VW-Chef: Kaufprämie nicht entscheidend

  04 September 2016    Gelesen: 307
VW-Chef: Kaufprämie nicht entscheidend
Wer sich ein Elektroauto kauft, kann seit zwei Monaten bis zu 4000 Euro Förderung bekommen. Viel Zugkraft scheint das jedoch nicht zu haben, die Bilanz fällt bisher eher mager aus. VW sieht echte Kaufanreize woanders.
Die ebenso umstrittene wie von großen Hoffnungen begleitete Kaufprämie für Elektroautos wird bisher nur zaghaft angenommen - auch VW-Konzernchef Matthias Müller bezweifelt, dass sie allein die Nachfrage nach den "Stromern" entscheidend ankurbeln kann. Ein dichteres Ladenetz und eine höhere Reichweite von E-Fahrzeugen seien als Faktoren "wohl wichtiger als der Anschaffungspreis" des Wagens, sagte der Manager im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.

Auf die Frage, ob die Subvention den nötigen Schub für die Technik bringen könne, meinte Müller: "Im Moment schaut es nicht so aus." Seit Anfang Juli können Elektroauto-Käufer beim zuständigen Amt Bafa die Förderung beantragen - für reine E-Autos 4000 und für Hybridwagen 3000 Euro, die Staat und Industrie je zur Hälfte finanzieren.

Nach zwei Monaten fiel die Zwischenbilanz aber eher mau aus: Bis zum 1. September gingen nur 3027 Anträge ein. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Kritiker fürchten, dass der "Umweltbonus" angesichts der recht hohen Kaufpreise verpufft und vor allem Kunden nutzt, die sich ohnehin ein E-Auto leisten könnten.

Osterloh: Reichweite ist der Schlüssel

Auch der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh glaubt nicht, dass die Kaufprämie für Elektroautos den Durchbruch bringt. "Entscheidend ist die Kombination aus Preis, Reichweite und die Infrastruktur zum Laden - insbesondere zum Schnellladen. Solange man diesen Dreiklang nicht klärt, wird das Thema nicht fliegen."

Der Chef der Arbeitnehmerseite in Deutschlands größtem Konzern sieht vor allem in dem noch lückenhaften Stromladenetz eine hohe Hürde: "Man kann doch in einer Großstadt wie Berlin zum Laden nicht ein Verlängerungskabel aus dem Fenster hängen."

Der Aufwand für ein dichtes Netz an Schnelllade-Stationen sei enorm - und bisher stehe kein Geschäftsmodell dahinter, weshalb zum Beispiel die Stromkonzerne nicht stärker in Vorleistung gingen. "Daher liegt der Schlüssel meiner Meinung nach zunächst bei der Batteriereichweite. Und da werden wir bei den nächsten Batteriegenerationen große Schritte sehen - aber eben nicht über Nacht. Die Erhöhung der Reichweite wird schrittweise erfolgen."

Müller: Diesel ist nicht tot

VW setzt nun auch darauf, die in Deutschland schleppend anlaufende E-Mobilität in Projekten mit großen Kommunen voranzutreiben. "Das können weder die Autoindustrie noch die Behörden allein", betonte Müller. Eine "Mobilitätspartnerschaft" mit Hamburg wurde geschlossen, die unter anderem auch autonomes Fahren abdeckt.

Der VW-Chef bekräftigte, ungeachtet der neuen Antriebe dürfe man den Diesel nicht abschreiben: "Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Diesel nicht tot." Auch 2025 könnten insgesamt noch drei Viertel aller Autos mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sein. Langfristig seien die Perspektiven des Selbstzünders jedoch schwieriger: "Mit der nächsten Verschärfung der Abgas-Gesetzgebung wird das eine Frage sein."

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