Laut dem ehemaligen Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte, Armeegeneral Juri Balujewski, wird die derzeitige Verschärfung der Lage in der umstrittenen Kaschmir-Zone zu lokalen Zusammenstößen führen, aber sich nicht – wie auch in den früheren Krisen – zu einem größeren militärischen Konflikt entwickeln.
„Es begann nicht erst gestern und auch nicht heute. Aus militärischer Sicht sollte keine der beiden Seiten mit großangelegten Kampfhandlungen beginnen. Ich denke, dass die lokalen Zusammenstöße anhalten werden, aber mir scheint, es werde keine Verschärfung der militärischen Konfrontation geben“, so Balujewski.
Ihm zufolge wird dieser komplexen Situation heute zu wenig Beachtung seitens der Spitzenpolitiker der Welt geschenkt.
„Alle reden von dem Treffen zwischen Kim Jong-un und Trump und bemerken gar nicht den Konflikt zweier Länder, die Massenvernichtungswaffen besitzen“, sagte der Armeegeneral weiter.
Eine ähnliche Ansicht vertritt der russische Militärexperte Viktor Murachowski, Mitglied des Expertenrates beim militärisch-industriellen Komplex der Russischen Föderation. Ihm zufolge wird das extremste Szenario der Entwicklung des Konflikts, auf das sich heute Indien und Pakistan einlassen könnten, die Kollisionen der Luftwaffe in den angrenzenden Luftzonen vorsehen.
„Ich denke, dass alles so wie auch in den früheren Eskalationsperioden aussehen wird: An der Kontaktlinie werden lokale Zusammenstöße stattfinden, vielleicht werden sie sich zu lokalen Luftkämpfen entwickeln. Aber es ist noch nicht zu beobachten, dass Indien und Pakistan dabei sind, vor Ort Angriffsgruppen für einen großangelegten Konflikt zu bilden“, betonte der Militärexperte.
Kräftegleichgewicht
Der Schlüssel zum Erhalt des Status quo im Konflikt zwischen Indien und Pakistan sei heute ein ungefähr gleiches Verhältnis der Truppenanzahl und des Niveaus ihrer Gefechtsausbildung, so Murachowski.
„Würden wir über die technische Ausrüstung sprechen, so verfügt Indien über modernere Waffensysteme, jedoch sind der Ausbildungsstand der Truppen und die Armeestärke in diesen beiden Ländern ungefähr gleich“, sagte er weiter.
Indien und Pakistan steuern auf einen immer schärferen militärischen Konflikt zu. Laut dem offiziellen Vertreter des indischen Außenministeriums, Ravisch Kumar, hat Indiens Armee einen pakistanischen Kampfjet abgeschossen. Der Meldung des offiziellen indischen Vertreters zufolge hat das indische Militär ein Flugzeug der pakistanischen Luftwaffe über der Kaschmir-Region abgeschossen.
Zuvor hatte der Pressedienst der pakistanischen Armee am Mittwoch gemeldet, Streitkräfte des Landes hätten zwei indische Kampfjets abgeschossen. Der Meldung zufolge hätten die indischen Kampfflugzeuge die Grenze in der Kaschmir-Region verletzt. Beide indische Piloten sollen bereits gefangen genommen worden sein.
Diesem Vorfall war ein Angriff der indischen Luftwaffe gegen ein Trainingslager der bedeutendsten islamistischen Organisation der Mudschaheddin von Pakistan, „Jaish-e Mohammed (JeM)“, im pakistanischen Teil Kaschmirs vorausgegangen. Sie ist in Indien, dem Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten zu einer terroristischen Organisation erklärt worden.
Der erste Vize-Außenminister Indiens, Vijay Gokhale, hatte den Schlag der indischen Luftwaffe auf das Terroristenlager als „absolut notwendig“ bezeichnet, da die Gruppierung „Jaish-e Mohammed“ neue Terrorangriffe in verschiedenen Teilen des Landes vorbereitet und Dschihadisten für diesen Zweck ausgebildet haben soll. Zudem habe Pakistan bisher keine „praktischen Schritte unternommen, die auf die Vernichtung der Infrastruktur der Terroristen auf seinem Territorium abzielen“.
sputniknews
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