Der russisch-griechische Unternehmer, Politiker und Putin-Freund Ivan Savvidis gehört zu den wenigen, die während der Krise in Griechenland investieren. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich der 58-Jährige in der Heimat seiner Vorfahren ein Firmenimperium zusammengekauft.
Einer der 30 reichsten russischen Unternehmer
Savvidis, der zu den aus Griechenland ans Schwarze Meer und in den Kaukasus ausgewanderten Pontos-Griechen gehört, spricht in der Öffentlichkeit kein Wort Griechisch. Er zählt zu den dreißig reichsten russischen Unternehmern. Sein rasanter Aufstieg begann, als er 1992 den privatisierten russischen Tabak-Konzern Donskoy Tabak übernahm.
In Savvidis' Portfolio findet sich, wie es bei russischen Oligarchen üblich scheint, auch ein Fußballverein: der griechische Topclub PAOK Thessaloniki, Zweiter in der Liga und Favorit im Pokalfinale. Der Multiunternehmer ist amtierender Präsident der Vereinigung griechischer Gemeinden in Russland, er gilt als tiefgläubiger Förderer der Orthodoxen Kirche. Im Verband der Auslandsgriechen SAE ist er Präsident der Region Schwarzes Meer. Für die Partei seines Freundes Wladimir Putin, Einiges Russland, saß er von 2003 bis 2011 im russischen Parlament.
Firmen-Kauf mit Altlast
Ein Jahr danach und zwei Jahre nach dem offenen Ausbruch der griechischen Finanzkrise begann sein kometenhafter Aufstieg in Griechenland. Savvidis erwarb neben dem Fußballclub PAOK Thessaloniki unter anderem auch das Luxushotel Makedonia Pallas und vor einer Woche im Konsortium mit der Deutsche Invest Equity Partners GmbH und der Terminal Link SAS zwanzig Prozent des Hafens von Thessaloniki.
Eine seiner weniger glanzvollen Investitionen, die genossenschaftliche Tabakfabrik SEKAP, ächzte unter einer Altlast. 2009 hatten Manager der Firma eine Schiffsladung Zigaretten am Zoll vorbei aus Ägypten nach Griechenland gelotst, wo das Schiff vor der Insel Euböa von der griechischen Zollfahndung aufgebracht wurde.
Bedrohliche 38-Millionen-Strafe
Die Behörden verhängten eine Strafe von knapp 19 Millionen Euro, die Firma geriet in Schieflage. Savvidis konnte sie dadurch mit einer Zahlung von 3,31 Millionen Euro an den Mehrheitseigner, der mittlerweile erloschenen staatlichen Agrarbank von Griechenland, und von 2,25 Millionen Euro an die örtliche Bauerngenossenschaft recht preiswert erwerben.
Der erfahrene Geschäftsmann sanierte das Unternehmen, unter anderem indem er Teile der Produktion ins Nachbarland Bulgarien auslagerte. Die gegen SEKAP verhängte 19-Millionen-Strafe blieb jedoch offen. Vor Wochenfrist bestätigte ein griechisches Gericht, dass die Strafe, die samt Zinsen und Säumniszuschlägen mittlerweile auf 38 Millionen Euro angewachsen ist, eingetrieben werden muss.
Schnell durchgepeitschtes Gesetz
Doch Savvidis musste nicht bange sein – denn die Politik kam ihm zu Hilfe. Ein Abgeordneter der sozialistischen Regierungspartei Syriza, Dimitris Dimitriadis, brachte am Donnerstag im Parlament einen Zusatzartikel zu einem geplanten Gesetz des Wirtschaftsministeriums ein.
Der Artikel besagte, dass Investoren die Strafzahlungen der von ihnen gekauften Firmen erlassen werden – auch dann, wenn die Strafen für Schmuggel verhängt wurden. Stattdessen sollen diejenigen Altbesitzer geradestehen, in deren Zeit der Straferlass gefallen war. In dem Artikel wurde kein Name eines Unternehmers genannt. Anders als für derartige Gesetze vorgeschrieben fehlte die Expertise des Staatlichen Rechnungshofs.
Wütende Opposition
Ein ähnlicher Vorstoß, bei dem Dimitriadis noch zwei Mitstreiter aus der eigenen Fraktion hatte, war vor Monaten gescheitert. Später wollte Syriza-Premierminister Alexis Tsipras die wütende Opposition überzeugen, dass auch künftige Investoren von der Regel profitieren könnten. Schließlich, meinte Tsipras, gehe das Geld nicht verloren, sondern würde nun vielmehr von den Altbesitzern verlangt.
Wie Tsipras von der im staatlichen Portfolio lagernden, zur Bad Bank erklärten und in Abwicklung befindlichen Agrarbank und der chronisch finanzschwachen Tabakgenossenschaft in Xanthi ohne Belastung des Staatshaushalts die Millionen erhalten möchte, bleibt noch unklar. Das Gesamtgesetz wurde samt des strittigen Zusatzartikels am Freitagnachmittag vom Parlament ratifiziert. Von 255 anwesenden Parlamentariern erhielt es 151 Ja-Stimmen aus der Regierungsfraktion. 88 Abgeordnete lehnten das Gesetz ab, 16 enthielten sich der Stimme.
Quelle:focus
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