Neuer Skoda Kodiaq im Fahrbericht - solide Größe

  10 April 2024    Gelesen: 822
  Neuer Skoda Kodiaq im Fahrbericht - solide Größe

Mit der Neuauflage des Kodiaq macht Skoda sein großes SUV innovativ und noch komfortabler als früher. Verspricht der Hersteller. Ob das stimmt - lesen Sie selbst. Der Preis erscheint übrigens fair, aber ganz niedrig ist er auch nicht.

Mit neuen Autos ist das so eine Sache. Schneller, weiter, höher - oder besser. Mit Komparativen dieser Art, die manchmal auch garniert vom einen oder anderen Superlativ in der Pressemappe eines gerade herausgebrachten Fahrzeugs zu finden sind, versuchen die Hersteller natürlich auf sich aufmerksam zu machen. Alles Marketingphrasen oder könnte auch ein Fünkchen Wahrheit in solchen Aussagen stecken? Na ja, man darf einem Automobilerzeuger sehr wohl unterstellen, dass er ein gutes oder auch besseres Produkt (als früher) auf die Straße bringen will. Er lebt ja schließlich von den Kunden, die tolle Produkte schätzen.

Und der neue Skoda Kodiaq? Hat zumindest mal sechs Zentimeter in der Länge zugelegt, während der Radstand gleich blieb. Und statt immer weiter in die Breite zu wachsen, präsentiert sich das neue Modell zwei Zentimeter schmaler. Das sind zumindest insoweit gute Nachrichten, als dass es in den Städten wuseliger zu werden droht und Parkraum infolgedessen knapper wird. Und da kann ja ein schmaleres Auto ja nicht schaden.

Dennoch ist der Kodiaq noch immer ein ganz schöner Brocken von Auto. Und ohne mit dem Maßband in der Hand an die Sache heranzugehen, erblickst du nach dem Öffnen beispielsweise der betont langen Fondtüren einfach unglaublich viel Beinfreiheit. Hier willst du sitzen, wenn es in den Urlaub geht oder zu welchem Ziel auch immer, das weit entfernt liegt.

Und huch, da ist ein kleiner Hebel unter der Sitzanlage. Jawohl, die zweigeteilte Bank lässt sich längs verstellen, um dahinter oder im Bereich der eigenen Knie mehr Platz zu schaffen wahlweise. Denn neben Gepäck ist ganz hinten noch eine komplette Sitzbank (1180 Euro extra), wenn man will. So können sieben Personen verreisen. Oder aber 2105 Liter Kofferraumvolumen genutzt werden. Und freilich sind auch die Simply-clever-Details an Bord, die man von der Marke kennt. Also auch Smartphone-Halterungen im Bereich der Sitzlehnen.

Der Benziner kommt als Mildhybrid

Klingt schon mal nicht schlecht, aber mich zieht es jetzt hinter das Steuer. Auch wenn ich weiß, dass unter der Haube eher bodenständige Kost anzutreffen ist. Da wäre der 1,5 Liter große Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer inklusive milder Hybridisierung. Das heißt, dass der 150 PS starke Turbo auch noch paar elektrische PS Unterstützung erfährt in betriebsungünstigen Phasen. Aber was heißt das in der Praxis? Dass Sprit gespart wird, wenn man beispielsweise vom Gas geht. Dann nämlich schaltet der Benziner ab, zu sehen am Drehzahlmesser, dessen virtuelle Nadel auf 0 fällt. Das macht der übrigens konsequent schon nach wenigen Sekunden Schubbetrieb. Und er springt geschmeidig wieder an, ohne Ruck bei Betätigung des Gaspedals.

Reichen 150 PS denn? Aber klar, der Kodiaq soll ja kein Dynamiker sein. So lassen sich souverän Runden ziehen. Bloß wenn es ans Überholen geht und der Siebengang-Doppelkuppler zum Herunterschalten befehligt wird, kann der Ottomotor auch mal kernig in die Passagierzelle plärren. Kann man sich gegen solche Gepflogenheiten schützen? Wie heißt es so schön? Das Bessere ist des Guten Feind. Nein, der Spruch ist hier inhaltlich überzogen. Aber klar ist der deutlich teurere Selbstzünder (7710 Euro Aufpreis) in der stärksten Ausführung mit 193 PS der souveränere Partner, verlässt das Zentrum der Bodenständigkeit aber bereits in Richtung Außenbezirk. Mit seinen 400 Newtonmetern quasi kurz ab Leerlaufdrehzahl (1750 Umdrehungen) macht er dem als Allradler mindestens 1,8 Tonnen wiegenden Tschechen mehr Druck.

Bis zu 2,5 Tonnen Anhängelast

Und das in einer mühelosen Form. Schon ein paar Millimeter Gaspedalweg bewirken sanften Schub. Und das akustisch etwas hemdsärmelige Gehabe des Diesels macht er durch sein niedrigeres Drehzahllevel wett. In die Verlegenheit, Schlupf zuzulassen, kommt das Aggregat nicht, weil obligatorisch alle vier Räder angetrieben werden.

Wem das alles zu viel ist - immerhin bedeutet 4x4 auch über 50 Kilogramm Mehrgewicht -, kann ja zum 150 PS starken TDI greifen aus ebenfalls zwei Litern Hubraum. Ganz ehrlich? Der tut es auch. Denn er muss bloß 40 Newtonmeter abknapsen, was man in der Praxis kaum merkt. Außerdem liegt die maximale Zugkraft hier schon bei 1600 Touren an. Allenfalls im Zugbetrieb (bis zu 2,5 Tonnen dürfen an den aufpreispflichtigen Haken) und an drastischen Steigungen dürfte der Topdiesel seine "Mehrpuste" demonstrieren. Und beim Durchbeschleunigen unter Volllast, denn er braucht bloß 7,8 statt 9,6 Sekunden, um 100 km/h zu erreichen und rennt 220 statt 205 Sachen.

Für diejenigen Leser mit wenig Lust auf das Antriebskapitel (Gerüchten zufolge ist ja Infotainment heute spannender) habe ich gleich ein kleines Bonbon. Es geht um das Fahrwerk. Und um Infotainment im weitesten Sinne. Und auch wieder um Marketing. Doch der Reihe nach.

Die Kodiaq-Pressemappe (die des Volkswagen Tiguan übrigens ebenfalls) preist nämlich ein bestimmtes Feature mit merklichem Stolz an. Die Rede ist vom sogenannten DCC-Plus-Fahrwerk. Dabei handelt es sich um variabel justierbare Dämpfer zum Aufpreis von 800 Euro. Und zwar kann das System neuerdings die Ventile der Druck- und Zugstufe getrennt ansteuern. Nun ist also eine deutlich größere Bandbreite zwischen komfortabler und sportlicher Abstimmung möglich, sagen die Ingenieure. Ich bestreite an dieser Stelle, dass der Kodiaq besonders sportlich fährt, sondern selbst im Sportmodus noch immer recht komfortabel. Das Prädikat "reisetauglich" sei hiermit verliehen, auch die Sitze mit Belüftung und Massage sind ganz gewiss keine Klappstühle.

Grüße aus dem Marketing

Aber jetzt kommt es. Denn neuerdings macht es auch Spaß, allein die Fahrwerkmodi zu verstellen. Denn das funktioniert über die sogenannten "Smart-Dials" (Grüße aus der Marketingabteilung). Und die sind wirklich ganz cool, es handelt sich hierbei nämlich um physische Drehknöpfe, mit kleinen Displays gespickt. Der stark verwandte Volkswagen Tiguan hat davon nur einen, der Passat null. Bei Skoda dagegen tauchen sie häufiger auf. Stellt man auf "Komfort", erscheint auf dem Display eine kleine Wolke.

Und natürlich zeigt der bis zu 13 Zoll große Zentraltouchscreen die Modi auch an. Und überhaupt, es gibt natürlich ein Head-up-Display. Und ein Kombiinstrument, auf dem man sämtliche Informationen in verschiedenen Darbietungsformen (mit virtueller Skala für Traditionalisten oder eben auch nicht) bekommt. Und da versteckt sich auf den physischen Druckknöpfen auf dem Lenkrad, die Skoda schon immer hatte im Gegensatz zu Volkswagen, sogar ein Shortcut, um bestimmte Assistenten einfacher ausschalten zu können.

Die Assistentenlandschaft blüht beim Kodiaq übrigens intensiv. Es gibt fast schon verrückte Gadgets. Beispielsweise jenes, das die letzten 50 Meter gefahrene Strecke aufzuzeichnen in der Lage ist und das Auto diese automatisiert fahren lässt auf Abruf. Das ist interessant, wenn es sich um ein Parkmanöver handelt, das mit viel Rangiererei verbunden ist und man es daher ungern selber ausführen möchte. Auch möglich: den Kodiaq einfach per App aus der Parklücke bugsieren. Das geht, weil das Automatikgetriebe (Doppelkuppler) obligatorisch ist, während das Schaltgetriebe ausnahmslos abgeschafft wurde.

Übrigens müssen Kodiaq-Fahrer auch nicht mehr auf ein Plug-in-Hybridmodell mit rund 100 Kilometern rein elektrischer Reichweite und 204 PS Systemleistung verzichten samt Steuervorteil für Dienstwagen-Fahrer. Doch dazu gibt es beim nächsten Mal mehr. Bestellen kann man den Tschechen übrigens schon eine Weile lang, und zwar ab 41.990 Euro. Nicht ganz wenig Geld, aber in Ordnung für jede Menge Auto, die der Kodiaq nun einmal bietet.

Quelle: ntv.de


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