema"
Perus Regierung verabschiedete im August ein Gesetz, das einheimische und ausländische Boote vor der peruanischen Küste verpflichtet, GPS- und SISESAT-Geräte, ein Satellitenverfolgungssystem für Schiffe zu benutzen. Perus Kommandeur der Operationen der Küstenwache, Portoccarero, sagte, dass die chinesische Schiffsflotte seit Jahren im Pazifischen Ozean präsent sei, vom Norden Chiles über die Küste Perus bis in die Nähe der Galapagos-Inseln, je nach den Migrationsmustern der Tintenfische.
Er fügte hinzu, dass 2004 drei unter chinesischer Flagge fahrende Schiffe auf peruanischem Seegebiet nach einer Operation mit einem U-Boot und einem Hubschrauber der Marine gekapert wurden, wobei diese Art von Flotte an Orten auf der ganzen Welt ebenfalls zu finden sei. "Wir haben eine große vor Argentinien, eine weitere im Norden Brasiliens, es gibt mehrere um Australien, Neuseeland, Ostafrika und im Indischen Ozean. Es ist ein globales Thema", sagte Portoccarero.
spiegel
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